Żelechowski, Kasper

Fotografie der in München ansässigen Malerin Olga Boznańska, 1893. Albuminabzug, 18,4 x 11,5 cm, Fotostudio K. Żelechowski, Krakau, Inv. Nr. DI 97997 MNW, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie
Fotografie der in München ansässigen Malerin Olga Boznańska, 1893. Albuminabzug, 18,4 x 11,5 cm, Fotostudio K. Żelechowski, Krakau, Inv. Nr. DI 97997 MNW, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie

Żelechowski, Kasper (Kacper, Zelechowski, Selechowski), polnischer Maler und Fotograf, Mitglied der „Münchner Schule“. 1889/90 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *5.1.1863 Klecza Dolna, †8.2.1942 Krakau. Sohn eines Beamten (Matrikelbuch München). 1879-88 Studium an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei dem Historienmaler Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“). Am 21.10.1889 Eintritt in die Naturklasse des Landschaftsmalers Karl Raupp (1837-1918) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, wo er bis 1890 studiert. Anschließend geht er offenbar nach Paris, wo er sich am Ausstellungsbetrieb beteiligt. 1893/94 schließt er sein Studium an der Krakauer Kunstschule ab. Nach seinem Studienabschluss bleibt Ż dauerhaft in Krakau. Ab 1892 arbeitet er unter der Leitung von Stanisław Janowski (1866–1942, Mitglied der „Münchner Schule“) an dem später in Warschau ausgestellten Panoramagemälde des Tatra-Gebirges, an dem unter anderem auch die derzeitigen und ehemaligen in München ausgebildeten Maler Wankie, Axentowicz, Piotrowski und Radziejowski (alle Mitglieder der „Münchner Schule“) beteiligt sind. Etwa von 1892 bis 1896 betreibt er ein Fotografenstudio in der ul. Podwale 14 in Krakau. 1904 gehört er zu den Mitbegründern und bis 1912 zum inneren Kreis des von Adam Grzymała-Siedlecki (1876-1967) und Edward Żeleński (um 1878-1910) initiierten Kabaretts Zielony Balonik (dt. Grüner Ballon), das im Caféhaus von Jan Michalik, Jama Michalika (dt. Michaliks Höhle), in der Krakauer ul. Floriańska 45 angesiedelt ist. Żelechowski, der neben Kazimierz Sichulski (1879-1942) und Karol Frycz (1877-1963) für die malerische Ausgestaltung mit humoristischen Bildern sorgt, ist auf dem Gemälde von Sichulski: „Kabaret Zielonego Balonika“ (1908, Muzeum Literatury im. Adama Mickiewicza, Warschau) zu sehen, wie er einen Ballon aufbläst. Für das Kabarett verfasst er Sketche und Monologe, die er auf der Bühne vorträgt, er improvisiert und überwacht die Programmfolge. Bekannt wird er für seine geistreichen Bemerkungen über die Reaktionen der Beteiligten und des Publikums. Künstlerisch engagiert er sich in der Krakauer Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych, wo er mehrfach ausstellt. Während des Ersten Weltkriegs dient er offenbar als Kriegsmaler in den Polnischen Legionen und schafft Porträts vor dem Hintergrund des Kriegsgeschehens („Porträt des Rittmeisters Zbigniew Wąsowicz/Portret rotmistrza Zbigniewa Wąsowicza“, 1916, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie). 1916 und 1917 nimmt er an Ausstellungen der Kunst der Legionäre in Krakau und Warschau teil. 1937 wird er mit dem Offizierskreuz des Ordens Polonia Restituta ausgezeichnet. – Ergebnis seiner ersten Studienjahre an der Krakauer Kunstschule ist eine versierte vielfigurige Malerei von bäuerlichen Genremotiven auch in großem Format. Aufgrund seines Gemäldes „Enteignung/Wywłaszczenie“ (1888, 123 x 178 cm, Nationalgalerie Lviv; Kunstpostkarte, Nationalbibliothek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie) soll Ż. mit einem Stipendium für das Studium in München ausgezeichnet worden sein. Auch später bleiben bäuerliche Genremotive und Figurenbilder sein Spezialgebiet. 1901 ist er an einem gemeinschaftlich erstellten Erntebild („Spaß mit vier Pinseln/Zabawa na cztery pędzle“, Bezirksmuseum Leszno/Muzeum Okręgowe w Lesznie) zusammen mit Józef Rapacki, der 1888/89 bei Friedrich Fehr in München studiert, Wincenty Wodzinowski, Kommilitone an der Münchner Kunstakademie, und Jan Skodnicki beteiligt. Er malt dörfliche Motive („Speisenweihe/Święcenie“, 1908; „In der Sonne/W słońcu“, um 1920; „Ich liebe den Spiegel …/Lusterecko lube …“, 1920, alle Kunstpostkarten, Nationalbibliothek Warschau; „Tanzende Mädchen/Tańczące dziewczęta“, Tusche, Auktionshaus AgraArt) und Trachtenbilder („Brautjungfern/Druhny“, 1903, Kunstpostkarte, Nationalbibliothek Warschau), im Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende aber auch symbolistisch anmutende Frauenporträts („Göttinnen/Boginki“, 1909, Auktionshaus Desa Unicum; „Herodiade/Herodyada“, um 1910; „Türkin/Turczynka“, nach 1906) in der Auffassung des Jugendstils. Nach dem Ersten Weltkrieg entstehen zahlreiche grobschlächtig wirkende Porträts von Bäuerinnen in Krakauer oder Góralentracht („Mädchen mit Kopftuch/Dziewczyna w chustce na głowie“, 1919; „Mädchen mit einer roten Perlenkette/Dziewczyna ze sznurem czerwonych korali“, beide Auktionshaus Desa Unicum; „Schlummernde/Śpiąca“, 1919, Bezirksmuseum Leszno; „Erste Sorge/Pierwsza troska“, 1923; „Nach der Ankündigung/Po zapowiedziach“; „Kokett/Zalotna“, beide 1920er-Jahre, Kunstpostkarten, Nationalbibiothek Warschau). Auch Landschaften, Dorfansichten, Blumenstillleben, Akte und Porträts bekannter Persönlichkeiten sind überliefert.

