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Auf den zweiten Blick – Roland Schefferski in der Galerie Bernau

Roland Schefferski: Das Paar, 2019

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  • Roland Schefferski, Die Berliner, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Die Berliner, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Die Berliner, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Die Berliner, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Die Berliner, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Die Berliner, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Die Berliner, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Die Berliner, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Jarosławs Kleider, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Jarosławs Kleider, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Jarosławs Kleider, 2019 - Roland Schefferskis Ausstellungsbeitrag "Jarosławs Kleider", Detailansicht, 2019.
  • Roland Schefferski, Kai und Der Liebhaber, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Kai, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Der Liebhaber, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Der Liebhaber, 2019 - Einblick in den Ausstellungsbeitrag von Roland Schefferski im Rahmen der fünften Gruppenausstellung zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in der Galerie Bernau.
  • Roland Schefferski, Der Liebhaber, Detail, 2019 - Roland Schefferskis Ausstellungsbeitrag "Der Liebhaber", Detailansicht, 2019.
  • Roland Schefferski, Das Paar, 2019 - Roland Schefferskis Ausstellungsbeitrag "Das Paar", 2019.
  • Roland Schefferski, Das Paar, 2019 - Roland Schefferskis Ausstellungsbeitrag "Das Paar", 2019.
  • Roland Schefferski, Das Paar, 2019 - Roland Schefferskis Ausstellungsbeitrag "Das Paar", 2019.
Roland Schefferski: Das Paar, 2019
Roland Schefferski: Das Paar, 2019

Beim Blick in den Ausstellungsraum erscheinen die statisch über den Raum verteilten Assemblagen, Objekte und Installationen geradezu beiläufig arrangiert, als sei ihre Positionierung ein Versehen. Eine Arbeit fällt dabei besonders ins Auge: Ein Vorhang, bestehend aus zwei in fließendem Übergang aneinandergereihten, einzelnen Stoffbahnen. Linksseitig ist der gestickte Umriss einer weiblichen Person zu erkennen, rechtsseitig der einer männlichen. Beide entblößt, stehen sie einander zugewandt gegenüber. Die Porträts wirken wie Schatten, die trotz des Lichteinfalls bestehen bleiben. Wie vertraute Begleiter, die der Künstler dem Betrachtenden an die Hand gibt. Ein kleiner Windstoß zieht durch den Ausstellungsraum, die Sonne blinzelt durch das Fenster und alles unterliegt der Veränderung. Äußere natürliche Einflüsse bringen etwas Prozesshaftes in Gang, schaffen ein symbiotisches Moment, in welchem sich die eigentlich statische Arbeit zu einer dynamischen wandelt. Der Vorhang gerät in Bewegung, als gingen die beiden Porträtierten miteinander in einen tänzerischen Dialog. Der Wind haucht die männliche Linie zur Seite. Die sich eben noch so nahen Polaritäten, klaffen plötzlich auseinander und Distanz tritt anstelle der Nähe.

In toto wird deutlich, dass Roland Schefferski aus der Malerei und Bildhauerei kommt und sein frühes Bestreben in der Überwindung des Blatt Papieres und der Zweidimensionalität, noch heute Aktualität hat. Die Stickereien der filigran anmutenden Porträts brechen mit tradierten Vorstellungen von Bildhauerei oder Zeichnung. Das Garn ist sein zeichnerisches Ausdrucksmittel, und in der Reduktion auf die elementare Linie liegt zweifellos seine Stärke. Umrisse von Personen, auf die einzelne Linie heruntergebrochen, sind nicht mehr an die real Porträtierten gebunden, sondern nehmen einen abstrakten Charakter an. Was bleibt, ist die Form der menschlichen Figur im Raum.

Mit diesem dynamisch transformierenden Werk – vor allem aber mit der Interaktion „Die Berliner“ – knüpft Roland Schefferski sowohl an Oskar Schlemmers Auseinandersetzung mit der korrespondierenden Beziehung von Figur und Raum, als auch an die von ihm thematisierte Einschränkung der Bewegung plastischer Werke an. Schefferskis Interaktion stellt ein real erfahrbares Erlebnis dar, ein auf Bewegung ausgerichtetes partizipatives Werk, das sich erst durch die Einbeziehung von Mensch und Raum als lebendiger künstlerischer Prozesses entpuppt. Seine Arbeiten bedürfen, vergleichbar den „Passstücken“ Franz Wests oder den „Werksätzen“ Franz Erhart Walthers, einer benutzenden Aktivierung. Sie bedienen sich zwar nicht der Formensprache des Bauhauses, dessen Grundgedanken finden aber eine Art Fortführung in ihnen. Bereits im Gründungsmanifest und Bauhausprogramm von 1919 stellte Walter Gropius die Frage, was ein Raum sei und wie er erfasst und gestaltet werden könnte. Davon ausgehend, dass jedes Werk in Beziehung zu etwas Größerem steht, verwies er auf den Raum als solches und auf die Relevanz der Einbeziehung realer und geistiger Mittel.

Roland Schefferskis raumgebundene, dem Prozesshaften unterliegende Arbeiten können als Transferbeispiel der Moderne und ihrer programmatischen Grundsätze in die Gegenwart interpretiert werden. Eine Kunst, die vielschichtig und eben nicht erstarrt ist – sondern im Gegenteil durch eine Konzentration auf das eher Marginale dem in philosophisch existentiellem Sinne Wesentlichen zu Leibe rückt. Eine Kunst, die dem Betrachter einen Tiefblick abverlangt. Oder eben einen zweiten!

 

Annabell Burger, November 2019