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Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Radziwiłł: 1681 Luise Charlotte Radziwill

Jacques Vaillant (1643-1691): Prinzessin Louise Charlotte von Radziwill
Jacques Vaillant (1643-1691): Prinzessin Louise Charlotte von Radziwill, Markgräfin von Brandenburg mit dem Bildnis ihres Gatten, des Markgrafen Ludwig, 1688. Öl auf Leinwand, 122 x 98 cm, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schlo

1681 Luise Charlotte (Caroline) Radziwill/Ludwika Karolina Radziwiłłówna (1667-1695), Tochter von Fürst Boguslaw Radziwill/Bogusław Radziwiłł (1620-1669), Herzog von Birsen/ Birże und Dubinki, brandenburgischer Generalleutnant und Statthalter des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Herzogtum Preußen, heiratet Ludwig von Brandenburg (1666-1687), Prinz und später Markgraf von Brandenburg

 

Luise Charlotte ist die Enkelin von Janusz (VI. dem Älteren) Radziwiłł (1579-1620), der 1613 Elisabeth Sophie von Brandenburg (1589-1629) geheiratet hat. Deren einziger überlebender Nachkomme, Bogusław Radziwiłł, und dessen Ehefrau und Cousine ersten Grades, Anna Maria Radziwiłł (1640–1667), sind ihre Eltern.[1] Sie ist also bereits mit den Hohenzollern und dem Haus Brandenburg verwandt und als einziges Kind ihrer Eltern Alleinerbin der calvinistischen Linie der Fürsten Radziwiłł von Birże und Dubinki. Mit ihr wird diese Linie der Familie Radziwiłł aussterben. Wie ihr Großvater und ihr Vater engagiert sie sich für die litauischen Calvinisten.

Geboren wird sie am 27. Februar 1667 in Königsberg im Herzogtum Preußen. Ihr Vater Bogusław Radziwiłł, mütterlicherseits Enkel des Markgrafen Johann Georg von Brandenburg (1525-1598), hat im Zweiten Nordischen Krieg zwischen Schweden und Polen 1655-61 auf den Seiten Schwedens und Brandenburgs gekämpft und mit dazu beigetragen, dass Preußen die polnische Lehnsherrschaft hat abschütteln und souverän werden können. 1657 ernennt ihn Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), der Große Kurfürst, zu seinem Statthalter in Preußen, wodurch dieser sich einen Einfluss auf Polen-Litauen verspricht. Radziwiłł seinerseits hofft, durch den Posten seine fürstliche Stellung in Litauen zu erhalten und seinen Stand als Magnat in Polen zurückzugewinnen, nachdem der polnische König Johann II. Kasimir Wasa im selben Jahr seine öffentliche Unterwerfung erzwungen hat.

Auch in den folgenden Jahren spielt Radziwiłł in wechselnden Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg, Schweden, Polen und Russland eine wichtige Rolle. 1665 heiratet er, um den Besitz der Radziwiłł zu erhalten, die fünfundzwanzigjährige Tochter Anna Maria seines Cousins Janusz Radziwiłł des Jüngeren (1612–1655) und dessen Ehefrau Katarina Potocka (um 1616-1642). Anna Maria stirbt bereits zwei Jahre später bei der Geburt ihrer Tochter Luise Charlotte. Fürst Bogusław Radziwiłł erliegt zwei Jahre darauf, 1669, vor den Toren von Königsberg in einem Reisewagen einem Schlaganfall. Beide Eheleute sind in der Grablege der Kurfürsten von Brandenburg im Königsberger Dom beigesetzt (Abbildung unten).[2] Die zweijährige Luise Charlotte wird fortan unter Aufsicht von zahlreichen Vormündern wie dem Großen Kurfürsten, Verwandten aus der Familie Radziwiłł und calvinistischen Glaubensbrüdern in Königsberg und am Hof in Berlin aufgezogen.

Ihre Eltern haben ihr ein beträchtliches Vermögen und umfangreiche Besitzungen in Litauen hinterlassen, darunter über eintausend Dörfer, mehrere Städte und die Schlösser von Birże (Abbildung unten) und Dubinki.[3] Diesen Besitz will der Große Kurfürst durch Heirat mit einem seiner Söhne für Brandenburg-Preußen sichern, während der polnische König Johann III./Jan III Sobieski seinen Sohn Jakob Louis Heinrich/Jakub Ludwik Henryk als Ehemann für Luise Charlotte sehen will. Daraufhin sendet Kurfürst Friedrich Wilhelm 1680 seinen jüngsten Sohn aus der ersten Ehe mit Luise Henriette von Oranien (1627-1667), den vierzehnjährigen Ludwig, nach Königsberg, der um die Hand der dreizehnjährigen Luise Charlotte anhalten soll. Die Ehe wird im Folgejahr, also 1681, in Königsberg geschlossen. Nach einer drohenden Beschlagnahme von Luise Charlottes Besitzungen durch den polnischen König und kontroversen Diskussionen im Sejm, der der Heirat schließlich zustimmt, muss der Große Kurfürst eine Ablösesumme von 40.000 Talern an Polen zahlen.

