Die Teufel von Loudun / Hamburger Oper / 1969 / Krzysztof Penderecki
Es ist seine zweite Auftragsarbeit in Deutschland. Am 20. Juni 1969, drei Jahre nach der Lukas-Passion im Dom von Münster, feiert die Hamburger Oper die Premiere des neuen Werkes von Krzysztof Penderecki (1933-2020) – die Uraufführung seiner ersten Oper “Die Teufel von Loudun”.
Krzysztof Penderecki lebt und arbeitet zu dieser Zeit in West-Berlin. Er ist nun auch in Deutschland, nicht zuletzt durch seinen fulminanten Erfolg in Münster, ein bekannter Komponist zeitgenössischer Musik. Die Erwartungen an sein Werk waren entsprechend hoch, auch weil er noch zwei Jahre zuvor “ein Riesenspektakel" angekündigt hat. Nur teilweise konnte das Werk die hohen Erwartungen erfüllen. Das Magazin “Der Spiegel” schrieb nach der Premiere, Pendereckis Oper biete nicht viel mehr als Begleitmusik für Sprechtheater, dessen Helden zufällig singen. Die FAZ schrieb gar von "kleinmütiger Erstlingsvertonung". Doch diese Urteile sind teilweise der zeitlichen Nähe und der fehlenden Weitsicht geschuldet. Heute zählt der Hamburger Auftrag, die Oper “Die Teufel von Loudun”, zum Kern der frühen Schaffensphase von Krzysztof Penderecki.
Die Handlung der Oper spielt um 1634 in der französischen Kleinstadt Loudun. Pfarrer Urbain Grandier wird verleumdet, die Nonnen eines Klosters verhext zu haben. Es kommt zum Exorzismus, zu Falschaussagen gegen Grandier, zu einer Stimmung des Misstrauens und des Hasses. Der Pfarrer Grandier wird schließlich gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Adam Gusowski, Dezember 2013
Zusatzinformationen:
Zwei Tage nach der Uraufführung in Hamburg präsentierte das Staatstheater in Stuttgart seine Fassung der Oper. Die Stuttgarter waren viel mutiger bei der Umsetzung des Werkes und bewiesen damit auch, wie unterschiedlich die Noten und Zeichen des polnischen Komponisten interpretiert werden können. 1975 übernahm Krzysztof Penderecki für die Warschauer Fassung seiner Oper zwei weitere Szenen der Vorlage, verwarf jedoch die Ideen noch vor der Aufführung. Die beiden Szenen fanden wieder Einzug in die neue Fassung, die 2013 anlässlich seines 80. Geburtstags zuerst in Kopenhagen und dann in Warschau aufgeführt wurde.