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Brugger, Agnieszka

Agnieszka Brugger
Agnieszka Brugger

Agnieszka Brugger (*1985) – für Europa, Außenpolitik und Menschenrechte im Deutschen Bundestag
 

Als Abgeordnete des Deutschen Bundestages seit 2009 und insbesondere als stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Koordinatorin des Fachbereichs Europa, Außenpolitik und Menschenrechte der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen darf sie an der Gestaltung der deutschen Politik auf internationaler Bühne mitwirken. Als Abgeordnete des Wahlkreises Ravensburg tritt sie zudem für die Interessen der Menschen im ländlichen Raum ein. 

Sie wurde 1985 in Legnica (Polen, Niederschlesien) geboren. 1989, kurz vor dem Mauerfall, kam ihre Familie nach Deutschland. Aufgewachsen ist sie in Dortmund, wo sie 2004 ihr Abitur am katholischen Mallinckrodt-Gymnasium abgelegte. Ab 2004 studierte sie an der Universität Tübingen im Magisterstudiengang Politikwissenschaft, Philosophie und öffentliches Recht, seit 2021 ist sie dort im Bachelorstudiengang Politikwissenschaften mit Nebenfach Öffentliches Recht eingeschrieben. 

2004 wurde sie, noch in Dortmund, Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und der Grünen Jugend. Von 2007 bis 2009 war sie Sprecherin der Grünen Jugend Baden-Württemberg und Mitglied im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg. Als sehr politischer und zum kritischen Hinterfragen erzogener Mensch ist sie der Partei Bündnis 90/Die Grünen beigetreten, weil es ihr wichtig war, mitgestalten zu können, statt sich nur über politische Entscheidungen zu ärgern. 

„Da mir Klimaschutz, der Erhalt unserer Lebensgrundlagen, Solidarität, Feminismus und soziale Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Menschenrechte sehr wichtig sind, kamen für mich nur die Grünen als Partei in Frage“. (Agnieszka Brugger)

Eine „politische Karriere” habe sie nie geplant, sagt Brugger. Als sie 2009 für die Grünen zur Bundestagswahl antrat, wollte sie ihre Partei unterstützen und ein Zeichen für junge Menschen in der Politik senden. Aber sie rechnete nicht damit gewählt zu werden. Als das dann doch geklappt hat, hat sich ihre bisherige Lebensplanung von heute auf morgen sehr verändert. Aber bereut hat sie es nicht, denn sonst wäre sie auch nicht wiederholt angetreten: 

„Für mich ist die Aufgabe als Bundestagsabgeordnete viel mehr als nur ein Beruf. In unserem Parlament sehe ich einen der vielen Orte, an denen man seinen kleinen und bescheidenen Beitrag dazu liefern kann, gemeinsam mit anderen die Welt vielleicht an der ein oder anderen Stelle ein kleines bisschen besser und gerechter werden zu lassen.“ (AB)

Auf ihrem Weg in die Politik ist Agnieszka Brugger auf viele Menschen gestoßen, die sie unterstützt haben, sei es bei der Grünen Jugend oder durch die Heinrich-Böll-Stiftung sowie durch Freunde, die sie mit ihren Impulsen und Ideen zum Nachdenken angeregt haben. 

„Ich hatte das Glück – von der Schule bis zur Partei – immer wieder Menschen zu begegnen, die an mich geglaubt und mich ermuntert haben, Schritte zu gehen, die ich mir allein nicht zugetraut hätte, auf die ich allein sogar nicht gekommen wäre. Ich habe mich auch nie gescheut, nach ehrlichem Feedback zu fragen und es auch anzunehmen.“ (AB)

Die verantwortungsvolle Aufgabe als Mitglied des Deutschen Bundestags bedeutet zwar viel Arbeit, beinhaltet aber auch viel Sinnhaftigkeit und immer wieder auch die Möglichkeit, etwas zum Besseren zu wenden. Bereits in Oppositionszeiten konnte sie viele wichtige Vorhaben mit auf den Weg bringen, auch wenn es selten, wie sie betonte, allein ihre Verdienste waren. Manchmal konnte sie Skandale und Missstände im Rüstungsbereich aufdecken oder aufklären. Zudem hat sie sich als Abgeordnete gegen die Verharmlosung der Gefahr durch Rechtsextremismus und Demokratiefeinde in den Sicherheitskräften eingesetzt.

