Polnische Familiennamen in Deutschland

Wiesław Smętek, Nowak, Illustration zum Text von Marek Firlej, 2023
Wiesław Smętek, Nowak, Illustration zum Text von Marek Firlej, 2023

So sieht die Situation heute aus

Heute werden Namen weitaus seltener eingedeutscht oder anders verändert. In der Tat ist es recht aufwändig, seinen Namen ändern zu lassen. Die meisten Menschen aus der dritten Einwanderungswelle haben ihre Namen behalten, wenngleich die polnischen Sonderzeichen oft verschwunden sind. Auch heute noch bereiten sie in vielen EDV-Systemen Schwierigkeiten. Dann wird auf die zugrundeliegenden Standardbuchstaben zurückgegriffen (z. B. ś -> s, ń -> n), lautliche Anpassungen wie sz -> sch kommen kaum vor. Dank der Freizügigkeit in Europa sind Anpassungen der Namen auch nicht mehr notwendig. Es gibt viele Pol:innen in Deutschland, die nicht dauerhaft hier wohnen und daher ihren Namen auch nicht ändern wollen.

Der häufigste eindeutig slawische Nachname in Deutschland ist Nowak. Zusammen mit den Varianten Nowack und Novak liegt er auf dem 133. Platz der häufigsten Nachnamen, direkt vor Grimm (Stand 2005).[3] Dabei kann es sich aber auch um Menschen aus Tschechien und anderen slawischen Ländern und deren Nachfahren handeln, was insbesondere für die Variante mit v gilt. 

In Polen ist der Nachname Nowak mit weitem Abstand der häufigste Nachname, gefolgt vom in Deutschland ebenfalls bekannten Kowalski (bzw. Kowalska, der weiblichen Namensform[4]). Von den zehn häufigsten polnischen Nachnamen haben ganze sechs die Endung -ski. Es handelt sich also keineswegs um ein Klischee, dass polnische Familiennamen so klingen. Daher findet sich ebenfalls in den polnischen Top Ten, nämlich auf Platz 9, auch der bereits so oft genannte Szymański.

 

Marek Firlej, Juni 2023

 

[3] Verzeichnis: Deutsch/Namen/die häufigsten Nachnamen Deutschlands, in: Wiktionary, 08.02.2023. URL: https://de.wiktionary.org/wiki/Verzeichnis:Deutsch/Namen/die_h%C3%A4ufigsten_Nachnamen_Deutschlands (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

[4] In einigen slawischen Sprachen, darunter dem Polnischen, Russischen und traditionell dem Sorbischen, tragen weibliche Familienmitglieder eine weibliche Form des Nachnamens. In Polen betrifft das vor allem Nachnamen, die auf -ski, -cki, -dzki, -owy oder -ewy enden: Wiśniewski > Wiśniewska; Konopacki > Konopacka, Rudzki > Rudzka, Stanisławowy > Stanisławowa; Paduczewy > Paduczewa. Daneben kann es noch weitere Sonderfälle geben. Wenn eine polnische Familie nach Deutschland einwandert, werden die Nachnamen an das deutsche System angepasst, d. h. aus pani Kowalska wird Frau Kowalski, damit alle Familienmitglieder denselben Nachnamen tragen. Im April 2023 wurde vom Bundesjustizministerium ein Gesetzentwurf zur Modernisierung des Namenrechts veröffentlicht. Dieser sieht unter anderem vor, dass slawische Familien weiterhin ihre geschlechterspezifischen Namensformen tragen dürfen, wenn Sie nach Deutschland einwandern. URL: https://www.bmj.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/Dokumente/RefE_Namensrecht.pdf (zuletzt aufgerufen am 16.06.2023).

 

 

Quellen und weiterführende Literatur:

 

Bücher, Artikel und Aufsätze

Burghardt, Werner: Namensänderungen slawischer Familiennamen im Ruhrgebiet, in: Bellmann, Günter u. a. (Hrsg.): Festschrift für Karl Bischoff zum 70. Geburtstag, Köln 1975, S. 271–286.

Czopek-Kopciuch, Barbara: Nazwiska polskie w Zagłębiu Ruhry, Kraków 2004.

Loew, Peter Oliver: Wir Unsichtbaren. Geschichte der Polen im Ruhrgebiet, München 2014.

Koch, Wilhelm Herbert: Kumpel Anton, Essen 2020.

Marti, Roland: Schimanski & Co. an der Saar, in: Greule, Albrecht u. a. (Hrsg.): Studien zu Literatur, Sprache und Geschichte in Europa. Wolfgang Haubrichs zum 65. Geburtstag gewidmet, St. Ingbert 2008, S. 397–410.

