Aureli Topolnicki. Dokumente aus dem DP-Lager Wildflecken (Durzyn) 1945-1951.

Aureli Topolnicki (1.v.r.) ca 1951
Eine Gruppe von Männern vor einem Zugwaggon mit der Aufschrift „Emigration“, 1. v. r. Aureli Topolnicki, wahrscheinlich Anfang 1951

Aureli Topolnicki. Dokumente aus dem DP-Lager Wildflecken (Durzyn) in Deutschland 1945-1951.

 

Der Nachlass von Aureli Topolnicki (1907–1988) umfasst 147 teils zwei- oder mehrseitige Dokumente (samt einigen Kopien), vornehmlich aus den Jahren 1944 bis 1951 und vereinzelt auch aus früheren bzw. späteren Zeiträumen. Überdies beinhaltet der Nachlass zwölf Stempel von institutionellen Einrichtungen des DP-Lagers Wildflecken (Durzyn).[1] Bei den Dokumenten handelt es sich um amtliche und private Korrespondenzen von ihm, Pässe, Ausweise (u.a. Mitgliedsausweise), Zeugnisse, Urkunden, Anträge, Bescheinigungen, Berichte und private Notizen. Zahlreiche Dokumente des Nachlasses sind Originale, einen großen Teil nehmen zudem Abschriften, Übersetzungen – mitunter beglaubigt – und Kopien ein. Die meisten Schriftstücke betreffen Aureli Topolnicki entweder privat (Lebensweg, Ausbildung, Studium), in seiner Funktion als Lehrer bzw. Schulleiter der polnischen Grundschule in Wildflecken oder als Leiter des polnischen Schulkreises Wildflecken. Viele Dokumente lassen sich überdies dem Kontext der Emigration der Familie Topolnicki 1951 in die USA zuweisen. Darüber hinaus beinhaltet der Nachlass Unterlagen seiner Ehefrau Irma und ihres gemeinsamen Sohnes Otto. Ein gewisser Teil der Dokumente setzt sich aus Berichten über das schulische und kulturelle Leben im DP-Lager und aus allgemeinen Angaben zur schulischen Arbeit zusammen. Sprachlich gesehen ist die Dokumentensammlung überaus vielfältig: 48 Dokumente sind in englischer Sprache verfasst, 43 in polnischer, 27 in deutscher, 2 in lateinischer und je ein Dokument ist Niederländisch und Chinesisch. Weiterhin sind viele Dokumente zweisprachig: der Nachlass enthält 18 polnisch-englische und 2 deutsch-englische Dokumente sowie je ein polnisch-russisches, englisch-lateinisches und deutsch-tschechisches. Überdies existieren zwei dreisprachige Dokumente: ein deutsch-polnisch-englisches und ein deutsch-polnisch-russisches.

Frau Barbara Karbarz brachte den kompletten Nachlass im Jahr 2014 aus den USA nach Polen mit, wohin sie nach dem Tod ihres Ehemannes Otto Topolnicki zurückgekehrt war. Bei der Wohnungsauflösung des Verstorbenen war sie auf die in einem Album aufbewahrten und gut sortierten Dokumente gestoßen. Anhand einer ersten Durchsicht hatte sie erkannt, dass das Material dem Vater ihres verstorbenen Ehemannes offensichtlich sehr wichtig gewesen war und eine einschneidende Phase im Leben der Familie abbildete. Sie bat ihren Bruder, den Kunsthistoriker Romuald Nowak aus Breslau, eine Institution zu finden, die Interesse an der Übernahme des Nachlasses zeigte und eine sinnvolle Verwendung sowie angemessene Lagerung der Inhalte gewährleisten konnte. Romuald Nowak fragte diesbezüglich bei zahlreichen Institutionen (wissenschaftliche Institute, Museen, Archive u. Ä.) in Polen an, jedoch ohne Erfolg. Schließlich erfuhr er von der Wanderausstellung „Zwischen Ungewissheit und Zuversicht. Kunst, Kultur und Alltag polnischer Displaced Persons in Deutschland 1945–1955“,[2] die 2015 vom LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Kooperation mit der Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland (Porta Polonica) konzipiert und erarbeitet worden war. Daraufhin setzte sich Nowak mit dem Leiter von Porta Polonica, Dr. Jacek Barski, in Verbindung, der den Nachlass schließlich übernahm.

[1] Da sich in diesem großen DP-Lager vornehmlich Polen aufhielten, übergaben die amerikanischen Besatzungsbehörden ihnen die Administration des nun stadtähnlich verwalteten Lagers. Daraufhin wurde in einer Abstimmung unter den im Lager lebenden Menschen der Name des Lagers in Durzyn geändert und bestand seitdem parallel zur offiziellen Bezeichnung.

[2] Osses, Dietmar (Hg.): Zwischen Ungewissheit und Zuversicht. Kunst, Kultur und Alltag polnischer Displaced Persons in Deutschland 1945–1955, Begleitbuch zur Ausstellung, LWL-Industriemuseum, Essen 2016.

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