The translation in this language is unfortunately not available at present.

Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Piasten: 1013 Mieszko II. Lambert

Mathilde von Schwaben überreicht Mieszko II. Lambert die Handschrift „Liber de divinis officiis“, Widmungsblatt zur gleichnamigen Handschrift des Pseudo-Alkuin, St. Gallen, 1025/27 (verschollen, farbige Kopie von 1842), Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek, Ms.C 91, fol. 3r
Mathilde von Schwaben überreicht Mieszko II. Lambert die Handschrift „Liber de divinis officiis“, Widmungsblatt zur gleichnamigen Handschrift des Pseudo-Alkuin, St. Gallen, 1025/27 (verschollen, farbige Kopie von 1842), Düsseldorf, Universitäts- und Lande

1013 Mieszko II. Lambert (990-1034), später König von Polen, heiratet Richeza von Lothringen/Rycheza Lotaryńska (um 996-1063), Tochter von Ezzo (um 955-1034), Pfalzgraf von Lothringen

Die Ehe zwischen Mieszko II. und Richeza wird vermutlich schon im Frühjahr des Jahres 1000 während des Akts von Gnesen/Zjazd gnieźnieński zwischen Mieszkos Vater, dem polnischen Herzog Bolesław I. Chrobry (967-1025), und Kaiser Otto III. verabredet. Mieszko stammt aus Bolesławs dritter Ehe mit Emnilda, der Tochter des sorbischen Fürsten Dobromir. In erster Ehe war Bolesław im Jahre 984 mit einer Tochter des Markgrafen von Meißen, Rikdag II. (†985/86), in zweiter Ehe mit einer ungarischen Fürstentochter verheiratet. Bei der Versammlung in Gnesen, die anlässlich einer Wallfahrt des Kaisers zu den Gebeinen des heiligen Adalbert von Prag/Wojciech Sławnikowic stattfindet, verleiht Otto dem polnischen Herzog königliche Würden. Auch wenn wegen des Fehlens einer kirchlichen Weihe keine reguläre Königskrönung stattgefunden hat, so gilt Bolesław I. Chrobry, „der Tapfere“, den Chronisten fortan als König von Polen. Anschließend reisen Otto und Bolesław, die beide mit Albert von Prag befreundet gewesen sind, gemeinsam zur Öffnung des Grabes von Kaiser Karl dem Großen nach Aachen.[1]

Durch das Eheversprechen zwischen Mieszko und Richeza sollen die polnischen Piasten nicht nur mit dem Römisch-Deutschen Reich, sondern vor allem mit dem regierenden Herrscherhaus verbunden werden.[2] Da Otto III. selbst kinderlos ist, kommen seine Nichten, also die Töchter seiner drei Schwestern Adelheid, Sophia und Mathilde als künftige Ehefrauen für Mieszko infrage. Richeza ist die Tochter von Mathilde und damit Enkelin von Kaiser Otto II. und Kaiserin Theophanu. Ihr Vater ist Ezzo, eigentlich Ehrenfried, Pfalzgraf von Lothringen. Zur Hochzeit zwischen Mieszko und Richeza kommt es vorerst nicht, da Otto III. im Januar 1002 überraschend noch vor Vollendung seines 22. Lebensjahrs in Italien stirbt. Im selben Jahr verheiratet Bolesław Mieszkos Schwester Reglindis mit Hermann, dem ältesten Sohn des Markgrafen von Meißen.

Das folgende Jahrzehnt ist von Auseinandersetzungen zwischen den Piasten und Ottos Nachfolger auf dem Königsthron, Heinrich II. (973/78-1024), um die Marken Meißen und Lausitz überschattet. 1012 fordert Bolesław von ihm die Hochzeit seines Sohnes ein, die nach dem Frieden von Merseburg 1013 realisiert werden kann. Sie findet dort zu Pfingsten des Jahres in Anwesenheit von Bolesław und Heinrich statt. „Die Verwandtschaft mit dem ottonischen Herrscherhaus beförderte den Piasten in die erste Reihe der Fürstengeschlechter.“[3] Die Heirat des polnischen Thronfolgers mit einer Nichte Ottos III. „nährte die Hoffnung der Piasten auf den Königstitel.“[4] Für Heinrich II., der aus der bayerischen Nebenlinie der Ottonen stammt und erst im Folgejahr zum Kaiser gekrönt wird, bedeutet die Hochzeit vermutlich ein willkommenes Mittel zur Friedenssicherung.

 

[1] Zur den Vorgängen rund um den Akt von Gnesen vergleiche auf diesem Portal den Bericht über die Heirat Bolesławs I. im Jahre 984.

[2] Vergleiche Kersken 2015 (siehe Literatur), Seite 89

[3] Görich 2000 (siehe Literatur), Seite 159

[4] Röckelein 2006 (siehe Literatur), Seite 114

Media library
  • Faksimile zum Brief der Mathilde von Schwaben

    Philipp Anton Dethier: Epistola inedita Mathildis Suevae … ad Misegonem II., Poloniae regem, Berlin 1842, mit einem Faksimile des Briefs der Mathilde von Schwaben an Mieszko II., König von Polen, 1025...
  • Wandgrab der Richeza, um 1820

    Wandgrab der seligen Richeza, um 1820. Hölzerner Sarkophag mit klassizistischen Festons, Ganzfigurenporträts von Bischof Anno II. (links) und Richeza (rechts), Öl auf Schiefer, 14. Jahrhundert, Johann...
  • Bildnis der Richeza, 14. Jh.

    Ganzfigurenporträt der seligen Richeza, Öl auf Schiefer, 14. Jahrhundert, Johanneskapelle, Hohe Domkirche Köln
  • Gedenktafel in Klotten

    Gedenktafel auf den Ort der ehemaligen Residenz der polnischen Königin Richeza in dem Winzerort Klotten an der Mosel