Lesser, Aleksander

Ritter mit Rüstung (Auf Wache)/Rycerz w zbroi; Na straży, 1835
Ritter mit Rüstung (Auf Wache)/Rycerz w zbroi; Na straży, 1835. Öl auf Leinwand, 65,5 x 53,5 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie

Lesser, Aleksander, polnischer Maler, Zeichner, Illustrator und Kunstkritiker, Mitglied der „Münchner Schule“. 1832-35 Student der Kunstakademie Dresden, 1835-40 der Akademie der Bildenden Künste München. Bis 1846 in München ansässig. *13.5.1814 Warschau, †7.3.1884 Krakau. Sohn des jüdischen Kaufmanns Levy/Lewi Lesser (1791-1870) und seiner Ehefrau Róża Loewenstein (1790-1840). Während seiner Schulzeit auf dem Lyzeum in Warschau erhält er Zeichenunterricht von Aleksander Kokular (1793-1846), Privatunterricht in Malerei von Józef Paszkiewicz (1780-1844). 1830-31 studiert er Malerei an der Fakultät der Schönen Künste der Universität Warschau bei Antoni Brodowski (1784-1832) und Antoni Blank (1785-1844), Bildhauerei bei Paweł Maliński (1790-1853) sowie Lithographie. 1832-35 Studium an der Kunstakademie Dresden bei Moritz Retzsch (1779-1857) und Carl Christian Vogel von Vogelstein (1788-1868). Am 8.7.1835 Eintritt in die Fachklasse für Malerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künstein München, Studium bis 1840 bei dem Nazarener Peter von Cornelius (1783-1867), dem Kirchen- und Glasmaler Heinrich Maria von Hess (1798-1863) und dem Nazarener Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872). Lesser ist einer der ersten polnischen Künstler, der zum Studium nach München geht. Ab 1836 ist er Mitglied des Kunstvereins München. In der Münchner Kunstszene ist L. überaus populär und mit zahlreichen Künstlern befreundet. 1846 kehrt er über Krakau nach Warschau zurück. Auch dort ist er aufgrund seiner Bildung und seines geselligen Wesens in Künstler- und Literatenkreisen beliebt und geschätzt. Sein Atelier ist Treffpunkt für Kunstliebhaber; Malunterricht erteilt er Emilia Dukszyńska-Dukszta (1837-1898) und Henryk Piątkowski (1853-1932, Mitglied der „Münchner Schule“). Zwischen 1851 und 1881 unternimmt er zahlreiche Auslandsreisen zu kunstwissenschaftlichen Studien. 1859/60 ist er an der Gründung der Warschauer Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych beteiligt, in deren Vorstand er tätig ist. 1865-68 ist er im Verwaltungsrat der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa tätig.

In Krakau engagiert er sich ab 1860 in der Wissenschaftlichen Gesellschaft/Towarzystwo Naukowe Krakowskie, ab 1878 in der Kommission für Kunstgeschichte an der Polnischen Akademie der Wissenschaften/Polska Akademia Nauk. – Während seiner Münchner Studienzeit zeichnet L. in großer Zahl Ansichten und Details von Architekturen in München, Regensburg, Bamberg, Starnberg, Füssen, Freiberg, Köln, Bonn, Frankfurt am Main usw. (mehrere Hundert Zeichnungen im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie). Ansonsten malt er vor allem in klassizistisch-akademischem und nazarenisch-romantischem Stil. Seine Gemälde zu dramatischen Episoden der polnischen Geschichte geben die historischen Details wie Interieurs und Kostüme möglichst getreu wieder („Die Verteidigung von Trembowla gegen die Türken 1675“, 1841) und finden durch lithographische Reproduktionen weite Verbreitung. Wiederholt widmet er sich Ereignissen der jüdischen Geschichte („Kazimierz Wielki verleiht den polnischen Juden Privilegien“, um 1860). Außerdem stellt er zeitgenössische Ereignisse dar („Beisetzung von fünf Gefallenen in Warschau am 2. März 1861 auf dem Powązkowski-Friedhof“, 1866, mit zahlreichen Porträts der Warschauer Gesellschaft und Geistlichkeit). Religiöse Werke schafft er für katholische, protestantische und orthodoxe Kirchen („Christus und der Heilige Alexander“, vor 1850). Porträts von Familienangehörigen malt er im Stil des Biedermeiers. Ab 1857 entstehen Zeichnungen für ein Album mit Bildnissen polnischer Könige (Królowie polscy, wizerunki zebrane i rysowane …, Warschau 1860; die lithographischen Reproduktionen fertigen Henryk Aschenbrenner und Władysław Walkiewicz). Außerdem beschäftigt sich L. mit Kostümstudien, fertigt in Polen und im Ausland dokumentarische Zeichnungen von Architekturdenkmälern, Skulpturen, Kunsthandwerk, Waffen usw. Illustrationen schafft er zu literarischen Werken u.a. von Adam Mickiewicz und Antoni Malszewski, außerdem Kostümentwürfe und Bühnenbilder für Warschauer Theater. Ab 1871 publiziert er fast ausschließlich kunsthistorische und kunstkritische Texte für Zeitschriften (u.a. KłosySprawozdania Komitetu TZSP). Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau, Posen/Poznań, in der Museumsbibliothek des Schlosses Kórnik sowie im Bezirksmuseum/Muzeum Okręgowe von Toruń.

Literatur: Polski Słownik Biograficzny, Band 17, 1972; Słownik Artystów Polskich i w Polsce działających, herausgegeben von Janusz Derwojed, Band 5, Warschau 1993; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 5, 50; Jerzy Malinowski: Aleksander Lesser. Malarz historyczny, in: Żydzi w obronie Rzeczypospolitej, herausgegeben von Jerzy Tomaszewski, Warschau 1996; Jerzy Malinowski: Malarstwo i rzeźba Żydów Polskich w XIX i XX wieku, Warschau 2000; C. Rohrschneider, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 84, Berlin/Boston 2015, Seite 216

 

Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 1, Akademie der Bildenden Künste München, 02307 Alexander Lesser, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1809-1841/jahr_1835/matrikel-02307

Über 600 Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?q=Lesser%2C+Aleksander&action=SimpleSearchAction&mdirids=1&type=-2

Über 300 Werke auf Europeana Collections, https://www.europeana.eu/portal/pl/explore/people/28511-aleksander-lesser.html

Biografie auf culture.pl, https://culture.pl/pl/tworca/aleksander-lesser

Renata Piątkowska auf Żydowski Instytut Historyczny (polnisch), http://www.jhi.pl/psj/Lesser_Aleksander

Zur Genealogie auf Sejm Wielki, http://www.sejm-wielki.pl/b/psb.15070.1

Renata Piątkowska auf The Yivo Encyclopedia of Jews in Eastern Europe (englisch), http://www.yivoencyclopedia.org/article.aspx/Lesser_Aleksander

(alle aufgerufen am 22.6.2018)

 

Axel Feuß, August 2018

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