Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern. Piasten: 984 Bolesław I. Chrobry

Widmungsblatt zum Liuthar-Evangeliar (Evangeliar Ottos III., Aachener Evangeliar), um 1000. Buchmalerei aus dem Kloster Reichenau, Domschatzkammer Aachen, Inv. Nr. 25
Widmungsblatt zum Liuthar-Evangeliar (Evangeliar Ottos III., Aachener Evangeliar), um 1000. Buchmalerei aus dem Kloster Reichenau, Domschatzkammer Aachen, Inv. Nr. 25

Mit Emnilda hat Bolesław fünf Kinder, darunter Reglindis, die er 1002 mit dem ältesten Sohn Ekkehards, Hermann von Meißen, verheiratet, und Mieszko II. Lambert, der 1013 Richeza, eine Nichte Kaiser Ottos III., ehelicht. Eine weitere Tochter aus dieser Ehe verheiratet er zwischen 1009 und 1012 mit Swjatopolk I., dem Turower Fürsten der Kiewer Rus. Dennoch führt er 1013 mit Unterstützung Heinrichs II. einen Feldzug gegen Kiew. 1015 unterstützt er bei erneuten Kämpfen um die Kiewer Herrschaft seinen Schwiegersohn Swjatopolk, während Heinrich dessen Stiefbruder, Jarowlaw dem Weisen, zu Hilfe kommt. Swjatopolk wird 1015, Jaroslaw nach dessen Tod 1019 Großfürst von Kiew.

Nach dem Tod seines Vaters 992 vertreibt Bolesław seine Stiefmutter, Oda von Haldensleben, und seine Halbbrüder nach Sachsen und tritt das Erbe in den polnischen Gebieten an. Wie sein Vater kämpft er mit den deutschen Reichsfürsten gegen die östlich der Elbe siedelnden slawischen Lutizen. Im Frühjahr des Jahres 1000 kommt Kaiser Otto III. zu einer Wallfahrt nach Gnesen/Gniezno, nachdem Bolesław die Gebeine des Bischofs und Missionars Adalbert von Prag/Wojciech Sławnikowic (†997) dorthin hat überführen lassen. Adalbert, der mit Otto und Bolesław gleichermaßen befreundet gewesen ist, hatte auf einer Missionsreise von Bolesławs Hof in Gnesen über Danzig in das Gebiet der Prußen den Märtyrertod gefunden, woraufhin Bolesław den Prußen den Leichnam abkaufte. Otto erfährt in Rom vom Tod des Freundes und kehrt zunächst nach Regensburg zurück. Von dort reist er Mitte Februar 1000 über Zeitz, Meißen und Bautzen zur Burg Eulau/Iława, wo er von Bolesław in Empfang genommen und über Glogau und Posen nach Gnesen geleitet wird und Anfang März Alberts Grab als barfüßiger Pilger erreicht.[4]

Bolesław soll die Anwesenheit des Kaisers in Gnesen zu einer Demonstration seiner Macht genutzt und ihn, so berichtet Thietmar von Merseburg, in seiner Residenz mit einem bis dahin nie gesehenen Prunk („dictu incredibile et ineffibile“) empfangen haben. Während einer Versammlung, an der auch Bischöfe der umliegenden Bistümer teilnehmen und die als Akt von Gnesen/Zjazd gnieźnieński bekannt geworden ist, gründet Otto eine neue Kirchenprovinz für Polen mit dem Erzbistum Gnesen, dem die Bistümer Kolberg, Krakau und Breslau zugeordnet werden.[5] Einhundert Jahre später berichtet der Mönch Gallus Anonymus in seiner Chronik der polnischen Herzöge und Fürsten (Cronicae et gesta ducum sive principum Polonorum, 1113/16), dass die von dem Piasten-Herzog arrangierten „außerordentlichen Wunderwerke“ („miracula mirifica“) den Kaiser so beeindruckt hätten, dass dieser einen „so großen und bedeutenden Mann“ wie Bolesław nur auf den Königsthron habe erheben können. Er habe Bolesław daraufhin das kaiserliche Diadem auf die Stirn gesetzt und ihm einen Nagel vom Kreuz Christi zusammen mit (einer Nachbildung) der Heiligen Lanze überreicht. Außerdem habe der Kaiser Bolesław die Würde eines „Bruders und Mitarbeiters des Reiches“ („frater et cooperator imperii“) verliehen.[6] Thietmar hingegen kommentierte: „Gott verzeihe dem Kaiser, dass er einen Tributpflichtigen zum Herrn machte“.[7]

 

[4] Zur Geschichte des Prager Bischofs, Heidenmissionars und Märtyrers Adalbert von Prag/Wojciech Sławnikowic vergleiche Mühle 2011 (siehe Literatur), Seite 22 f., sowie Kersken/Wiszewski 2020 (siehe Literatur), Seite 31

[5] Kersken/Wiszewski 2020 (siehe Literatur), Seite 32

[6] Michałowski 2006 (siehe Literatur), Seite 61; Kersken/Wiszewski 2020 (siehe Literatur), Seite 33

[7] Michałowski 2006 (siehe Literatur), Seite 60

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  • Denkmal auf Mieszko I. und Bolesław I., 1828/40

    Christian Daniel Rauch: Doppelstandbild auf Mieszko I. und Bolesław I. Chrobry, 1828/40. Bronze, Kathedrale St. Peter und Paul, Goldene Kapelle, Poznań
  • Sarkophag Mieszko I. und Bolesław I, um 1840

    Neugotischer Sarkophag für Mieszko I. und Bolesław I. Chrobry, um 1840. Kathedrale St. Peter und Paul, Goldene Kapelle, Poznań