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Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Radziwiłł: 1688 Luise Charlotte Radziwill

Jan Frans van Douven (1656-1727): Porträt Luise Charlotte Radziwill, um 1690-95
Jan Frans van Douven (1656-1727): Porträt Luise Charlotte Radziwill, um 1690-95. Öl auf Leinwand, Italienischer Staatsbesitz, Villa del Poggio Imperiale, Florenz

1688 Luise Charlotte (Caroline) Radziwill/Ludwika Karolina Radziwiłłówna (1667-1695), Tochter von Fürst Boguslaw Radziwill/Bogusław Radziwiłł (1620-1669), Herzog von Birże und Dubinki, brandenburgischer Generalleutnant und Statthalter des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Herzogtum Preußen, heiratet Karl III. Philipp von der Pfalz (1661-1742), später regierender Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich und Berg, Herzog von Pfalz-Neuburg

 

Enkelin von Janusz (VI. dem Älteren) Radziwiłł (1579-1620), der 1613 Elisabeth Sophie von Brandenburg (1589-1629) geheiratet hat, und einziges Kind von deren Sohn Boguslaw Radziwill (1620-1669), verliert Luise Charlotte ihre Mutter Anna Maria (1640–1667) bei der Geburt und ihren Vater bereits zwei Jahre später. Geboren am 27. Februar 1667 in Königsberg im Herzogtum Preußen, wird sie in der Familie Radziwiłł in Königsberg und bei einem ihrer Vormünder, Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), dem Großen Kurfürsten, am Hof in Berlin aufgezogen. Von ihren Eltern hat sie die umfangreichen Besitzungen der Herzöge von Birże und Dubinki in Litauen geerbt. Gegen den Willen des polnischen Königs Johann III./Jan III Sobieski, der seinen Sohn Jakob Louis/Jakub Ludwik als Ehemann für Luise Charlotte (Abbildung unten) vorgesehen hat, heiratet sie 1681 im Alter von dreizehn Jahren in Königsberg den ein Jahr älteren Sohn des Großen Kurfürsten, Ludwig von Brandenburg (1666-1687). Sie folgt ihm an den Berliner Hof, wo Ludwig bereits 1687 vermutlich nach einem Giftanschlag stirbt. Die Ehe ist kinderlos geblieben.

Unmittelbar nach Ludwigs Tod bemühen sich hochrangige deutsche Adlige um eine Heirat mit Luise Charlotte, darunter der Feldmarschall der kaiserlichen Truppen, Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, dann der kaiserliche Feldmarschall Karl von Lothringen-Commercy und schließlich der unglücklich verheiratete Herzog Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg aus dem Haus Hannover und spätere König Georg I. von Großbritannien. Der Große Kurfürst plant offenbar, seinen Sohn Philipp Wilhelm mit Luise Charlotte zu verheiraten, stirbt jedoch im April/Mai 1688. Aussichtsreichster Kandidat ist erneut Jakob Louis Sobieski, für den der polnische Kammerherr und Starost von Malbork/Marienburg, Kazimierz Ludwik Bieliński, in Berlin um Luise Charlottes Hand anhält. Im Juli 1888 erscheint Jakob Sobieski dort persönlich und erhält von ihr und vom Nachfolger des Großen Kurfürsten, Kurfürst Friedrich III., ein Eheversprechen, wobei der Erhalt von Luise Charlottes Besitzungen in Litauen, die Unterstützung von Jakobs Anwartschaft auf den polnischen Thron und die Glaubensfreiheit der Calvinisten in Preußen zur Verhandlungsmasse gehören.

Allerdings liegt eine Verbindung zwischen dem polnischen Haus Sobieski und dem litauischen Haus Radziwiłł weder im Interesse des Kaisers noch des Kurfürstentums Brandenburg. Denn dies würde der Familie Sobieski in die Hände spielen, das polnische Wahlkönigtum in eine Erbmonarchie umzuwandeln. Der Kurprinz Karl Philipp von der Pfalz bietet „den Ausweg aus dieser Situation“ (Murmann 2014, Seite 35). In einer Aktion, die zwischen dem Kaiser, dem Brandenburger Friedrich III. und Karl Philipps Vater, dem Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz (1615-1690), verabredet ist, wird Karl Philipp (Abbildung unten) nach Berlin entsandt, wo er am 10. August 1688 Luise Charlotte heimlich im Haus des kaiserlichen Gesandten heiratet. Jakob Sobieski ist umso mehr düpiert, als Luise Charlotte ihm noch im August Liebebriefe geschrieben haben soll. In der Folge kommt es im polnischen Sejm zu schweren Auseinandersetzungen zwischen König Johann III. und verschiedenen adligen Parteien, die sich für oder gegen Luise Charlotte und den künftigen Verbleib ihrer Besitzungen engagieren.

 

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  • Luise Charlotte Radziwill, um 1681

    Unbekannter Maler: Bildnis Ludwika Karolina Radziwiłłówna, um 1681. Öl auf Leinwand, 90,5 x 72,5 cm
  • Karl Philipp von der Pfalz, vor 1694

    Pieter van der Werff (1665-1722): Bildnis Karl III. Philipp von der Pfalz, vor 1694. Öl auf Leinwand, 81 x 66 cm, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf, Inv. Nr. SMD.B 37
  • Theresa Katharina Lubomirska, um 1701-10

    Jan Frans van Douven (1656-1727): Porträt Theresa Katharina Lubomirska, um 1701-10. Öl auf Leinwand, 86 x 65,5 cm, Italienischer Staatsbesitz, Villa del Poggio Imperiale, Florenz
  • Schloss Neuburg an der Donau

    Schloss Neuburg, Neuburg an der Donau, 1522-1575 auf dem Gelände einer mittelalterlichen Burg errichtet, Erweiterungen und Umbauten ab 1665
  • Radziwill-Schale, um 1600

    Hans Carl (Salzburg 1599/1603, zugeschrieben): Weinschale, um 1600. Gold, Email, Diamanten, Rubine, Smaragde