Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Piasten: vor 1118 Adelajda/Adelheid von Polen

Kloster Reichenbach am Regen. Romanische Basilika mit zwei Türmen, Langhaus und Seitenschiffen im Stil der Hirsauer Bauschule, ab 1118. Chor von 1300, Turmhelme gotisch, Barockfassade, barocke Klostergebäude ab 1700, Reichenbach (Landkreis Cham, Bayern)
Kloster Reichenbach am Regen. Romanische Basilika mit zwei Türmen, Langhaus und Seitenschiffen im Stil der Hirsauer Bauschule, ab 1118. Chor von 1300, Turmhelme gotisch, Barockfassade, barocke Klostergebäude ab 1700, Reichenbach (Landkreis Cham, Bayern)

Unmittelbar nach seiner Hochzeit mit Adelheid von Polen gründet er 1118 zusammen mit seiner Mutter Liutgard und sicher nicht ohne Beteiligung seiner Ehefrau das Maria Himmelfahrt gewidmete Benediktinerkloster Reichenbach am Regen in der Nähe von Cham (Titelbild). Liutgard, die bereits im Folgejahr stirbt, sorgt noch für die Besiedelung des Klosters mit Benediktinermönchen aus dem in der Oberpfalz gelegenen Kloster Kastl, das sie 1103 zusammen mit ihrem Bruder Gebhard III. von Zähringen, Bischof von Konstanz, gegründet hat. 1122 ist Diepold III. am Zustandekommen des Wormser Konkordats beteiligt und 1125 bei der Thronbesteigung König Lothars III. anwesend. Nach Adelheids Tod 1127 heiratet er zwei weitere Male. 1133 gründet er das Kloster Waldsassen in der Oberpfalz, wenige Kilometer südwestlich von Eger (heute Cheb, Tschechische Republik). Dort soll sich ein Porträtgemälde von Adelheid befinden, das 1795 nach einer Vorlage aus dem Kloster Reichenbach gemalt worden ist.

Diepold und Adelheid haben fünf Kinder. Der einzige Sohn, Diepold IV., heiratet Mathilde von Bayern, Tochter eines Welfen-Herzogs. Die älteste Tochter Adela, Erbin des Egerlandes, ehelicht 1147 oder 1149 in Eger Friedrich Barbarossa, Herzog von Schwaben, kurz vor dessen Aufbruch zum zweiten Kreuzzug oder unmittelbar nach der Rückkehr. Die einhundertfünfzig Jahre später entstandene Gründungsnotiz über die Entstehung des Klosters Waldsassen[1] (die allerdings eher eine Sage ähnelt) berichtet, Diepold habe seiner Tochter Adela das gesamte „territorium“ des Klosters mit in die Ehe gegeben.[2] 1152 wird Friedrich Barbarossa zum König gewählt. Im Jahr darauf, also zwei Jahre vor dessen Krönung zum Kaiser des Römisch-Deutschen Reiches, wird die kinderlose Ehe geschieden. Vermutlich gilt die Markgrafentochter Adela dem neuen König als unebenbürtig. 1156 vermählt sich Barbarossa mit Beatrix von Burgund.[3]

Axel Feuß, Juli 2021

 

Literatur:

Norbert Kersken / Przemysław Wiszewski: Neue Nachbarn in der Mitte Europas: Polen und das Reich im Mittelalter (WBG Deutsch-polnische Geschichte, 1: Mittelalter), Darmstadt 2020

Eduard Mühle: Die Piasten. Polen im Mittelalter, München 2011

Karol Maleczyński: Bolesław III Krzywousty (1975), Krakau 2010

Owald Balzer: Genealogia Piastów, 2. Auflage, Krakau 2005

Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (Rheinisches Archiv, 149; zugleich Dissertation Universität Bonn, 2002), Köln und andere 2004

Kazimierz Jasiński, Rodowód pierwszych Piastów, 2. Auflage, Poznań 2004, Seite 199-203

Robert Treml: Markgraf Diepold III., der Stifter des Klosters Waldsassen, in: Waldsassen. 850 Jahre eine Stätte der Gnade, herausgegeben von Franz Busl, Hof 1983, Seite 23-32

Wolfgang Rappel: Diepoldinger, Markgrafen, in: Bosls bayerische Biographie, herausgegeben von Karl Bosl, Regensburg 1983, Seite 138; Digitalisat: http://bosl.uni-regensburg.de/?seite=154&band=1

Kazimierz Jasiński: Powiązania genealogiczne Piastów (małżenstwa piastowskie), in: Piastowie w dziejach Polski, herausgegeben von Roman Heck, Wrocław 1975, Seite 135-148

Sigmund Ritter von Riezler: Diepold III. (Dietbold I.), in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), Seite 153-154 [Online-Version]; https://www.deutsche-biographie.de/sfz69641.html#adbcontent

(alle Links wurden zuletzt im Juli 2021 aufgerufen)

[1] Fundatio monasterii Waldsassensis, 1290-1310; 1329-39, Berichtszeit 1132, vergleiche Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters, https://www.geschichtsquellen.de/werk/2410

[2] Weller 2004 (siehe Literatur), Seite 84 f.

[3] Ebenda, Seite 88-91