„Die schönsten Momente waren immer wieder die Situationen, wo wir uns jenseits der üblichen Logik von Koalition und Opposition zusammengetan haben und aus grünen Initiativen interfraktionelle Anträge wurden, die in der Realität etwas verändert haben, zum Beispiel bei der Betreuung und Versorgung von an Körper und Seele verwundeten Soldat:innen oder der Frage der Betreuungskommunikation aus dem Auslandseinsatz.“ (AB)

Als Abgeordnete setzt sie sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Themen auseinander. Manchmal sind es große Fragen, wie der Atomausstieg, das Lieferkettengesetz oder, die Elektrifizierung der oberschwäbischen Südbahn. Manchmal sind es auch sehr konkrete Anliegen von Bürger:innen in ihrem Wahlkreis, wo ihr kleiner Einsatz doch auch einiges bewegen kann. 

Nach der Bundestagswahl 2021 durfte sie das internationale Kapitel des Koalitionsvertrages der Ampelkoalition mitverhandeln. Dabei ist es ihr gelungen, einige wichtige Vorhaben zu verankern, die die Koalition bereits umgesetzt hat. So ist Deutschland als Beobachter dem Atomwaffenverbotsvertrag beigetreten und setzt damit ein klares Zeichen für eine atomwaffenfreie Welt. In der Koalition setzt sie sich auch weiterhin dafür ein, dass es endlich ein Gesetz für ein restriktives Rüstungsexportkontrollgesetz gibt. Ein weiterer großer Erfolg ist die Verabschiedung der Leitlinien zur Feministischen Außenpolitik, für die sie in den Verhandlungen hart und zugleich geschickt werben musste. 

„Seit vielen Jahren setze ich mich für eine Außenpolitik ein, die alle Menschen in den Blick nimmt und nicht wie in der Vergangenheit vor allem von und für Männer gestaltet wird. Denn wenn auch die Perspektiven von Frauen und marginalisierten Gruppen in unsere Außenpolitik einfließen, profitiert letztendlich die ganze Gesellschaft.“ (AB)

Auf ihrem persönlichen Weg hat es ihr immer sehr geholfen, sich mit anderen Frauen auszutauschen, sowohl mit Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie sie, als auch mit solchen mit ganz anderen Perspektiven: 

„Ich finde es wichtig, mich mit anderen Frauen für gemeinsame Anliegen zu verbünden, aber auch in gelebter Frauensolidarität füreinander einzutreten, sich gegenseitig zu unterstützen und zu stärken. Daher war es mir auch immer ein Anliegen, die Unterstützung, die ich geschenkt bekommen habe, an andere Frauen weiterzugeben.“ (AB)

Mit Blick auf Polen machen ihr besonders die Angriffe auf das Justizsystem und die fortschreitende Einschränkung von Frauen-, LGBTQ*- und Minderheitenrechten Sorgen. Es ist ihr in den deutsch-polnischen Beziehungen ein wichtiges Anliegen, Vertreter:innen der Zivilgesellschaft zu unterstützen, die für Demokratie und Menschenrechte in Polen eintreten, und ihre Stimmen zu hören. Auch in der polnischen Community in Deutschland gibt es so viele engagierte Menschen, die sich unermüdlich für Demokratie und eine gerechtere Gesellschaft in Polen und in Deutschland einsetzen. 

„Mir ist es ein großes Anliegen, dass Menschen, die in Deutschland leben, sich an unserer Gesellschaft beteiligen und sich demokratisch engagieren können und Barrieren für ein solches Engagement abgebaut werden.“ (AB)

Damit das gelingt, setzt sie sich auch für den Austausch von jungen Menschen sowie für die Stärkung der europäischen Perspektive und eine lebendige Erinnerungskultur ein, die aus dem Nichtvergessen der deutschen Verbrechen der Vergangenheit eine Verantwortung für Menschenrechte und Versöhnung im Heute stärkt.

 

Kontakt: agnieszka.brugger@bundestag.de

 

Anna Stahl-Czechowska, November 2023 

(Der Text wurde auf der Grundlage eines schriftlichen Interviews erstellt.)