Agata Reul – eine Gastgeberin mit Stern

Agata Reul ist Gastgeberin aus Leidenschaft
Agata Reul ist Gastgeberin aus Leidenschaft. In ihrem 2012 eröffneten Restaurant „Agata’s“ in Düsseldorf, verbinden sich Elemente der polnischen und asiatischen Küche.

Agata Reul, Geburtsname Wójcik, hat nach den Sternen gegriffen und einen Teil ihrer Träume verwirklicht. Ein Michelin-Stern wurde ihr auf Initiative ihrer Gäste bereits nach 13 Monaten verliehen und um den zweiten bemüht sie sich zurzeit selbst. Ihr Restaurant namens „Agata’s“ wurde zu einer der besten gastronomischen Adressen in Düsseldorf, der so anspruchvollen Hauptstadt von NRW. 

Auf keinen Fall sollte sie in der Gastronomie arbeiten. Das wurde von ihren Eltern ausdrücklich gewünscht und zwar obwohl Agata schon als Kind von der Großmutter sehr viel über das Kochen und die Gewürze lernen musste. Oft erinnert sie sich daran, dass während andere Kinder spielen durften, sie mit der Oma gekocht hat und dann selbst entscheiden musste, welche Gewürze noch hinzugefügt werden sollten. Sie war fünf Jahre alt und das Spielen interessierte sie eigentlich viel mehr als die Küche. Aber „was sein muss, muss sein" und das sollte im späteren Leben von Agata Wójcik Früchte tragen. Ihre Großeltern hatten ein Stück Land und einen großen Garten in Pommern. Dort lernte sie, hauptsächlich von ihrem geliebten Großvater, wie man Gemüse und Obst anbaut und was man aus diversen Zutaten in der Küche zaubern kann. In der Familie wurde auch dem Zusammenessen, dem Zusammensein am Tisch große Bedeutung beigemessen. Hinzu kamen die berühmte polnische Gastfreundschaft und die Erinnerung an sämtliche bedeutende Lebensmomente, die man an einem Tisch mit Familie und Freunden bei gutem Essen und in guter Atmosphäre gefeiert hat, die Agata prägten. Noch heute betont sie, dass das Essen in ihrer Familie ein sehr wichtiger Bestandteil des gemeinsamen Lebens war.

Nach dem Abitur entschied sie dem Wunsch der Eltern nachzugeben und Verwaltungswesen in Stettin zu studieren. Sie war eine gute Studentin und wenn es ein kleines Unglück in ihrem Privatleben nicht gegeben hätte, wäre sie vielleicht eine ausgezeichnete polnische Beamtin geworden. Es kam jedoch anders: Sie entschied sich, ihre in Deutschland lebende Mutter während der Semesterferien zu besuchen und etwas Distanz zu ihrem eigenen Leben zu gewinnen. So kam sie nach Düsseldorf. Und sie blieb.

Nachdem sie ihren Ehemann Bertold Reul, den aus Aachen stammenden damaligen Manager des berühmten Nikkohotel in Düsseldorf, kennen- und liebengelernt hatte, versetzte sie alle ins Staunen, indem sie sich entschied, eine Kochausbildung an der Gastronomieschule in Düsseldorf zu absolvieren – und später nach entsprechenden Praktika und Arbeit in guten Restaurants ein eigenes Lokal zu eröffnen. Damals klang das völlig utopisch. Aber Agata hat sich durchgesetzt. Mit nur 31 Jahren eröffnete sie im Oktober 2012 ihr erstes Restaurant „Agata´s“ in der Münsterstraße 22 in Düsseldorf-Pempelfort. Niemand außer ihr glaubte am Anfang an einen Erfolg. Sowohl die Lage des Restaurants als auch das Alter und die Erfahrung der ambitionierten Träumerin ließen es nicht vermuten, dass sie innerhalb so kurzer Zeit so hoch aufsteigen wird.

Als sie sich dazu entschloss, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, hatte sie bereits ihre eigene Vision. Über die Dekorationen und die Ausstattung des Restaurants hat sie selbst entschieden. Dank dessen wird der Besucher mit etwas konfrontiert, was nur wenige Restaurants schaffen: Durch Licht, Farben und die Dekoration, aber vor allem durch die Atmosphäre gewinnt man hier das Gefühl, nicht einen Gastronomietempel zu betreten, sondern Freunde zu besuchen. Alles ist hell, überschaubar und elegant. Die Mitarbeiter herzlich, entgegenkommend und sehr professionell. Der Charme von Agata Reul und ihr Drang nach ungezwungener Perfektion überbieten jedoch alles andere. Sie möchte nicht als Gastronomin, Restaurantbetreiberin und -besitzerin, oder gar als Geschäftsfrau bezeichnet werden. Sie selbst nennt sich eine Gastgeberin und genau so versteht sie ihre Aufgaben.

Auf den ersten Blick und den ersten „Biss“ vermutet niemand, dass Agata Reul aus Polen stammt. Bei näherem Betrachten jedoch erkennt man ihre polnischen Wurzeln und zwar sowohl am Akzent als auch an der Gastfreundlichkeit. Bewusst hat Agata auch auf ein „H“ im Restaurantnamen verzichtet, um ihren polnischen Ursprung zu signalisieren. Ihre Herkunft ist auch in der Bar und auf einem stillvollen Serviertisch sichtbar, wo die besten Sorten des polnischen Wodkas stehen. Und auf der Karte findet man „Polnische Ravioli“ in Trüffelsoße, die nichts anderes sind als perfekt gemachte Pierogi (Maultaschen), eine der typischsten polnischen Spezialitäten. Dabei kommen viele Zutaten des Menüs direkt aus Polen, oft aus dem Garten der Großeltern. Sie betont es bei ihren Gästen, dass z.B. das asiatisch aussehende Dessert aus Äpfeln zubereitet wurde, die direkt von ihren Großeltern aus Polen stammen. Auf der Speisekarte verbinden sich diese Elemente der polnischen Küche mit Einflüssen des Asiatischen.

