Stolzman, Henryk Radosław

Selbstporträt/Portret własny, 1875. Öl auf Leinwand, 69,5 x 57 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 2394 MNW
Selbstporträt/Portret własny, 1875. Öl auf Leinwand, 69,5 x 57 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 2394 MNW

Stolzman, Henryk Radosław (Stolcman, Stoltzman, Sztolcman, Radoslaus Stolzmann), polnischer Porträtmaler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1857 an der Akademie der Bildenden Künste München. 1862 in Dresden, anschließend wieder in München im Atelier von Wilhelm Kaulbach (1805-1874). *15.7.1834 Krakau, †21.2.1901 Warschau. Sohn des Soldaten Filip Marcin S. und dessen Ehefrau Ewa, geborene Klassen; Neffe des Militärschriftstellers Karol „Bogumir“ (Bogumił) S. (1794-1854); Bruder des Malers Aleksander S. (1819-1881). Die evangelische Adelsfamilie Stolzman stammt seit dem 17. Jahrhundert aus Kurland. Der Vater kämpft im Novemberaufstand 1830/31 und wird nach Sibirien verbannt. 1834 wird dieser amnestiert und lässt sich in Krakau nieder, wo sein Sohn geboren wird. 1850 geht die Familie nach Warschau. Henryk Radosław absolviert 1849 in Warschau das Realgymnasium. 1849-55 studiert er in Warschau an der Schule der schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych w Warszawie bei Rafał Hadziewicz (1803-1886), Marcin Zaleski (1796-1877), Jan Ksawery Kaniewski (1805-1867) und Chrystian Breslauer (1802-1882). Am 28.10.1857 Eintritt in die Antikenklasse an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, wo er offenbar nur ein Jahr lang studiert. 1858 soll er wieder in Warschau im Atelier des Landschafts- und Historienmalers Wojciech Gerson (1831-1901) gearbeitet haben. 1860 gehört er zu den Mitbegründern der Warschauer Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych. Im Juli 1862 heiratet er Ludwika, geborene Jastrzębska, Witwe des Rechtsanwalts Tomasz Pryliński, und reist anschließend mit seiner Frau und vier Stiefkindern nach Deutschland. Zunächst geht er nach Dresden. Ab 1862 studiert er wieder in München, diesmal im privaten Atelier des Historienmalers Wilhelm Kaulbach (1805-1874). 1865 kehrt die Familie nach Warschau zurück, wo sie im Haus der Ehefrau lebt und der Maler ein Atelier einrichtet. Er arbeitet als Mal- und Zeichenlehrer und gibt Privatunterricht. Im musikalischen Salon seiner Frau verkehren der Komponist und Dirigent Adam Münchheimer (1830-1904) und der Komponist und Violinist Henryk Wieniawski (1835-1880). 1876 geht er mit seiner Familie nach Mailand, begleitet 1877 seine Stieftochter, die Opernsängerin Maria Stolzman-Prylińska (1851-1919), zu ihrem Operndebüt nach Parma, geht anschließend nach Como und Rom. Im Dezember 1878 studiert er Malerei und Skulptur in Florenz und malt Porträts von wohlhabenden Bürgern der Stadt und aus der polnischen Gemeinde. Anschließend in Siena, verbringt die Familie die Musiksaison 1880/81 in Nizza. S. geht anschließend nach Mailand zurück, während seine Frau die Tochter Maria auf deren Konzertreisen begleitet. 1888 geht er für kurze Zeit zu seiner Frau nach Krakau und lässt sich anschließend in Warschau nieder. – Bereits auf den ersten Ausstellungen der Warschauer Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste 1860-62, dann 1869 und 1875 zeigt S. vor allem Bildnisse, darunter Damen‑, Herren- und Selbstporträts sowie Arbeiterbildnisse („Warschauer Sandgrubenarbeiter“, „Drucker“). Gelobt werden die herausragende stilistische und technische Qualität seiner Bilder. Er malt im Stil des Spätbiedermeier in dunklen Farbtönen mit hell beleuchtetem Inkarnat (siehe Titelbild). Auch aus seiner zweiten Münchner Zeit ist ein Selbstporträt überliefert (im Besitz der Familie). In Italien eröffnet S. in allen besuchten Städten Ateliers, porträtiert lokale Persönlichkeiten und erteilt Unterricht. Werke befinden sich im Nationalmuseum/Muzeum Narodowe in Warschau (Porträts und Akte).

 

Gruppenausstellungen: 1860-62, 1869, 1875 Warschau, Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / 1876 Mailand, Palazzo di Brera

Literatur: (nicht bei Stępień/Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim, 1994) Polski Słownik Biograficzny, Band 44, 2006/07

Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 01455 Radoslaus Stolzmann, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1857/matrikel-01455

Jolanta Laskownicka, auf Internetowy polski słownik biograficzny (dort weitere Literatur), https://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/henryk-radoslaw-stolzman

(beide Links wurden zuletzt im Oktober 2020 aufgerufen)

 

Axel Feuß, Oktober 2020

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  • Selbstporträt/Portret własny, 1875

    Selbstporträt/Portret własny, 1875. Öl auf Leinwand, 69,5 x 57 cm