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Literarische Bilder des Holocaust. ‚Die Passagierin‘ von Zofia Posmysz

Eröffnung der Ausstellung "Literarische Bilder des Holocaust. ‚Die Passagierin‘ von Zofia Posmysz" im Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen am 27. Januar 2017.

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Eröffnung der Ausstellung Literarische Bilder des Holocaust. ‚Die Passagierin‘ von Zofia Posmysz im Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen am 27. Januar 2017.
Eröffnung der Ausstellung "Literarische Bilder des Holocaust. ‚Die Passagierin‘ von Zofia Posmysz" im Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen am 27. Januar 2017.

Die Ausstellung brachte den Besuchern die Biographie von Zofia Posmysz nahe und machte sie mit ihrem von Lagererfahrungen inspirierten literarischen Werk vertraut. Die Präsentation umfasste die ersten polnischen Veröffentlichungen über das Lagerthema und gab Einblicke in das schriftstellerische Können der Autorin. Im Mittelpunkt stand das bekannteste Werk, der Roman „Pasażerka“ (Die Passagierin) aus dem Jahre 1962 sowie dessen zahlreiche Adaptionen, etwa die legendäre Verfilmung von Andrzej Munk (1963), und die weltweit aufgeführte Oper mit der Musik von Mieczysław Weinberg (komponiert 1968 in der UdSSR, erstmals aufgeführt 2006).

Zofia Posmysz war in von 1942 bis 1945 Gefangene im KZ Auschwitz-Birkenau. Sie arbeitete dort in der Küche und als Schreiberin in dem Lebensmittellager, überlebte den Todesmarsch zum KZ Ravensbrück und war anschließend im Lager Neustadt-Glewe. Nach der Befreiung am 2. Mai 1945 entschloss sie sich, nach Polen zurückzukehren.

In der Nachkriegszeit war Zofia Posmysz literarisch und publizistisch tätig. Sie arbeitete als Korrektorin bei der Zeitung „Głos Ludu“, schrieb Texte und Reportagen für die Presse und arbeitete schließlich Jahrelang in der Redaktion des Polnischen Rundfunks. Zofia Posmysz schreibt Hörspiele, Drehbücher und Theaterstücke für das Fernsehen. Außerdem nimmt sie an Gesprächen mit Jugendlichen teil. Zeugnis über den Holocaust abzulegen, ist die wichtigste Botschaft ihres literarischen Schaffens. Diese Botschaft vermittelt die Autorin am umfassendsten in ihren Romanen, in denen sie ihre persönlichen Lagererfahrungen thematisiert.

Im Fokus der Ausstellung standen Werke, in denen sich Zofia Posmysz mit der Lagerthematik befasst: der Roman „Pasażerka“ [Die Passagierin] (1962), der ihr den meisten Ruhm eintrug, „Wakacje nad Adriatykiem“ (1970) [Ferien an der Adriaküste] sowie die Erzählungen „Ten sam doktor M.“ (1981) [Derselbe Doktor M.] und „Chrystus oświęcimski“ (2008) [Christus von Auschwitz].

Das Hörspiel „Pasażerka z kabiny 45“ [Die Passagierin aus Kabine 45] entstand 1959, die Romanversion „Pasażerka“ [Die Passagierin] drei Jahre später. Während eines Aufenthalts in Paris hörte Zofia Posmysz in einer Ansammlung von Touristen eine Stimme, die täuschend ähnlich nach ihrer Lageraufseherin Annelise Franz klang. Diese Begebenheit rief die Vergangenheit wach und warf Fragen nach einem möglichen Zusammentreffen des Opfers mit seinem Henker auf. Dies bewog die Autorin dazu, sich mit dem Thema Auschwitz literarisch auseinanderzusetzen. Andrzej Munk überredete daraufhin Zofia Posmysz, mit ihm ein Drehbuch zu schreiben. Die Erzählhandlung des Films „Die Passagierin“ spielt auf einem Schiff, das von Amerika nach Europa fuhr. Die Ereignisse im Lager werden aus der Perspektive der ehemaligen deutschen Aufseherin dargestellt. Durch den plötzlichen Tod des Regisseurs, der mit den Lageraufnahmen nur einen Teil des Bildmaterials angefertigt hat, wurde „Die Passagierin“ zu seinem letzten, unvollendeten Werk. Daraufhin wurde der Film 1963 von einem Team unter der Leitung von Witold Lesiewicz zu Ende gebracht. Jean-Luc Godard sagte über ihn, dies sei „der beste Film über den Krieg, der jemals gedreht wurde, weil er unvollkommen und unvollendet geblieben ist”.

Anhand der Romanvorlage von „Die Passagierin“ entstand auch eine Oper mit der Musik des bedeutenden Komponisten Mieczysław Weinberg (1919–1996) und einem Libretto von Alexander Medwedew. Die Uraufführung der 1968 komponierten Oper fand 2006 in Moskau statt. 

Die Ausstellung zeigte „Die Passagierin“ als eine wichtige Stimme in der Diskussion über das Verständnis der Wurzeln des Bösen und hob die Kraft der mit verschiedenen Medien erzählten Geschichte hervor. Den Besuchern ermöglichte sie, die Veränderungen im Werk der Autorin zu verfolgen. Diese kehrte dann im Laufe der Zeit zu einer realistischen Art und Weise der Schilderungen der die Kriegszeit zurück.

Die Botschaft der Ausstellung vervollständigte ein Ausschnitt aus einem von Anna Maria Potocka 2016 geführten Filminterview unter dem Titel „Aufseherin Franz“, in dem Zofia Posmysz über ihre Zeit im Lager Auschwitz spricht.

Dieser Film stellt, nach dem Projekt unter dem Namen „Wilhelm Brasse. Fotograf. 3444. Auschwitz 1940–1944“, eine weitere Produktion des Muzeum Sztuki Współczesnej w Krakowie MOCAK [Museum für Gegenwartskunst in Krakau MOCAK] dar, die Zeugnisse Überlebender dokumentiert.

Die Ausstellung war Teil des Rahmenprogramms zur Prämiere der Oper „Die Passagierin“ im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen am 28.01.2017.

 

Magdalena Mazik, August 2017

 

Weitere Informationen:

Ein Film über die der Autorin Zofia Posmysz gewidmeten Ausstellungen im MOCAK: https://www.youtube.com/watch?v=4fylyDOkFP4