Wieleba Lech – Poetic Jazz

Die Band Poetic Jazz: Lech Wieleba, Claas Ueberschär, Pawel Wieleba, Enno Dugnus (von links nach rechts)
Die Band Poetic Jazz: Lech Wieleba, Claas Ueberschär, Pawel Wieleba, Enno Dugnus (von links nach rechts)

Lech Wieleba studierte Kontrabass am Konservatorium in Danzig (heute Zespół Szkół Muzycznych w Gdańsku-Wrzeszczu) bei Stanisław Rosiek, bei dem er 1977 sein Studium abschloss. Anschließend konzertierte er vier Jahre lang in Danzig an der Staatsoper und an der Philharmonie. Seit langem aber hatte er sich für Jazz interessiert. Bereits 1975 trat er auf dem zwei Jahre zuvor gegründeten Jazz Jantar Festival in Danzig in der Band des amerikanischen Free-Jazz-Musikers Don Cherry (1936-1995) auf. 1980 wurde ihm in Warschau der Krzysztof-Komeda-Preis verliehen. Im selben Jahr war er mit der Band Antiquintet Gewinner des Festivals Jazz nad Odrą (dt. Jazz an der Oder) in Breslau und trat auf dem Jazz Jamboree Festival in Warschau auf, dem ältesten internationalen Jazz-Festival Polens. 1982/83 ging er mit dem von dem Saxophonisten Ryszard Misiek (1947-2010) in Danzig gegründeten Polski Teatr Instrumentalny auf Europa-Tournee.

Nach seiner Übersiedlung nach Hamburg 1984 etablierte sich Wieleba auch in der deutschen Musikszene. Mit dem Liedermacher Franz Josef Degenhardt (1931-2011) nahm er drei CD-Alben auf (1986 „Junge Paare auf Bänken. Franz Josef Degenhardt singt Georges Brassens“, 1987 „Da müssen wir durch“, 1988 „Stationen“), mit Udo Lindenberg 1987/88 das Album „Hermine“, die alle bei Polydor erschienen sind. Für das zweiteilige Fernseh-Doku-Drama des Regisseurs Horst Königstein wirkte Wieleba 1987 beim Soundtrack mit. Mit der in Kalifornien beheimateten Band Golden Bough spielte er 1987 keltische Musik für die bei Arc Music erschienene Langspielplatte „Winding Road“ ein. 1993 produzierte er zusammen mit Bernd von Ostrowski (Vibraphon), Hans-Jörn Brandenburg (Klavier) und Hans-Peter Stiller (Schlagzeug) als The Classic Jazz Quartet eine CD mit „Modern Jazz Classics“, die im Lichtwarksaal der Carl-Toepfer-Stiftung in Hamburg aufgenommen wurde. Auch bei Musical-Produktionen wie „Phantom der Oper“, „Closer than Ever“ und „Fiddler on the Roof“ wirkte er in Hamburg mit. Sechs Jahre lang arbeitete er mit dem Aktionskünstler und Kulturmanager André Heller zusammen, unter anderem 1993-95 als musikalischer Leiter des Berliner Wintergarten-Varietés auf Tourneen durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. 1998 und 2002 spielte er zusammen mit Witek Kornacki (Klarinette) und Angel Garcia Arnés (Gitarre) als Sureste Tango Trio die CDs „Soledad“, „Pasión en Tango“ und „María de Buenos Aires“ mit Musik von Astor Piazzolla ein. Mit dem Sureste Tango Trio tourte er zwischen 1998 und 2005 durch zahlreiche europäische Länder. Für Theaterproduktionen wie „La Musica“ nach Marguerite Duras im Theatron in Hamburg oder „Chawale“ im Theater am Hechtplatz in Zürich komponierte er die Musik.

Seit der Jahrtausendwende war Wieleba zunehmend in der Schweiz und im Bodensee-Raum anzutreffen. 2002 etwa war er an der Theaterproduktion „Rothschilds Geige“ nach Anton Tschechow im Théâtre La Fourmi in Luzern beteiligt. 2002 trat er mit seinem Programm Sureste Tango, 2004 mit Tango, Jazz und Klezmer-Musik in La Chaux-de-Fonds in der West-Schweiz auf.  Schon 1995 hatte er zusammen mit der Hamburger Schauspielerin Paula Quast ein lyrisch-musikalisches Porträt der aus dem polnischen Westgalizien stammenden jüdischen Dichterin Mascha Kaléko (1907-1975) entwickelt. Die Veranstaltung war im deutschsprachigen Raum noch bis 2007 zu hören.

Im Zentrum aber stand seit 2002 Wielebas neues Programm „Poetic Jazz“, zu dem im selben Jahr das erste CD-Album „Open The Heart“ erschien, das live im Konzertsaal des Augustinums in Aumühle bei Hamburg aufgenommen wurde. Mit Jan-Peter Klöpfel am Flügelhorn, André Mornet am Klavier, Ali Husseini am Schlagzeug und natürlich Lech Wieleba am Kontrabass enthält es bereits erste Versionen von „Waiting for the Call“ und „La Chanson de la Pluie“. „Eine wunderbare Leichtigkeit erfüllt diese Musik, geformt aus der Urkraft des Jazz, der herbstlich-pastelligen Melodik des slawischen Musikanten und der hohen Kunst der Klassik“, urteilte Christoph Pfister am 14.2.2003 in der Allgäuer Zeitung. 2005 absolvierte Poetic Jazz, teilweise in neuer Besetzung, Konzerttermine unter anderem in Düsseldorf, Berlin und Nürnberg.