Piątkowski, Henryk

Porträt Maksymilian Gierymski/Portret Maksymiliana Gierymskiego, 1890-1900. Öl in Schwarz und Weiß auf Leinwand (posthum vermutlich nach einer Fotografie gemalt), 56,5 x 45 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie
Porträt Maksymilian Gierymski/Portret Maksymiliana Gierymskiego, 1890-1900. Öl in Schwarz und Weiß auf Leinwand (posthum vermutlich nach einer Fotografie gemalt), 56,5 x 45 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie

Piątkowski, Henryk, polnischer Maler, Zeichner, Kunstsammler, Kunstkritiker und Schriftsteller, Mitglied der „Münchner Schule“. 1872-75 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *vor dem 4.8.1853 Kiew, †3.6.1932 Warschau. Sohn des adligen Gutsbesitzers Leonard P. und seiner Ehefrau Pelagia Kondracka aus Ochmatów bei Humań (heute Okhmativ nördlich von Uman, Ukraine), verheiratet ab etwa 1879 mit der Belgierin Gabriela Verbrugghen (†28.1.1900 Warschau), in zweiter Ehe mit der Malerin Władysława Gorczyńska. Unterricht erhält er von Privatlehrern; sein Zeichenlehrer ist Ludwik Letronne, Sohn des Miniaturmalers und Lithographen Louis René Letronne (1790-1842). 1868 geht P. mit seinem Vater nach Warschau; 1868/69 studiert er an der Fakultät für Philologie und Geschichte an der bis 1869 bestehenden Warschauer Universität Szkoła Główna Warszawska, nach deren Auflösung an der russischen Universität. Daneben besucht er 1868-71 die Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa, wo er unter anderem Malerei bei Rafał Hadziewicz (1803-1883), Aleksandr Kamiński (Alexander Kaminski, 1823-1886) und Marcin Zaleski (1769-1877) studiert. 1871-72 nimmt er Privatunterricht bei Aleksander Lesser (1814-1884). Am 1.11.1872 Eintritt in die Malklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1875 bei dem Historienmaler Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919) und dem Genre- und Historienmaler Karl Theodor von Piloty (1826-1886). Während dieser Zeit ist er Mitglied des Münchner Kunstvereins. Er verkehrt in der polnischen Künstlerkolonie um den Maler Józef Brandt (1841-1915). Atelier und Wohnung teilt er sich mit Alfred Wierusz Kowalski (1849-1915), befreundet ist er mit Józef Chełmoński (1849-1914), Aleksander Gierymski (1850-1901) und Jan Rosen (1854-1936). Im Juli 1874 trifft er den bereits schwer erkrankten Maksymilian Gierymski (1846-1874, siehe Titelbild; alle Mitglieder der „Münchner Schule“). 1875 geht er nach Warschau zurück und gehört dort zum Künstlerkreis um Chełmoński und das Gemeinschaftsatelier im Hotel Europejski; zusammen mit diesen Künstlern geht er dann nach Paris. Dort lebt er 1875-79 in der polnischen Künstlerkolonie, unter anderem in der Villa des Bildhauers Cyprian Godebski (1835-1909) in Neuilly-sur-Seine, und hat ein gemeinsames Atelier mit Chełmoński. Besuch im Atelier des impressionistischen Malers Édouard Manet (1832-1883). 1879-80 in London, 1880-86 in Ochmatów, 1886-89 in Odessa.

