Nikolaus Kopernikus

Nikolaus Kopernikus Inschrift: Nicolaus Copernicus Tornaeus Borussus Mathematicus
Nikolaus Kopernikus Inschrift: Nicolaus Copernicus Tornaeus Borussus Mathematicus

“Langweilig!" kommentierte die elfjährige Julia den Streit ihrer polnischen Mitschüler um die nationale Herkunft des großen Astronomen Nikolaus Kopernikus. Ob Deutscher oder Pole, spielt hier keine Rolle!", setzte Julia nach und versteckte ihre kleine Nase mit Sommersprossen in das Geschichtsbuch, froh, dass alle, Deutsche und Polen gleichermaßen, stolz auf die Leistungen von Kopernikus sein können. Damit wäre die Frage nach seiner Nationalität “geklärt” und wir können uns dem Spannenden an Kopernikus zuwenden. Kopernikus dachte wohl oft daran, wie schön es doch wäre, das eigene Hobby zum Beruf machen zu können. Doch Astronom war zu seiner Zeit kein anerkannter Beruf. So bastelte er an seiner revolutionären Idee, die Sonne anzuhalten und dafür alle Planeten samt Erde in Bewegung zu setzen, im „Hobbykeller" seines Hauses in Thorn, seiner Geburtsstadt.

Nikolaus Kopernikus wurde am 19. Februar 1473 geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters kümmerte sich sein Onkel Lucas Watzenrode, ein Fürstbischof im Ermland, um den kleinen Nikolaus. Mit achtzehn Jahren begann Nikolaus Kopernikus zu studieren: Mathematik in Krakau, Medizin und Recht in Bologna, Kirchenrecht in Ferrara. Noch während des Studiums entdeckte er seine Leidenschaft für Geographie und Astronomie. 1495 wurde Kopernikus in das Domkapitel im ostpreußischen Frauenburg (Frombork) aufgenommen. Als Domherr erfüllte er später die Aufgaben eines hochrangigen Verwaltungsfachmannes und war auch der Statthalter von Mehlsack und Allenstein. Er vertrat die Interessen des ermländischen Bischofs bei den preußischen Landtagen, im polnischen Sejm und am Hof des Königs von Polen. Außerdem war Kopernikus Autor einer Studie zur Münzreform und ein erfolgreicher Arzt. In Frauenburg begann er die Arbeit an seinem wissenschaftlichen Hauptwerk "De revolutionibus orbium coelestium" (Über die Umschwünge der Weltkörper). Angesichts der vielen Aufgaben verwundert es nicht, dass Kopernikus an seiner heliozentrischen Theorie 30 Jahre feilte und forschte.

Zu Lebzeiten von Kopernikus dominierte in der Wissenschaft seit über tausend Jahren die Sichtweise des Astronomen Ptolomaeus, der die Erde als festen Punkt in die Mitte des Universum setzte und alle Planeten, die Sonne und den Mond, um die Erde kreisen ließ - geozentrisch eben. Bei Kopernikus rückte nun die Sonne in das Zentrum des Universums, die Erde und die anderen Planeten kreisten um sie auf kreisförmigen Bahnen und die Erde drehte sich auch um die eigene Achse - ein heliozentrisches System entstand. Kopernikus Beobachtungen und Berechnungen halfen auch, das zeitliche System zu verstehen. Die Erde drehte sich einmal täglich um ihre Achse und einmal im Jahr um die Sonne. Sein damals revolutionäres Werk, das er übrigens in Latein und Deutsch verfasste, beendete Kopernikus erst 1530. Mit seiner Veröffentlichung wartete er aber noch über zehn Jahre. Man vermutet, dass er Angst hatte, von Gelehrten verspottet zu werden. Aber als Mathematiker wusste er, dass nicht alle Berechnungen mit seinen Beobachtungen genau übereinstimmten. Auch das war für ihn ein Grund noch zu warten. Vielmehr beschäftigte ihn jedoch der Gedanke, wie die Kirche, in deren Dienste er stand, seinen revolutionären Gedanken auffassen würde. Der mögliche Konflikt war vermutlich auch dem lutherischen Pfarrer Andreas Osiander bewusst, denn in seinem Vorwort zu "De revolutionibus orbium coelestium", von dem Kopernikus nichts wusste, spielte er die Bedeutung des Werkes herunter. "De revolutionibus orbium coelestium" erschien schließlich kurz vor dem Tod* von Nikolaus Kopernikus im Jahre 1543 in Nürnberg.

Das mathematisch und astronomisch komplizierte Werk "De revolutionibus orbium coelestium" war zuerst einem kleinen Kreis von Fachleuten zugänglich. Der Erstdruck sorgte europaweit für Aufsehen und war schon bald in allen wichtigen Bibliotheken Europas vorhanden. 1616 gab die römische Zensur doch noch die Weisung, Stellen, die Kopernikus heliozentrisches Weltbild betreffen, zu ändern oder gar zu streichen. Erst ab 1757 verbot die katholische Kirche nicht länger die Verbreitung der kopernikanischen Erkenntnisse und nahm 1822 Kopernikus´ "De revolutionibus orbium coelestium" vom Index. Heute gehört das Werk "De revolutionibus orbium coelestium" von Nikolaus Kopernikus zu den Meilensteinen der Astronomie der Neuzeit und ist ein Schlüsselwerk der kopernikanischen Wende in der Wissenschaft.

Die elfjährige Julia hatte übrigens auch historisch Recht. Die jahrelange Diskussion um die Nationalität von Nikolaus Kopernikus war sinnlos. Zu Lebzeiten des Gelehrten gab es den Begriff der Nationalität nicht. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen und das Polnisch-Litauische Reich, die im Zusammenhang mit Kopernikus interessant sein könnten, setzten sich aus vielen sprachlichen und ethnischen Gruppen zusammen. Nikolaus Kopernikus selbst wurde zwar als Untertan des Königs von Polen geboren, seine “Heimat" war jedoch die deutschsprachige Gemeinschaft des Ermlandes.

 

Adam Gusowski, September 2014

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* Nikolaus Kopernikus starb am 24. Mai 1543 in Frauenburg.

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  • Kopernikus in der Kirche

    Epitaph von Nikolaus Kopernikus in der Kirche St. Johann von Thorn
  • Kathedrale von Frauenburg

    Die Kathedrale von Frauenburg (Frombork) mit Kopernikusdenkmal
  • Seite 1

    Erste Seite aus dem Buch "De revolutionibus orbium coelestium" von Nikolaus Kopernikus, Nürnberg 1543
  • Seite 2

    Eine Seite aus dem Buch "De revolutionibus orbium coelestium" von Nikolaus Kopernikus, Nürnberg 1543
  • Kopernikus - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

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