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Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Lubomirski: 1701 Theresa Katharina Lubomirska

Jan Frans van Douven (1656-1727): Porträt Theresa Katharina Lubomirska, um 1701-10
Jan Frans van Douven (1656-1727): Porträt Theresa Katharina Lubomirska, um 1701-10. Öl auf Leinwand, 86 x 65,5 cm, Italienischer Staatsbesitz, Villa del Poggio Imperiale, Florenz

1701 Theresa Katharina Lubomirska/Teresa Lubomirska (1685-1712), Tochter von Józef Karol/Joseph Karl Lubomirski (1638/61-1702), Starost von Sandomierz und Kronmarschall, heiratet Karl III. Philipp von der Pfalz (1661-1742), später Statthalter der Habsburger in Oberösterreich, regierender Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich und Berg und Herzog von Pfalz-Neuburg

Karl Philipp von der Pfalz, geboren am 4. November 1661 in Neuburg an der Donau, der Residenz seiner Familie, ist das siebte von siebzehn Kindern von Philipp Wilhelm (1615-1690), Herzog von Neuburg, seit 1685 Kurfürst von der Pfalz, aus dem Hause Wittelsbach, und dessen zweiter Ehefrau Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt (1635-1709). Seit seinem vierzehnten Lebensjahr bekleidet er bis 1683 verschiedene geistliche Ämter und schlägt dann eine militärische Laufbahn ein. Ab 1685 kämpft er in Diensten seines Schwagers, Kaiser Leopolds I., im Großen Türkenkrieg und steigt bis 1694 zum kaiserlichen Generalfeldmarschall auf. 1688 heiratet er die Witwe des Markgrafen Ludwig von Brandenburg, Luise Charlotte (1667-1695, Abbildung unten), Tochter des polnischen Fürsten und brandenburgischen Statthalters im Herzogtum Preußen, Boguslaw Radziwill/Bogusław Radziwiłł (1620-1669), Herzog von Birże und Dubinki. Luise Charlotte stirbt 1695 in Brzeg/Brieg in Niederschlesien bei der Geburt ihres totgeborenen Sohnes. Die Tochter Elisabeth Auguste Sofie von der Pfalz (1693-1728) erbt die litauischen Besitzungen der Mutter und wird 1717 von ihrem Vater mit einem Verwandten aus dem Hause Wittelsbach, Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach, verheiratet, um die Familienzweige Pfalz-Neuburg und Pfalz-Sulzbach zu vereinigen.

Am 15. Dezember 1701 heiratet Karl Philipp von der Pfalz (Abbildung unten) in Krakau Theresa Katharina/Teresa Lubomirska (1685-1712), die Tochter des polnischen Magnaten,  Kronmarschalls, Starosten von Sandomierz und anderen polnischen Städten, Józef Karol Lubomirski (um 1660-1702), und dessen Ehefrau Teofila Ludwika Zasławska-Ostrogska (um 1654-1709). Die neuen Schwiegereltern stehen dem vormaligen polnischen König Johann III./Jan III Sobieski nahe, denn Teofila Ludwika ist dessen Nichte. Sie verfügen über ein immenses Vermögen, das aus dem Grundbesitz und den Schlössern der Familie Lubomirski und dem Familienfideikommiss/Ordynat der Familie Ostrogski besteht, deren Alleinerbin Teofila Ludwika ist. Der gemeinsame Besitz besteht aus etwa eintausend Dörfern und Städten in Kleinpolen, Wolhynien und der Ukraine.

Während des Spanischen Erbfolgekriegs ernennt Kaiser Leopold I. Karl Philipp von der Pfalz 1705 zum Gubernator (Statthalter) von Ober- und Vorderösterreich mit Sitz in Innsbruck, wo er seit 1707 zusammen mit seiner Frau Theresa Katharina residiert. Er engagiert sich für die Verteidigung und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, unterhält eine prachtvolle Hofhaltung, entfaltet eine Liebe zu Kunst und Musik und beschäftigt die aus Böhmen eingeführte und weithin berühmte Innsbrucker Hofkapelle sowie einen bedeutenden Architekten und Theaterdekorateur. Das Ehepaar hat zwei Töchter, die jedoch im Kindesalter sterben. Theresa Katharina von der Pfalz-Lubomirska stirbt am 17. Januar 1712 in Innsbruck.

