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Józef Brandt

Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

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Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910.
Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

1862/63 geht Brandt zum Studium nach München und setzt dort seine Malstudien im privaten Atelier des Historienmalers Alexander Strähuber (1814-1882), eines Schülers von Schnorr von Carolsfeld, fort. Am 17.2.1863 immatrikuliert er sich an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, beginnt wie die meisten Akademieschüler in der Antikenklasse[27] und studiert dann bei Carl von Piloty, der vorwiegend historische Szenen malt.[28] Schlachten- und Pferdebilder, wie er sie bei Kossak gesehen hat, findet er jedoch außerhalb der Akademie bei Franz Adam (1815-1886),[29] der 1860 aus Italien nach München gekommen ist und in dessen Privatatelier Brandt sich vor allem weiterbildet. Außerdem besucht er Aquarellkurse bei Theodor Horschelt (1829-1871), der für Kriegsszenen aus dem Kaukasus und aus Algerien bekannt ist.

Schon zu dieser frühen Zeit tritt Brandt mit eigenen Werken an die Öffentlichkeit. 1863 zeigt er in Krakau in der Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie das Gemälde „Der Marsch der Lisowskis“ (poln. Pochód Lisowczyków, Abb. 6), das so viel Zustimmung und Anerkennung erfährt, dass der Vorstand der Gesellschaft es als Jahresgabe für die Mitglieder von dem Kupferstecher Hermann Droehmer (1820-1890) in Berlin reproduzieren lässt. Die Szene zeigt einen Einsatz der Lisowski-Kosaken, einer ursprünglich von dem litauischen Adligen Aleksander Lisowski (um 1580-1616) rekrutierten und ausgebildeten Reitertruppe, im Polnisch-Osmanischen Krieg 1620-21, mit dem sich Brandt künftig in weiteren Gemälden beschäftigen wird. Das Bild belegt, dass er dieses malerische Genre bereits virtuos beherrscht und seinen Lehrer Adam mit der prägnanten Farbigkeit, der gekonnten Perspektive, der Lebendigkeit der Szene und der Eleganz der Pferde längst überflügelt hat.

Auch Genremotive entstehen wie „Juden führen Pferde auf den Markt“ (um 1865, Abb. 7) und „Polnische Bauerngespanne“ (1865, Abb. 8), die in Aufbau und Perspektive, der Charakteristik der Pferde und den Gesten der beteiligten Figuren dem vorangegangenen Kosakenbild ähnlich sind.[30] Dieses ist ja ebenfalls kein Schlachtengemälde, denn die hauptsächlichen Bildelemente, neben den Tierstudien die pittoresken Kostüme und Wagen, sind eigentlich Genremotive. Brandts anhaltendes Interesse an Themen des 17. Jahrhunderts, dem Zeitalter der polnischen Kriege, sowie der Landschaft und der Volkskultur der polnischen Grenzgebiete ist dem frühen Einfluss von Kossak und den gemeinsamen Reisen zuzuschreiben, von denen Brandt sicher Skizzen mitgebracht und bei diesen Gemälden verwendet hat.

 

[27] Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 01934 Josef Brandt, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1863/matrikel-01934 , Digitalisat: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00004661/images/index.html?id=00004661&fip=217.237.113.238&no=&seite=197 (aufgerufen am 16.11.2017)

[28] Carl Theodor von Piloty: Gründung der Liga durch Herzog Max I. von Bayern, 1852; Columbus, 1865; Thusnelda im Triumphzug des Germanicus, 1873, alle Neue Pinakothek, München

[29] Franz Adam: Weißes Maultier, um 1870/80; Vor dem Ausritt, 1871, beide Neue Pinakothek, München; Szene aus dem österreichisch-italienischen Krieg, 1872, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München

[30] Die dunkeltonige Farbigkeit bzw. der gelbstichige Gesamteindruck des Bildes aus dem Münchner Lenbachhaus (Abb. 8) ist vermutlich auf Verschmutzung und gealterten Firnis zurückzuführen.