Menge, Heinz H.: Namensänderungen slawischer Familiennamen im Ruhrgebiet, in: Niederdeutsches Wort. Beiträge zur niederdeutschen Philologie 40 (2000): S. 119–132, URL: https://www.mundart-kommission.lwl.org/media/filer_public/b2/c8/b2c8eaff-2c0a-49d6-bbf1-2f3d26e9ad13/band40_2000.pdf (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Rymut, Kazimierz/ Hoffmann, Johannes: Lexikon der Familiennamen polnischer Herkunft im Ruhrgebiet (2 Bde.), Kraków u. a. 2006/2010.

Spät, Robert: Die „polnische Frage“ in der öffentlichen Diskussion im Deutschen Reich, 1894-1918 Marburg 2014, URL: https://digital.herder-institut.de/publications/frontdoor/deliver/index/docId/115/file/PUB_Herder-Institut_Studien_29_9783879693863.pdf (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

 

Online

Firlej, Marek: Warum der Ruhrpottkomissar Schimanski heißen musste, in: :bsz online. Deine Bochumer Stadt- & Studierendenzeitung, 10.11.2014, URL: https://www.bszonline.de/2014/11/10/warum-der-ruhrpottkomissar-schimanski-heissen-musste/ (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Kaluza, Andrzej: Migranten aus Polen im wiedervereinigten Deutschland, in: bpb.de, 05.03.2021, URL: https://www.bpb.de/themen/deutsche-einheit/migrantische-perspektiven/325312/migranten-aus-polen-im-wiedervereinigten-deutschland/ (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Liste polnischer Nachnamen in Deutschland, in: Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD), URL: https://www.namenforschung.net/dfd/woerterbuch/liste/?tx_dfd_names%5Bquery%5D=&tx_dfd_names%5BcurrentSelectedFacets%5D%5Bcountries%5D=249&tx_dfd_names%5Baction%5D=list&tx_dfd_names%5Bcontroller%5D=Names&cHash=198fa7d34f8d5b2cc2a30a0eb72ea917 (zuletzt aufgerufen am 14.06.2023).

Migration (Modul), in: Deutsches Polen-Institut (Hrsg.): Polen in der Schule, URL: https://www.poleninderschule.de/arbeitsblaetter/gesellschaft/polen-migration/ (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Nazwiska występujące w rejestrze PESEL, in: Ministerstwo Cyfryzacji (Hrsg.): Otwarte dane, 31.01.2023, URL: https://dane.gov.pl/pl/dataset/1681,nazwiska-osob-zyjacych-wystepujace-w-rejestrze-pesel (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Neue Namen für polnische Arbeitsmigranten. Aus Majcrzak wird Mayer, in: Kulturbetrieb Mülheim an der Ruhr (Hrsg.): Das Gesicht der Migration in Mühlheim an der Ruhr zeigen, 16.08.2010, URL: https://web.archive.org/web/20170812103224/https://www.muelheim-ruhr.de/cms/neue_namen_fuer_polnische_arbeitsmigranten_aus_majcrzak_wird_mayer.html (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Polen in Deutschland, in: Wikipedia, 20.03.2023, URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Polen_in_Deutschland&oldid=232009538 (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Pomorski Urząd Wojewódzki w Gdańsku (hrsg.): Najpopularniejsze nazwiska w Polsce. Sprawdź swoje, in: gdansk.uw.gov.pl, 05.02.2020, URL: https://www.gdansk.uw.gov.pl/4064-najpopularniejsze-nazwiska-w-polsce-sprawdz-swoje (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Schiller, Christiane/ Bichlmeier, Harald: Suffix -ski, in: Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD): Namenforschung.net, 15.05.2023, URL: http://www.namenforschung.net/id/thema/28/1 (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Skrabania, David: Die Ruhrpolen, in: Porta Polonica, Mai 2018, URL: https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/die-ruhrpolen (zuletzt aufgerufen am 14.06.2023).

Vensky, Hellmuth: Schimanskis Väter, in: ZEIT ONLINE, 02.03.2010, URL: https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-02/ruhr-polen/komplettansicht (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

Verzeichnis: Deutsch/Namen/die häufigsten Nachnamen Deutschlands, in: Wiktionary, 08.02.2023, URL: https://de.wiktionary.org/wiki/Verzeichnis:Deutsch/Namen/die_h%C3%A4ufigsten_Nachnamen_Deutschlands (zuletzt aufgerufen am 07.06.2023).

 

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