 Ab 1889 in Warschau ansässig, wo er die Zeitschrift Świat Artystyczny mitbegründet und in deren Redaktion er mitarbeitet. – P.s mehrere Hundert Ölgemälde umfassendes Werk wird zum Großteil während des Zweiten Weltkriegs in Warschau zerstört. Während seiner Studienzeit in Warschau und München malt er figürliche Szenen und Volkstypen in realistischem Stil („Ukrainische Hirtin“, 1875). In Paris zeigt er Salonbilder („Dame mit Papagei“, 1876) und monumentale Historiengemälde, darunter eine 7 Meter lange Szene „Bestrafung einer Ehebrecherin in der Ukraine im 18. Jahrhundert“ (1879), die vom Impressionismus und beginnenden Symbolismus beeinflusst sind. Die Kritik sieht Naturalismus und Realismus nach dem Vorbild von Gustave Courbet (1819-1877) unter Hinzufügung dramatischer Elemente („Salomé mit dem Haupt des Heiligen Johannes“). Nach Rückkehr in die Ukraine malt er Genreszenen („Rückkehr von der Taufe“/„Powrót z chrzcin“, 1880, Nationalmuseum Warschau), dramatische französische Historien („General Roche in der Vendée“), Bildnisse lokaler Gutsherren sowie Landschaften („In der Umgebung von Odessa“, um 1890). In Warschau dominieren ab 1889 Porträts sowie Altargemälde für Kirchen auf dem Land. Immer wieder malt er teils anstößige Salonszenen („Drama im Hotel“, 1890). Ab 1900 entstehen vorwiegend Landschaftsbilder, ab 1903 lässt die Schaffenskraft nach. Außerdem schafft er Illustrationen für Kinderbücher, für Romane von Adolf Dygasiński und Maria Rodziewiczówna sowie für Zeitschriften (Biesiada LiterackaKłosyTygodnik IlustrowanyWędrowiecKurier Codzienny), außerdem Gebrauchskunst, darunter Postkarten und dekorative Malereien. Als Kunstsammler trägt er in seinen Privaträumen ein Museum des polnischen Realismus mit 1.920 Werken von 91 Künstlern zusammen. Ab der Jahrhundertwende profiliert er sich in Hunderten von Presseartikeln als Kunstkritiker, der Realismus und Impressionismus propagiert. In Monographien über Künstlerkollegen wie Maksymilian Gierymski, Władysław Podkowiński (beide 1896) oder Władysław Czachórski (1929) lässt er seine umfassenden Kenntnisse über die zeitgenössische Kunstszene, aber auch Kritik einfließen. Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseen von Warschau und Krakau, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi und in der Nationalen Kunstgalerie Lviv.

Einzelausstellungen: 1889 Odessa, Börse / Warschau: 1903, 1906; 1935 (posthum) Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych

 

Gruppenausstellungen: Warschau: 1872, 1873, 1875, 1895, 1896, 1919, 1921, 1925 Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych; 1880, 1881, 1890, 1902 Salon Krywult; 1907 Salon Wołowski; 1908 Salon Kulikowski / 1872-73, 1873-74, 1911-12 Lemberg (heute Lviv), Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych / 1873 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie / 1876-79 Paris, Salon / 1877 Angers / 1882 Kiew / 1891 Berlin / 1893 Weltausstellung Chicago / 1894 San Francisco / 1898 St. Petersburg, Akademie / 1899 Vilnius / 1900 Paris, Weltausstellung; Kiew / Wien, München, London

 

Literatur: Polski Słownik Biograficzny, Band 26, 1981; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 10, 57;J. Polanowska, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 95, Berlin/Boston 2017, Seite 374 f.

 

Online: Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 02841 Heinrich Piontkowski, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1872/matrikel-02841

11 Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?action=SimpleSearchAction&type=-2&mdirids=1&ipp=20&p=0&q=Pi%C4%85tkowski,%20Henryk

Maria Zakrzewska, auf Internetowy polski słownik biograficzny, http://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/henryk-piatkowski

4 Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/e_artysta.php?id=644

4 Werke im Auktionshaus Agra Art, Warschau, http://www.agraart.pl/htdocs/english/new/gallery.php?off=0&curr=PLN&sch=1&ord=cu&s=1&gal=1&id_malarza=205

Zahlreiche Werke im Auktionshandel auf artnet.de, http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/henryk-piatkowski/

(alle aufgerufen am 12.7.2018)

 

Axel Feuß, August 2018

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  • Porträt Maksymilian Gierymski/Portret Maksymiliana Gierymskiego, 1890-1900

    Porträt Maksymilian Gierymski/Portret Maksymiliana Gierymskiego, 1890-1900. Öl in Schwarz und Weiß auf Leinwand (posthum vermutlich nach einer Fotografie gemalt), 56,5 x 45 cm