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Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Wasa: 1642 Anna Katharina Konstanze von Polen

Johann Spilberg (1619-1690): Bildnis der Anna Katharina Konstanze von Polen
Johann Spilberg (1619-1690): Bildnis der Anna Katharina Konstanze von Polen, Gemahlin des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg (1619-1651), 1648. Öl auf Leinwand, 120,5 x 94,3 cm, Inv. Nr. 6728 (aus Schloss Neuburg), Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Im Jahr ihrer Hochzeit schenkt Anna Katharina Konstanze der Neuburger Hof- und Jesuitenkirche ein Ziborium, also einen Kelch mit abnehmbarem Deckel zum Aufbewahren der geweihten Hostien, mit einer Kuppa aus Achat und Montagen aus vergoldetem Silber, Perlen, Edelsteinen und Email, mit einem geschätzten Wert von über sechstausend Talern,  das sich heute noch (mit späteren Ergänzungen) im Kirchenschatz befindet. Eine aus Polen mitgebrachte Kopie des Gnadenbildes von Tschenstochau wird in der Fürstenloge aufgestellt. Als weitere Geschenke an die Hofkirche sind zahlreiche kostbare Textilien, eine goldene Rose als Geschenk König Sigismunds III., mit Perlen und Edelsteinen besetzte Skulpturen, ein silbernes Reliquiar, Kruzifixe, silberne Lampen und die Reliquie einer Hirnschale des heiligen Stanislaus Kostka überliefert. Die Düsseldorfer Jesuitenkirche St. Andreas erhält von Anna Katharina Konstanze eine Kinnladen-Reliquie des heiligen Apostels Andreas sowie eine 1620 in Augsburg gefertigte massive Silberstatue des Heiligen, die sich heute noch in der Kirche befindet, als Geschenk. Dem Neuburger Jesuitenkolleg lassen Philipp Wilhelm und seine Frau regelmäßig größere Summen zukommen. Das Ehepaar gilt als streng religiös und verpasst kaum einen Gottesdienst und kein kirchliches Fest.

1642 und im Folgejahr besuchen die Eheleute den Wallfahrtsort Altötting und stiften zunächst das Hochzeitskleid, Schmuck und silbernes Gerät, später diamant- und rubinbesetzte Goldkronen und eine silberne Figurengruppe der Heiligen Familie für den dortigen Liebfrauen-Altar. 1645 bringt Anna Katharina Konstanze einen totgeborenen Sohn zur Welt. Als sie 1651 vor Truppen nach Köln flieht, die wegen des weiterhin ungelösten Jülich-Kleveschen Erbstreits aus Brandenburg anrücken, stirbt sie dort im Oktober des Jahres nach einem Schwächeanfall. Bestattet wird sie in der Düsseldorfer Andreaskirche. 1716/17 wird an der Nordseite der Kirche durch den venezianischen Hofbaumeister Simone del Sarto für die herzogliche Familie ein Mausoleum errichtet (Abbildung unten), in dem auch der Sarg von Anna Katharina Konstanze aufgestellt ist. 

Philipp Wilhelm, der schon seit 1644 für seinen Vater in Neuburg regiert hat, übernimmt nach dessen Tod 1653 auch die Regierung in Jülich und Berg. Im selben Jahr heiratet er die zwanzig Jahre jüngere Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt (1635-1709), die Tochter des Landgrafen Georg II., die wenig später in der Düsseldorfer Andreaskirche von lutherischen zum katholischen Glauben übertritt. Mit Brandenburg wird erst 1666 im Vertrag von Kleve ein Vergleich im Jülich-Kleveschen Erbstreit geschlossen. 1685 wird Philipp Wilhelm nach dem Aussterben der Linie Pfalz-Simmern Kurfürst der Pfalz. In einem erneuten Erbstreit über Teile der Pfalz, diesmal mit dem französischen König Ludwig XIV., besetzen im Herbst 1688 französische Truppen das Land. Philipp Wilhelm reist im Frühjahr 1690 zur kaiserlichen Familie nach Wien, wo er am 12. September stirbt.

Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg und Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt haben zusammen siebzehn Kinder, von denen vierzehn das Erwachsenenalter erreichen. Außer einigen Söhnen, die geistliche Ämter übernehmen, verheiraten sie ihre Kinder in ein Netzwerk von Ehen, das sich über ganz Europa erstreckt. Die Tochter Eleonore Magdalene heiratet 1676 Kaiser Leopold I., wodurch die Eheleute von Pfalz-Neuburg zu Schwiegereltern des Kaisers werden. Johann Wilhelm heiratet 1678 Erzherzogin Maria Anna Josepha von Österreich und 1691 Anna Maria Luisa de’ Medici. Karl Philipp heiratet 1688 die Polin Luise Charlotte Radziwill, Witwe des Prinzen Ludwig von Brandenburg, 1701 die polnische Fürstentochter Theresa Katharina Lubomirska. Marie Sophie Elisabeth ehelicht 1687 König Peter II. von Portugal aus dem Haus Braganza, Maria Anna Adelheit 1690 König Karl II. von Spanien. Philipp Wilhelm August heiratet im selben Jahr Anna Maria Franziska von Sachsen-Lauenburg, Dorothea Sophie Herzog Odoardo II. Farnese von Parma und Piacenza, sechs Jahre später dessen Bruder Francesco. Hedwig Elisabeth Amalia ehelicht 1691 den polnischen Prinzen Jakob Louis Heinrich Sobieski, den ältesten Sohn des polnischen Königs Johann III./Jan III Sobieski. Vier Söhne werden Bischöfe von Köln, Worms, Augsburg, Trier, Mainz und Breslau.

 

Axel Feuß, November 2021

 

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