 

[1] Bogusław Radziwiłł (1620-1669) und der Vater von Anna Maria, Janusz Radziwiłł (1612–1655), sind Vettern. Gemeinsamer Großvater ist Krzysztof Mikołaj Radziwiłł (1547-1603, genannt Piorun).

[2] Wesentliche Teile der Epitaphien für Bogusław und Anna Maria Radziwiłł sind nach Kriegszerstörungen bis heute im Dom zu Kaliningrad erhalten, vergleiche https://web.archive.org/web/20160304213420/http://sobor-kaliningrad.ru/deu/die_geschichte_des_domes.html (dort Abbildung)

[3] Das Schloss von Birże (heute Biržai, Litauen) wird 1638-40 auf dem Platz eines Vorgängerbaus des 16. Jahrhunderts von Luise Charlottes Großvater mütterlicherseits, Janusz Radziwiłł dem Jüngeren (1612-1655), erbaut, an ihren Vater Bogusław und schließlich an sie weitervererbt. Nach ihrem Tod geht es an ihre Tochter, Elisabeth Auguste Sofie von der Pfalz (1693-1728), wird im Dritten Nordischen Krieg 1704 dauerhaft zerstört und erst 1978-85 rekonstruiert. Das Schloss von Dubinki (heute Dubingiai, Litauen) wird nach Bogusławs Tod von der Familie Radziwiłł aufgegeben und verfällt. Heute sind nur die Grundmauern erhalten.

Unmittelbar nach der Hochzeit reist das Paar nach Berlin, wo es offenbar – wie der kurfürstlich-brandenburgische Legationsrat, Theologe und Dichter Johann von Besser (1654-1729) in einem in Cölln bei Berlin gedruckten Festgedicht schreibt (siehe PDF) – mit einem Festzug empfangen wird. Anschließend lebt das Paar am Berliner Hof. Ludwig (Abbildung unten) ist er Ururgroßneffe von Luise Charlottes Großmutter Elisabeth Sophie von Brandenburg.[4] Vermutlich aus Anlass der Hochzeit entsteht das repräsentative Porträt eines unbekannten Malers, das Luise Charlotte in einem reich bestickten roten Kleid und mit einem Hermelinumhang zeigt und das sich heute im Besitz der Polnischen Akademie der Wissenschaften auf Schloss Kórnik befindet (Abbildung unten). In den Jahren nach ihrer Heirat engagiert sich Luise Charlotte vor allem für die kirchliche Erziehung in den ihr gehörenden Ländereien in Litauen. Sie finanziert den Druck calvinistischer Literatur in litauischer Sprache, richtet Stipendien für Theologiestudenten an den Universitäten von Königsberg, Berlin und Frankfurt (Oder) ein und unterstützt Kirchengemeinden in Litauen.

Ludwig hält sich nach der Hochzeit in Utrecht auf und kehrt 1683 nach Potsdam zurück. Der Große Kurfürst versucht in diesen Jahren ihn und seine Brüder als Erben des kinderlosen Statthalters der Niederlande und Königs von England, Wilhelm III. Prinz von Oranien (1650-1702), zu etablieren. Denn Ludwigs Mutter ist die Tante von Wilhelm III. gewesen. Die daraus resultierenden Erbstreitigkeiten werden erst fünfzig Jahre später, 1732, beigelegt. Ludwig stirbt unerwartet am Morgen des 7. April 1687 nach einem Hofball im Potsdamer Schloss, wobei die Hofgesellschaft einen Giftmord aufgrund von Erbstreitigkeiten unter den Söhnen aus den verschiedenen Ehen des Großen Kurfürsten vermutet. Der erst 21jährige Markgraf wird in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms beigesetzt. Mit seinem Tod fallen den Hohenzollern die Herrschaften Tauroggen/Taurogi und Serrey/Sereje in Litauen zu, die Luise Charlotte als Mitgift in die Ehe eingebracht hat. Die Ehe ist kinderlos geblieben.

