Der Bund der Polen in Deutschland
Mediathek Sorted

Während die Organisation in den ersten Jahren nach ihrer Gründung florieren konnte, kam es nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 zu Einschränkungen ihrer Aktivitäten. Obwohl der 1934 zwischen Warschau und Berlin unterzeichnete Nichtangriffspakt die Einmischung in die Aktivitäten der Organisation vorübergehend reduzierte, dauerte die Phase der „Entspannung“ nicht lange. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bedeutete die Liquidierung der Organisation, die Beschlagnahmung ihres Eigentums, die Verhaftung hunderter Aktivisten und Führer und ihre Inhaftierung in Konzentrationslagern. Andere Polen wurden zur Wehrmacht einberufen und kämpften mitunter an den Fronten gegen Soldaten mit gleichem nationalem Hintergrund. Zweifellos teilten die Mitglieder des Bundes in den folgenden Jahren das Schicksal von Millionen von Landsleuten – polnischen Bürger:innen, die vor allem nach dem Anschluss eines Teils des polnischen Staatsgebiets an das Dritte Reich massiven Repressionen ausgesetzt waren. Deportationen, Mord und „Germanisierung“ waren an der Tagesordnung. Obwohl die Organisation nach dem Zweiten Weltkrieg in allen Besatzungszonen schnell wiederbelebt wurde, bildeten die in Deutschland verbliebenen Pol:innen keine Kraft mehr, die eine wichtige Rolle spielen konnte. Einige entschlossen sich, nach Polen zu emigrieren, das infolge der Grenzänderung Gebiete umfasste, die zuvor in großer Zahl von Mitgliedern des Bundes bewohnt waren. Das bedeutete jedoch nicht, dass das „Mutterland“ sie so behandelte, wie sie es erwartet und erträumt hatten. Die Gründung der beiden deutschen Staaten verkomplizierte die Situation weiter, sowohl was die deutsch-polnischen Beziehungen als auch die Stellung der Pol:innen in ihrem Gebiet anbelangt. Infolge der Aktionen der Kommunisten in Polen Anfang der 1950er Jahre wurde die Organisation in Westdeutschland gespalten, während sie im zweiten deutschen Staat, der DDR, ganz aufgelöst wurde. In den folgenden Jahrzehnten organisierte der Bund, der unter dem Namen Rodło auftrat, die für diese Art von Organisation typischen Veranstaltungen, von Jubiläumsfeiern über den Unterricht der polnischen Sprache bis hin zu Bällen und Feiern. Trotz der Versuche, die Zahl der Mitglieder zu erhöhen, blieb Rodło aufgrund von Überalterung und weiterer Abwanderung eine kleine Organisation. Ihre Aktivitäten haben sich auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands nicht geändert. Eine der Hauptaufgaben bleibt das Bemühen um die Anerkennung der Pol:innen in Deutschland als Minderheit.
Die Situation der Pol:innen in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg wurde zweifelsohne durch die Gründung des polnischen Staates grundlegend beeinflusst. Nachdem sie mehr als ein Jahrhundert lang keinen eigenen Staat hatten, konnten sie nun auf dessen organisatorische, finanzielle und politische Unterstützung zählen. Die Pol:innen konnten auch von der Unterstützung der polnischen diplomatischen Vertretungen in Deutschland profitieren. Dies war umso wichtiger, als es im wiedergeborenen Polen eine bedeutende deutsche Minderheit gab. Sie genoss erhebliche Unterstützung durch den deutschen Staat.