 

Ihr Porträt (Titelbild) mit rotem Umhang und Hermelin, spiegelt in Haltung, Kleidung und Schmuck den fürstlichen Stand wider. Gemalt von dem von der Familie Pfalz-Neuburg als Hofmaler am Düsseldorfer Hof angestellten niederländischen Porträtmaler Jan Frans van Douven (1656-1727), gehört das Porträt zu einer Serie von 52 Bildnissen aus dem Besitz von Anna Maria Luisa de’ Medici (1667-1743), Kurfürstin von der Pfalz, Ehefrau von Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716), dem älteren Bruder von Karl Philipp. Die Serie zeigt Mitglieder der Familien Medici und Pfalz-Neuburg und wird erstmals 1743 im Palazzo Pitti in Florenz als Nachlass der verstorbenen Anna Maria de’ Medici inventarisiert.1912 befindet es sich im Vasarikorridor, der den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti verbindet, und wird erstmals im Katalog der Uffizien publiziert. Es befindet sich heute in einer ehemaligen Medici-Villa, der Villa del Poggio Imperiale auf dem Hügel von Arcetri in Florenz, die heute als Internat dient. Zur selben Serie gehört auch das Bildnis von Karl Philipps erster Ehefrau, Luise Charlotte Radziwill (Abbildung unten).

Mit dem Tod seines Bruders Johann Wilhelm 1716 erhält Karl III. Philipp Amt und Würde als regierender Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich und Berg und von Pfalz-Neuburg (Abbildung unten). Er bleibt bis 1717 in Innsbruck, residiert anschließend in Neuburg und Heidelberg und verlegt 1720 die Residenz nach Mannheim, wo er ein neues Schloss errichtet. Bis 1724 gründet er mit den bayerischen Wittelsbachern eine Hausunion, der künftig die Kurfürsten von Bayern, der Pfalz, Köln und Trier angehören. Neben Erbstreitigkeiten um das Herzogtum Jülich-Berg überschatten Auseinandersetzungen zwischen dem erzkatholischen Regenten und dem bis dahin unabhängigen reformierten Kirchenrat seine Amtszeit. Gleichzeitig  vollendet er das überdimensionierte Mannheimer Schloss mit hochrangigen Ausstattungen durch die Gebrüder Asam, den Bildhauer Paul Egell und den Architekten, Maler und Theater-Ingenieur Alessandro Galli da Bibiena. Er lässt  die Mannheimer Jesuitenkirche und das 1797 zerstörte Opernhaus errichten. 1729 heiratet er morganatisch, also nicht standesgemäß, Gräfin Violante Maria Theresia von Thurn und Taxis. Karl III. Philipp stirbt am 31. Dezember 1742 in Mannheim. Mit ihm stirbt die Linie Pfalz-Neuburg der Wittelsbacher aus. Die Enkelin von Karl III. Philipp und Luise Charlotte Radziwiłł, Maria Franziska von Pfalz-Sulzbach (1724-1794), heiratet 1746 in München Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (1724-1767), deren Sohn Maximilian (1756-1825) 1806 als Maximilian I. Joseph erster König von Bayern wird.

 

Axel Feuß, November 2021

 

Literatur:

Henning Murmann: Die Herrschaft über das Ganze. Die kurpfälzische Konfessionspolitik zwischen 1685 und 1728 als Schauplatz rechtlicher und institutioneller Konflikte, Dissertation Heidelberg, 2014

Hans Schmidt: Das Haus Pfalz-Neuburg in der europäischen Politik des 17. Jahrhunderts, in: Mannheimer Hefte, 2, 1992, Seite 106-120

Adam Przyboś: Józef Karol Lubomirski, in: Polski Słownik Biograficzny, Band 18, 1973, Seite 26

Hans Schmidt: Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz als Reichsfürst, Mannheim 1963

Hans Schmidt: Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz, in: Mannheimer Hefte 1960, Heft 2, Seite 26-37

Online:

Hans Schmidt: Karl (III.) Philipp, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 250-252 [Online-Version], https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720953.html

Arthur Kleinschmidt: Karl (III.) Philipp, Kurfürst von der Pfalz, in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 331-336 [Online-Version], https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720953.html#adbcontent

Adam Przyboś: Józef Karol Lubomirski, auf Internetowy Polski Słownik Biograficzny, https://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/jozef-karol-lubomirski-ok-1660-1702-marszalek-wielki-koronny

Ritratto di Teresa Caterina Lubomirska, auf: Gesamtkatalog des italienischen Kulturerbes, https://catalogo.beniculturali.it/detail/HistoricOrArtisticProperty/0900195838

(Alle Links wurden zuletzt im November 2021 aufgerufen.)

 

Media library
  • Karl Philipp von der Pfalz, vor 1694

    Pieter van der Werff (1665-1722): Bildnis Karl III. Philipp von der Pfalz, vor 1694. Öl auf Leinwand, 81 x 66 cm, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf, Inv. Nr. SMD.B 37
  • Luise Charlotte Radziwill, um 1690-95

    Jan Frans van Douven (1656-1727): Porträt Luise Charlotte Radziwill, um 1690-95. Öl auf Leinwand, Italienischer Staatsbesitz, Villa del Poggio Imperiale, Florenz
  • Kurfürst Karl III. Philipp von der Pfalz, 1729

    Johann Philipp van der Schlichten (1681-1745): Kurfürst Karl III. Philipp von der Pfalz, 1729. Öl auf Leinwand, 250 x 120 cm, Inv. Nr. G 1861, Kurpfälzisches Museum Heidelberg