Als Fotograf schafft er unter anderem Bildnisse von Kunstschaffenden, die ihm aus seiner Münchner Studienzeit bekannt sind (Włodzimierz Tetmajer, um 1892, Nationalbibliothek Warschau; Olga Boznańska, Nationalmuseum Krakau). Sein Porträt der Malerin Olga Boznańska mit japanischem Sonnenschirm/Portret Olgi Boznańskiej z japońską parasolką (Titelbild) ist ein wichtiger Beleg für die japonistische Phase im Werk der zu dieser Zeit in München ansässigen Malerin. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Krakau und Warschau, in Krakau im Museum für Fotografie/Muzeum Fotografii und im Historischen Museum/Muzeum Historii Krakowa, im Bezirksmuseum Leszno/Muzeum Okręgowe w Lesznie und in der Nationalgalerie in Lviv.

Gruppenausstellungen: Krakau: Ab 1887 Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych; 1916 Pałac Sztuk Pięknych: Legionärskunst/Legiony w sztuce; 1929 Berufsverband Polnischer Bildender Künstler/Zawodowy Związek Polskich Artystów Plastyków: Selbstporträts/Wystawa autoportretów / Warschau: ab 1887 Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych, 1917 Polnische Legionärskunst/Wystawa Legjonów Polskich / 1924 Lublin, Związek Polskich Artystów Plastyków

Literatur: Tomasz Weiss: Legenda i prawda Zielonego Balonika, Krakau 1987; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 17, 68; Stefania Kozakowska/Barbara Małkiewicz: Polish painting from around 1890 to 1945, Ausstellungs-Katalog Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, 1998; Wacława Milewska/Maria Zientara-Malewska: Sztuka Legionów Polskich i jej twórcy 1914-1918, Krakau 1999; Beata Pranke: Nurt chłopomanii w twórczości Stanisława Radziejowskiego, Ludwika Stasiaka, Włodzimierza Tetmajera, Wincentego Wodzinowskiego i Kacpera Żelechowskiego, Warschau 2003; Janusz Antos/Jan K. Ostrowski: Wielka encyklopedia malarstwa polskiego, Krakau 2011; Anna Król, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 118, Berlin, Boston 2022, Seite 420 f.

Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 3, Akademie der Bildenden Künste München, 00643 Kasper Zelechowski, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1889/matrikel-00643

Familien- und Porträtfotografien sowie farbige Kunstpostkarten nach Gemälden von Żelechowski in der Nationalbiblithek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie, auf polona.pl, https://polona.pl/search/?query=%C5%BBelechowski,_Kasper&filters=public:1

Fotografisches Porträt Olga Boznańska mit japanischem Sonnenschirm/Portret Olgi Boznańskiej z japońską parasolką, im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, auf MN Cyfrowe, https://cyfrowe.mnw.art.pl/pl/katalog/955887

2 Werke im Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, auf MNK Zbiory Cyfrowe, https://zbiory.mnk.pl/pl/wyniki-wyszukiwania?phrase=Kasper%252520%2525C5%2525BBelechowski%252520

2 Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/artysta.php?id=779

4 Werke im Auktionshaus DESAUnicum (Kacper Ż.), https://desa.pl/pl/artysci/kacper-zelechowski/

2 Werke im Bezirksmuseum Leszno/Muzeum Okręgowe w Lesznie, http://muzeumleszno.pl/imuzeum/collection/#!/spiaca.html, http://muzeumleszno.pl/imuzeum/collection/#!/zabawa_na_cztery_pedzle.html

Jama Michalika: prześmiewcy, figlarze i młodopolska bohema, auf: Szlaki sztuki, https://szlakisztuki.pl/ciekawostki/spacery/jama-michalika-przesmiewcy-figlarze-i-mlodopolska-bohema/

Magdalena Łanuszka: Krakowska bohema w locie na księżyc …, auf: Historia poszukaj, https://www.historiaposzukaj.pl/wiedza,obrazy,380,obraz_zielony_balonik_sichulskiego.html

(Alle Links wurden zuletzt im November 2022 aufgerufen.)

 

Axel Feuß, November 2022