Matthäus von Krakau (1345-1410)

Dom zu Worms, vor 1901
Dom zu Worms, Matthäus von Krakau war hier vom 1405 Bischof. Dort wurde er auch beigesetzt.

Der Sohn eines Stadtschreibers entstammte einer wohlhabenden bürgerlichen Familie und empfing seine Grundausbildung in Krakau, mutmaßlich an der Marienschule. Zum Studium begab er sich nach Prag, wo er 1365 den Grad eines „Baccalaureus Artium“ und am 17. November 1367 als Schüler von Professor Heinrich Totting von Oyta das Magisterium erlangte. Daraufhin wirkte er viele Jahre als Professor an der Artistenfakultät, 1378 und 1381 als deren Dekan. Daneben studierte er Theologie, wobei hierzu jedoch keine Angaben übermittelt sind. 1380 war er „Baccalaureus formatus”. Ein Jahr danach promovierte er in Theologie und trat eine Professur an. Die Jahre von 1380 bis 1390 in Prag waren durch intensive Arbeit als Lehrer, Prediger, Kirchenreformer, Kirchendiplomat und Schriftsteller geprägt. Als Professor der Theologie bildete er mit Johannes Isneri (poln. Jan Isner), Jan Štěkna, Nicolaus von Gorzkow (poln. Mikołaj z Gorzkowa), Bartholomäus von Jaslo (poln. Bartłomiej z Jasła) und anderen viele bedeutende Schüler aus, die dann selbst akademische Lehrer an der wiedereröffneten Krakauer Universität wurden. 

Von 1381 bis 1382 und 1385 weilte er als Gesandter der Prager Karls-Universität in Rom, wo er verschiedentlich vor Papst Urban VI. und seinem Hof sprach. Nach seiner ersten Rückkehr aus Rom berief ihn der Prager Erzbischof Johann von Jennstein zum Synodalprediger, dessen Aufgabe darin bestand, den Klerus der Diözese theologisch und moralisch zu unterweisen. Seine Synodalpredigten (Sobrii estote, 1385; Digne ambuletis, 1386) zeichneten sich durch hohes Niveau aus. Seit 1378 war Matthäus Probst des Karlskollegs und predigte meist in der Marienkirche am Teyn auf Latein, Deutsch, Tschechisch und Polnisch für die intellektuelle Elite Prags. 

1387 hielt sich Matthäus zeitweilig bei einem Kommilitonen aus seiner Prager Zeit auf; seit 1373 beim Bischof von Ermland, Heinrich II. Sorbom, dem er sein philosophisch-theologisches Traktat Rationale operum divinorum widmete. Dieser Aufenthalt in Ermland stand vermutlich im Zusammenhang mit dem Vorhaben der Gründung einer Universität in Kulm, deren Befürworter Bischof Heinrich war, das allerdings misslang. 1391 reiste er auf Einladung von König Władysław Jagiełło in seine Heimatstadt Krakau, wo er von den Ratsherren feierlich begrüßt wurde. Von seinem Besuch erhoffte man sich die Wiederaufnahme des Betriebs der Krakauer Hochschule. Die Stadt selbst wollte ihren großen Sohn wohl als Professor gewinnen. Da es jedoch nicht zur Revitalisierung der Universität kam, kehrte Matthäus nach Prag zurück. Im März 1393 begab er sich nach Rom. Im Juli 1394 ging er an die Universität Heidelberg, um den Lehrstuhl für Theologie zu übernehmen und wurde am 20. Dezember 1396 zum Rektor gewählt. Matthäus war auch der Beichtvater und Vertrauensmann Ruprechts II. (gest. 1398), sowie später Berater seines Sohns, Ruprecht III., der am 02. August 1400 römisch-deutscher König wurde. Daraus leiteten sich für Matthäus neue politische und diplomatische Aufgaben ab, was ihn aber nicht davon abhielt, an der Universität zu bleiben. 

1397 wurde Matthäus zum zweiten Mal von Jagiełło nach Krakau eingeladen, um nun den Theologischen Lehrstuhl an der Krakauer Universität aufzubauen, zu dessen Stiftung die Königin und der König die Zustimmung von Papst Bonifaz IX. erhalten hatten. Matthäus verbrachte zwei Jahre in Krakau und lehrte in dieser Zeit wahrscheinlich an diesem Lehrstuhl für Theologie, der seine Arbeit schon vor der feierlichen Eröffnung im Jahre 1400 aufgenommen hatte. Nach seiner Rückkehr nach Heidelberg blieb er dort bis zu seinem Tod. Bei alledem übte er durch seine in Prag ausgebildeten Schüler, die in Krakau Theologieprofessoren waren, weiter Einfluss auf die dortige Hochschule aus. 

1403 reiste er als Vertrauter von Ruprecht III. als dessen Gesandter nach Rom, um beim Apostolischen Stuhl die Bestätigung für dessen Krönung zum König einzuholen. 1405 wurde er erneut nach Rom entsandt, um dem neu gewählten Papst Innozenz VII. im Namen des Königs die Gehorsamspflicht zu leisten und die Bestätigung der Krone zu erlangen. Im Juni 1405 wurde Matthäus von Papst Innozenz III. als Bischof von Worms berufen und wohl auch in Rom geweiht. An der Universität Heidelberg blieb er indessen als Theologie-Professor tätig. 1407 wurde Matthäus von Gregor XII. zum Legaten für Deutschland ernannt. 1408 trug er ihm die Kardinalswürde an, die Matthäus jedoch verweigert. Er wollte sich nicht an die Kurie binden, die er kritisierte, obwohl er dem römischen Papst wie Ruprecht treu ergeben war. 1409 nahm er am Konzil von Pisa teil, äußerte sich aber ablehnend über die seines Erachtens unrechtsmäßige Einberufung des Konzils, während er als Gesandter die Ansprüche von Gregor XII. auf die Tiara verteidigte. 

Nach seinem plötzlichen Tod wurde Matthäus im Chor des Wormser Doms beigesetzt. Die Heidelberger Universität, der Matthäus bereits zu Lebzeiten seine Bibliothek hinterließ, gedachte seiner noch bis ins 16. Jahrhundert alljährlich am 19. März.

Kazimierz Wójcik, Juni 2020

 

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