Vermutlich mit Ablauf des Trauerjahrs im Frühjahr 1688 wird das dem brandenburgischen Hofmaler Jacques Vaillant (1643-1691) zugeschriebene Porträt von Luise Charlotte entstanden sein, das diese mit einem Memorialbild ihres verstorbenen Gatten zeigt (Titelbild). Nach Ludwigs Tod bemühen sich mehrere deutsche Fürsten um eine Heirat mit Luise Charlotte, aber auch Jakob Louis Sobieski, der schließlich mit Zustimmung des Großen Kurfürsten als aussichtsreichster Kandidat gilt. Luise Charlotte gibt Sobieski ein Eheversprechen, das sie jedoch bricht und nach einer durch Kaiser Leopold I., den inzwischen regierenden Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg und das Haus Pfalz-Neuburg organisierten Intrige heimlich im August 1688 in Berlin den Kurprinzen Karl Philipp von der Pfalz (1661-1742) heiratet. In Polen hat dieser Betrug erneute Auseinandersetzungen im Sejm um Luise Charlottes Besitz und Geldforderungen an den Großen Kurfürsten zur Folge.

 

Axel Feuß, November 2021

 

 

[4] Gemeinsamer Urahn ist Johann Georg Markgraf von Brandenburg (1525-1598). Die Großmutter von Luise Charlotte, Elisabeth Sophie von Brandenburg, ist dessen Tochter. Der Ururgroßvater von Ludwig, Joachim Friedrich Kurfürst von Brandenburg (1646-1608) ist dessen Sohn. Ludwig ist also ein Neffe dritten Grades von Luise Charlotte.

 

Literatur:

Alexandra Nina Bauer: Fato dignus meliori (Er war eines besseren Schicksals würdig). Anmerkungen zum Leben des Markgrafen Ludwig von Brandenburg (1666 - 1687), jüngster Sohn der Louise Henriette van Oranje-Nassau (1627 - 1667), in: Jaarboek Oranje-Nassau 2015, Den Haag 2015

Friedrich Wielgus: Radziwill, Luise Charlotte, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band 7, Herzberg 1994, Spalte 1234 f.

Tadeusz Wasilewski: Ludwika Karolina (z domu Radziwiłł), in: Polski Słownik Biograficzny, Band 18, 1973, Seite 110

Jörg Jacoby: Boguslaus Radziwill. Der Statthalter des Großen Kurfürsten in Ostpreußen (Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas, 40), Marburg/Lahn 1959

Antoni Zygmunt Helcel: O dwukrotném zamężciu Xiężniczki Ludwiki Karoliny Radziwiłłownéj, i wynikłych ztąd w Polsce zamieszkach. Przyczynek do dziejów panowania Jana III., Krakau 1857, Online-Ressource: https://polona.pl/item/o-dwukrotnem-zamezciu-xiezniczki-ludwiki-karoliny-radziwillownej-i-wyniklych-ztad-w,Njc4NjA0Mzk/0/#info:metadata

 

Online:

Alexandra Nina Bauer: Prinzessin Louise Charlotte von Radziwill (1667-1696), Markgräfin von Brandenburg mit dem Bildnis ihres Gatten …, auf: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Gemäldesammlung, https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=38772

Tadeusz Wasilewski, auf Internetowy Polski Słownik Biograficzny, https://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/ludwika-karolina-z-domu-radziwill

(Alle Links wurden zuletzt im November 2021 aufgerufen.)

 

Mediateka
  • Grabmal Anna Maria und Bogusław Radziwiłł, 1667-69

    Grabmal für Anna Maria und Bogusław Radziwiłł im Dom zu Königsberg, aus: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen, Band 1, Königsberg 1926
  • Festgedicht für Ludwig und Luise von Brandenburg, 1681

    Johann von Besser (1654-1729), Festgedicht auf die Hochzeit von Ludwig von Brandenburg und Luise Prinzessin Radziwill, Cölln an der Spree 1681
  • Ludwika Karolina Radziwiłłówna, um 1681

    Unbekannter Maler: Bildnis Ludwika Karolina Radziwiłłówna, um 1681. Öl auf Leinwand, 90,5 x 72,5 cm
  • Ludwig von Brandenburg, 1685/87

    David van der Plas (1647-1704): Bildnis Ludwig Markgraf von Brandenburg, 1685/87. Kupferstich, 37,2 x 28,3 cm
  • Schloss Biržai, Litauen

    Schloss Biržai, Litauen, 1638-40 errichtet unter Janusz Radziwiłł dem Jüngeren (1612-1655) nach einem Vorgängerbau des 16. Jahrhunderts. 1704 zerstört, 1978-85 rekonstruiert