Der Küchenchef Jörg Wissmann hat unter anderem koreanische Wurzeln. Seine Erfahrungen sammelte er in sehr renommierten Restaurants, wie z.B „Vendome“, das mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde, oder im japanischen Sterne-Restaurant „Nagaya“ in Düsseldorf, bevor er 2012 zu „Agata’s“ wechselte und ein Jahr später zum besten Koch Düsseldorfs ernannt wurde.

Nicht zu übersehen und zu überhören ist der „vielleicht beste Sommelier der Hauptstadt“ – Roman Goldshteyn, der auf seinen Weg aus Russland nach Deutschland unter anderem auch in Polen gelebt hat und mehrere Sprachen spricht. Roman verfügt zurzeit über ein Arsenal von ungefähr 500 Weinsorten im Keller von „Agata’s“. Ein absoluter Profi auf seinem Gebiet, mit sehr viel Humor und Fantasie, der seinerzeit ein eigenes Restaurant geleitet hatte.

Vielleicht macht gerade diese Mischung die Quelle des Erfolges aus? Eine Polin, die in Deutschland ihre Ausbildung zur professionellen Köchin gemacht hatte, ein deutscher Koch mit koreanischen Wurzeln und ein erfahrener, fantasievoller Weltbürger als Sommelier?

Nach dem Erfolg von „Agata´s“ wagte sie etwas anderes: Ein weiteres Restaurant, in dem andere Schwerpunkte gesetzt wurden. Im „Reul´s“ an der Kirchfeldstraße 59 in Düsseldorf – wollte Agata das Beste aus der regionalen, mediterranen, asiatischen und polnischen Küche vereinen. Sehr gute Küche für den weniger großen Geldbeutel. Der Küchenchef im „Reul’s“ – Takuji Matsunaga – war damit einverstanden und so entstand ein hervorragendes Menü wie z.B. Reul’s Fischsuppe und Kalbstatar mit gebeiztem Eigelb, Frühlingslauch, Kapern, Sardellen und geräuchertem Paprika, oder solche Kreationen wie Label Rouge Lachs mit Kartoffelkruste, Ratatouille, Karotten-Ingwer-Püree und Wasabi-Schaum. Aber auch Rote-Bete-Suppe, die stark an die unverwechselbare polnische Suppe namens „Barszcz Czerwony“ erinnert. Nur erinnert, weil sie hier mit Rostbeefstreifen, einem 40 Minuten lang poschierten Ei und Kartoffelpüree von einer stillvollen chinesischen Kanne direkt auf den Teller serviert wird.

Agata Reuls Stärke ist zweifellos ihre Weltoffenheit. Sie ist der Meinung, dass – wie im wahren Leben – fast alle Richtungen auch in der Küche zu verbinden sind, dass man voneinander immer dazu lernen kann, wenn man mit Herz und Offenheit an die Sache herangeht.

Sie hat auch ein gutes Gespür für die Mitarbeiter. Ihre Teams sind international, multikulturell und sehr gut aufeinander eingespielt. Agata unterstreicht, dass sie selbst auch zu diesen Teams gehöre. Sie sagt, dass ihr Restaurant nur so gut sein kann, wie gut die Teams sind. Sie scheut keine Art von Arbeit in ihren Restaurants und packt bei allen Vorgängen mit an. Oft steht sie selbst in der Küche und serviert, wenn im Personal jemand ausgefallen ist. Das hindert sie nicht daran, mit jedem Gast zumindest kurz zu sprechen, ihn persönlich zu begrüßen oder ihn zu verabschieden.

Agata Reul hat noch viele Pläne und Visionen. In Kürze wird sie ihre bisherigen Restaurantkonzepte konsolidieren und – wie auch in ihrem richtigen Leben – das „Agata’s“ und das „Reul’s“ an einem Ort vereinen. Sie bemüht sich bereits selbst um den zweiten Michelin-Stern. Außerdem setzt sie auch auf Bewegung und den Trend der rollenden Küchen: Mit einem Foodtruck ist sie am Düsseldorfer Flughafen präsent. Dort kocht sie gemeinsam mit ihrem berühmten Küchenchef und kreiert live wunderbare, kleine Gerichte für die Mittagszeit, die schon jetzt als „Streetfood-Kreationen“ bezeichnet werden. Im Rahmen der Aktion „Agata’s goes Foodtruck“ will sie nach draußen gehen und jene Menschen erreichen, die bisher keine Gelegenheit, keine Zeit oder keine Möglichkeit gehabt haben, ihre Restaurants zu besuchen. Sie scheut es nicht, auf die Menschen zu zugehen und denkt bereits – dank der großen Resonanz – über weitere Foodtruck-Standtorte nach.

Trotz ihres Erfolges ist sie aber bescheiden geblieben. Sie sagt, dass sie auch bereit wäre, falls es irgendwann so weit kommen sollte, in einem Marktwagen zu kochen. Denn in ihrem Berufsleben sei ihr das Wichtigste, dass es den Menschen wirklich schmeckt.

 

Roma Stacherska-Jung, Mai 2018

 

 

Website von Agata Reul: http://agatas.de/cms/

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    Wenn im Personal jemand ausgefallen ist, steht sie oft selbst in der Küche und serviert.
  • Agata bestimmte selbst über Dekoration und Ausstattung

    Über die Dekorationen und die Ausstattung des Restaurants hat sie selbst entschieden.
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