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Józef Brandt

Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

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Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910.
Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

Józef Stanisław Brandt wächst in einer wohlhabenden Familie des polnischen Kleinadels auf, in der ein akademisches Studium, kulturelle Bildung in Form von Musik, Literatur und bildender Kunst und der Besitz von landwirtschaftlichen Gütern geradezu selbstverständlich sind. Er wird am 11. Februar 1841 in der Kleinstadt Szczebrzeszyn fünfzig Kilometer südöstlich von Lublin, wo sein Vater als Chefarzt in einem Krankenhaus arbeitet, geboren. Sein Großvater, Franciszek Antoni (1777-1837), hat als Mediziner und Professor der Anatomie große Verdienste um das Warschauer Gesundheitswesen erworben und ist dafür in den Adelsstand erhoben worden. Der Vater, Alfons Jan (1812-1846), hat während seiner Gymnasial- und Studienzeit zu einem Kreis junger Adliger um den Komponisten Frédéric Chopin gehört, ist ebenfalls Doktor der Medizin und Chirurg geworden, stirbt aber im Alter von 34 Jahren infolge einer Typhus-Epidemie, als Józef fünf Jahre alt ist. Die Mutter, Anna Krystyna (1811-1878), zieht ihren Sohn in Warschau groß, unterstützt von ihrem Bruder, dem Gutsbesitzer und Pferdeliebhaber Stanisław Lessel, ihrem Schwager, dem Arzt Adam Bogumił Helbich, und Józefs Patenonkel, Graf Andrzej Zamoyski. Schon die Mutter ist eine talentierte Amateurmalerin und auch Onkel Lessel malt, pflegt enge Kontakte zu Künstlern und besitzt eine Kunstsammlung. Auch Helbich, dessen Gut Konary bei Radom Lessel zeitweise pachtet, ist Kunstsammler. Der Großvater mütterlicherseits, Friedrich/Fryderyk Albert Lessel (1767-1822), ein aus Dresden stammender Architekt, ist Stadtbaumeister von Warschau gewesen und hat fürstliche Residenzen und großbürgerliche Mietshäuser gebaut.[24]

Józef verbringt die Sommerferien bei den Lessels auf Gut Konary[25] oder bei seinem Schulfreund Aleksander Pruszak (1837-1873), dessen Vater ebenfalls zum Kreis um Chopin gehört hat, auf Gut Orońsko. Schon als Kind ist er ein passionierter Reiter. Seine Gymnasialzeit auf dem Warschauer Adelsinstitut/Instytut Szlachecki schließt er 1858 mit Auszeichnung ab. Im Jahr darauf schickt ihn Zamoyski zum Ingenieurstudium auf die École Nationale des Ponts et Chaussées nach Paris, das er jedoch nach einem Jahr aufgibt, um Malerei zu studieren. Mit einem Empfehlungsschreiben von Lessel sucht er Kontakt zu dem Maler von Jagd-, Schlachten- und Pferdeszenen, Juliusz Kossak (1842-1899), der in Lemberg an der Malschule von Jan Maszkowski (1793-1865) studiert hat und von 1855 bis 1860 in Paris lebt. Zusammen mit Kossak besucht er die Pariser Museen und erhält vermutlich auch ersten Malunterricht von ihm. Außerdem studiert er bei dem Historienmaler Léon Cogniet (1794-1880) und bei dessen Schüler, dem aus Lemberg stammenden Henryk Rodakowski (1823-1894). Zusammen mit Kossak reist er mehrfach zu Malstudien nach Wolhynien, Podolien und Bessarabien. In Paris oder Warschau lernt er den achtzehn Jahre älteren Porträtmaler Józef Simmler (1823-1868) kennen, der ab 1840 in München unter anderem bei Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) studiert hat. Simmler, Kossak und Lessel bestärken Brandt darin, sein Studium in München fortzusetzen. Die Hauptstadt des Königreichs Bayern ist für die hohe Qualität der künstlerischen Ausbildung an der dortigen Kunstakademie, für ihre bedeutenden Kunstsammlungen und die liberale Einstellung der Bevölkerung bekannt, weshalb seit den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts zahlreiche Polen in München ein Kunststudium aufgenommen haben.[26]

 

[24] Tomasz Adam Pruszak: Józef Brandt w kręgu rodziny i przyjaciół/Józef Brandt with his family and friends, in: Ausstellungs-Katalog Orońsko 2015 (siehe Literatur), Seite 53-55

[25] Heute Pałac Domaniowski, http://www.polskiezabytki.pl/m/obiekt/3976/Konary/ (aufgerufen am 14.11.2017)

[26] Axel Feuß: Polnische Künstler in München 1828-1914, auf Porta Polonica, http://www.porta-polonica.de/de/Atlas-der-Erinnerungsorte/polnische-kuenstler-muenchen-1828-1914