Krenz, Anna

Anna Krenz
Anna Krenz

Anna Krenz (*1976) – für gesellschaftspolitische und historische Themen der Frauen in Berlin 
 

Sie ist Künstlerin, Architektin, Redakteurin und Aktivistin. 1976 in Poznań geboren, schloss sie ihr Studium an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Poznań ab und absolvierte einen Master in Energy, Environment and Sustainable Design an der Architectural Association School of Architecture in London. Sie stellt ihre Werke in Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Polen und der Welt aus und schafft engagierte Kunst. Sie beschäftigt sich mit Frauenfragen, gesellschaftspolitischen Themen, Stereotypen und Religion, die sie mit Ironie und Humor verbindet

Als die PiS (die Partei „Recht und Gerechtigkeit“) 2015 in Polen die Macht übernahm, engagierte sie sich aktivistisch. Einige Monate später, im April 2016, gründete sie die Gruppe Dziewuchy Berlin – ein informelles feministisches Kollektiv, das Solidaritätsdemonstrationen mit polnischen Frauen und Solidaritätsaktionen mit Frauen und LGBT+ aus der ganzen Welt organisiert und für die Rechte der Frauen in Deutschland zur Abtreibung und zur Streichung des Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch kämpft. Sie gab den Dingen die Form und beschäftigte sich hauptsächlich mit den künstlerischen Aufgaben des Kollektivs. Ihre künstlerische Aktion „Global Scream“, also eine Schreiminute (#AufschreiGlobal, #GlobalScream), wurde 2019 zu einer Vorzeigeaktion in ganz Deutschland und darüber hinaus. 

Für seine Aktivitäten bekam das Kollektiv Auszeichnungen wie den Green Pussyhat – einen grün-feministischen Preis im Jahr 2018 und den renommierten Clara-Zetkin-Frauenpreis im Jahr 2021, für seine beeindruckende Entwicklung von einer Gruppe polnischer Migrantinnen, die 2016 um Solidarität baten, über aktive und kreative Beiträge zur feministischen Gemeinschaft in Deutschland, bis hin zur Verleihung eigener Auszeichnungen im Jahr 2022.

Anna Krenz schrieb einen neuen und aktualisierten deutsch-polnischen Vertrag, der die Grundlage für den Siostry*-Preis wurde, den das Kollektiv Dziewuchy Berlin an Aktivist:innen aus Polen und Deutschland 2022 verleiht. Im Rahmen ihrer Aktivitäten und ihres internationalen Netzwerks initiierte sie auch den Polnischen Frauenrat+ (International Council of Polish Women+), der am 8. März 2021 gegründet wurde und etwa 40 polnische Frauen aus 13 Ländern zusammenbringt. 

„Für mich war es wichtig, dass auch im Ausland lebende Polinnen eigene Organisationen haben, die sich um ihre Interessen kümmern. Polnische Aktivistinnen engagieren sich hauptsächlich in Solidaritätsaktionen mit Frauen in Polen, aber niemand in ihren Ländern kümmert sich um sie, niemand vertritt ihre (Migrantinnen-)Interessen. Sie müssen es selbst tun – dafür wurde der Rat gegründet“. (Anna Krenz)

Damit Dziewuchys Aktivitäten nicht nur auf politische Ereignisse reagieren, führt sie auch künstlerische und historische Projekte durch. Gemeinsam mit Ewa Maria Slaska realisieren sie ein Projekt zum Gedenken an eine Posener Untergrundaktivistin, die im Alter von 22 Jahren im Berliner Strafgefängnis Plötzensee (1942) enthauptet wurde. Das Projekt „Der fehlende Teil der Geschichte. Irena Bobowska, die vergessene Heldin“ wurde vom Berliner Senat unterstützt. Die Ausstellung und begleitende Veranstaltungen fanden im September 2022 statt und es wurde ein Buch über das Projekt veröffentlicht. Ein Jahr später wurde die Ausstellung in Posen gezeigt und nun ist geplant, einen Gedenkbaum in Berlin nach Bobowska zu benennen. Für die Autorinnen des Projekts ist Bobowska eine echte Heldin, aber auch eine Symbolfigur, die polnische Frauen repräsentiert, die Opfer des Nationalsozialismus waren. 

Für die Ideengeberinnen ist es wichtig, alle historischen Projekte mit der Gegenwart zu verbinden, denn nur so hat man Chance auf eine Veränderung. 

„Wenn wir die Geschichte betrachten, können wir viel lernen. Dies ist besonders wichtig in den gegenwärtigen deutsch-polnischen Beziehungen“. (AK)

 

Kontakt: berlindziewuchy@gmail.com 

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Anna Stahl-Czechowska, November 2023 

(Der Text wurde auf der Grundlage eines schriftlichen Interviews erstellt.)