Bender, Stanisław

Vor der Barmitzvah (Alter Mann beim Anlegen der Teffilin an den Arm eines Jungen)
Vor der Barmitzvah (Alter Mann beim Anlegen der Teffilin an den Arm eines Jungen), vermutlich aus der Sammelmappe Stanislaus Bender, Frankfurt am Main 1919.

Bender, Stanisław (Stanislaw, Stanislaus Bender), polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. Ab 1908 Student der Akademie der Bildenden Künste München, seitdem in München ansässig. *1882 Łódź, †1975 München. Geboren in einer jüdischen Familie, verbringt er seine Jugend in Łódź. Nach dem Gymnasialabschluss arbeitet er in einer lithographischen Anstalt und beginnt autodidaktisch zu malen. Von einer Gruppe in Łódź lebender Künstler entdeckt und gefördert, studiert er ab 1904 in Paris an der Académie Julian bei Jean-Paul Laurens (1838-1921) und Jules Joseph Lefebvre (1834-1912). Am 30.10.1909 Eintritt in die Zeichenklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bei Peter Halm (1854-1923, Radierkunst) und Ludwig von Herterich (1856-1932). Zum Gelderwerb gestaltet er Plakate und Innendekorationen. Seitdem lebt er in München, erscheint aber 1921-23 mehrfach in Łódź, um an Ausstellungen jüdischer Künstler teilzunehmen und Auftragsarbeiten auszuführen. In den 1930er-Jahren geht er zusammen mit seiner Tochter Marylka nach Paris; nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen nimmt er Zuflucht in Lourdes. Nach dem Zweiten Weltkrieg lässt er sich wieder in München nieder. ­– B. malt vorwiegend dunkeltonige realistisch gehaltene jüdische Sujets aus dem chassidischen Leben in kräftigen Farben, Porträts zeitgenössischer Persönlichkeiten sowie Landschaftsbilder und Genreszenen aus Bayern. 1919 erscheint bei Kauffmann in Frankfurt eine Sammelmappe mit 12 Bildreproduktionen aus dem jüdischen Leben, im selben Jahr im Verlag F. Bruckmann in München eine Serie von Postkarten mit jüdischen Sujets, 1921 bei Lehrberger in Frankfurt die „Erzählung von dem Auszuge Israels aus Ägypten für die beiden ersten Peßachabende“ von Selig Bamberger mit Benders Illustrationen (in der 11. Auflage in Frankfurt 1938). 1947 malt er ein Altarbild mit der Marienerscheinung der Hl. Bernadette für eine der Kirchen in Lourdes. Im Jüdischen Museum Berlin befinden sich Reproduktionen seiner Werke, in zahlreichen deutschen Bibliotheken die Sammelmappe von 1919 sowie Ausgaben der von ihm illustrierten Bücher. Gelegentlich erscheinen Werke im Auktionshandel.

 

Literatur: Karl Schwarz: Stanislaw Bender, in: Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum, Heft 5 (Mai), Berlin 1911, Spalte 409-412; Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Band 8, München/Leipzig 1994, S. 622

Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 3, Akademie der Bildenden Künste München, 03827 Stanisl. Bender, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1909/matrikel-03827

Muzeum Uniwersyteckie, Uniwersytet Mikołaja Kopernika: Das Leben im Shtetl in der polnisch-jüdischen Kunst im 20. Jahrhundert, http://www.muzeum.umk.pl/wystawy_sztetl_artysci.html

Baedeker łódzki, http://baedekerlodz.blogspot.com/2015/09/stanisaw-bender-artysta-zapomniany.html

Central Judaica Database, http://judaika.polin.pl/dmuseion/docmetadata?id=7033&show_nav=true

Sammlungen des Jüdischen Museums Berlin, http://objekte.jmberlin.de/person/jmb-pers-141310

 

Axel Feuß, März  2017

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