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Alfred Wierusz-Kowalski

Schlittenfahrt, 1890–1900, Öl auf Holz, 28 x 48 cm

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  • Abb. 1 - Überfall von Wölfen, 1910, Holzschnitt
  • Abb. 2 - Widok Suwałk od strony Augustowa [Ansicht von Suwałki von Augustów gesehen], Lithographie von Alojzy Misierowicz, Album Augustowskie, 1855
  • Abb. 3 - Taufschein von Alfred Jan Maksymilian Wierusz-Kowalski der Heiligen-Alexandra-Kirche in Suwałki, 02.12.1849
  • Abb. 4 - Alfred Wierusz-Kowalski in Kalisz, 1865–1868
  • Abb. 5 - Postwagen in der Stadt, 1871-1872
  • Abb. 6 - Alfred Wierusz-Kowalski in Dresden, 1871-1872
  • Abb. 7 - Dziewczynka z fiołkami [Mädchen mit Veilchen], 1873, Öl auf Leinwand, 50 x 38 cm
  • Abb. 8 - Powrót kwestarza [Die Rückkehr des Gabensammlers], 1873, Öl auf Leinwand, 42 x 65,8 cm
  • Abb. 9 - Zaloty [Liebeswerbungen], 1875–1877, Öl auf Leinwand, 50 x 42 cm
  • Abb. 10 - Auf Vorposten, 1877, Aquarelle, Gouache auf Papier, 23,7 x 21,7 cm
  • Abb. 11 - Spazierritt im Park, vor 1880, Öl auf Leinwand, 30 x 54 cm
  • Abb. 12 - Heimkehr vom Markt, um 1880, Öl auf Leinwand, 61 x 96 cm
  • Abb. 13 - Wypadek w podróży [Reisemalheur], 1873, Öl auf Leinwand, 56,5 x 101 cm
  • Abb. 14 - Kaukasische Aufklärung, um 1880, Öl auf Leinwand, 61 x 101 cm
  • Abb. 15 - Postój powstańca [Rast eines Aufständischen], Öl auf Holz, 20 x 35 cm
  • Abb. 16 - Alfred Wierusz-Kowalski in seinem Münchner Atelier, 1895-1905
  • Abb. 17 - Portret Jadwigi Wierusz-Kowalskiej, Porträt der Gattin des Künstlers Jadwiga von Alfred Wierusz-Kowalski, 1907, Öl auf Leinwand, 101 x 79 cm
  • ABB. 18 - Alfred Wierusz-Kowalskis Kinder Janina, Michalina und Czesław, 1884–1885, München
  • Abb. 19 - Wyprawa na niedźwiedzia [Bärenjagd], vor 1889, Öl auf Leinwand, 102 x 73 cm
  • Abb. 20 - Überfall von Wölfen, 1885–1890, Öl auf Leinwand, 110 x 150 cm
  • Abb. 21 - Schlittenfahrt, 1890–1900, Öl auf Holz, 28 x 48 cm
  • Abb. 22 - Polnische Bauernfahrt, 1900, Öl auf Leinwand, 45 x 58,5 cm
  • Abb. 23 - Pferdegespann über einer Furt, 1890, Öl auf Leinwand, 72 x 118 cm
  • Abb. 24 - Fragment eines von Münchner Künstlern beidseitig bemalten Fächers, 1883–1884, Öl auf Holz, 57,8 x 32 cm, Miniatur von Alfred Wierusz-Kowalski.
  • Abb. 25 - Polnische Post, nach 1883, Öl auf Leinwand, 56 x 45 cm
  • Abb. 26 - Im Februar, 1890, Öl auf Leinwand, 74,5 x 100 cm
  • Abb. 27 - Heiliger Hein, nach 1903, Öl auf Leinwand, 47 x 62 cm
  • Abb. 28 - Alfred Wierusz-Kowalskis Atelier in München, 1889–1890, Fotografie
Schlittenfahrt, 1890–1900, Öl auf Holz, 28 x 48 cm
Schlittenfahrt, 1890–1900, Öl auf Holz, 28 x 48 cm

In Wagners Werkstatt, die sehr beliebt bei den polnischen Studenten war, studierte Wierusz-Kowalski ungefähr anderthalb Jahre.[16] In dieser Zeit wurde dort auch der nur wenig ältere Józef Brandt[17] ausgebildet, dessen Arbeiten die damals entstandenen Werke des Schülers Wierusz-Kowalski Zaloty [Liebeswerbungen] (Abb. 9)[18] sowie Na zwiadach (Auf Vorposten, Abb. 10)[19] beeinflussten.

Für den jungen Künstler waren die ersten Jahre in München die Zeit seiner künstlerischen Selbstfindung. Wie viele andere Weggenossen war er dabei temporär vom Schafen des Maksymilian Gierymski fasziniert.[20] Nach dessen Vorbild malte er Jagd- und Spazierfahrtszenen in vornehmen Kostümen des 18. Jahrhunderts (Abb. 11), also im sogenannten „Zopfstil“, sowie Szenen vor dem Hintergrund kleiner polnischer Städte (Abb. 12). Für sein Gemälde Wypadek w podróży [Reisemalheur] (Abb. 13) diente ihm ein heute verschollenes Bild von Gierymski als Inspiration.[21] Die Bilder im besagten „Zopfstil“, die bis Ende der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts entstanden, entzückten durch ein zartes Licht, das die frühherbstlichen Landschaften mit weißlich, goldfarbenen Birkenhainen erhellten, in denen Jagdhunde schnüffeln und elegante Reiter in roten Röcken auf schlanken Pferden unterwegs sind. Allmählich aber sagte sich der Künstler von diesen Darstellungen los, da Motive aus dem fernen Kaukasus um 1880 sein Interesse weckten. Reiter, die felsige Berglandschaften durchqueren, werden die neuen Protagonisten seiner Bilder. Dies hatte mit dem Krieg im Kaukasus zu tun, der in Europa aufmerksam verfolgt wurde.[22] Józef Brandts Atelier verfügte über eine beachtliche Sammlung von Ausrüstungsgegenständen, Uniformen, Trachten und Waffen kaukasischer Krieger, die einst dem Maler Theodor Horschelt gehörten. Wierusz-Kowalski nutzte diese Exponate für seine Bilder mit tscherkessischen Themen (Abb. 14). Diesbezüglich haben sich im fotografischen Nachlass der Familie des Malers Aufnahmen von Modell stehenden Personen und Kosaken erhalten. Unabhängig davon schuf Alfred Wierusz-Kowalski in dieser Zeit ähnlich wie in Prag einfache, rührende Genreszenen im Geist des Biedermeiers, die zahlreich in der polnischen Presse reproduziert wurden. Außerdem griff er wie auch später immer wieder Motive des Januaraufstands auf (Abb. 15).[23]

In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre gründete Alfred Wierusz-Kowalski (Abb. 16) eine Familie. Er heiratete Jadwiga (Abb. 17), die Tochter des Schriftstellers und Journalisten Wacław Szymanowski. Sein bekannter Schwiegervater, der zudem viele Beziehungen hatte, stellte sich als große Stütze heraus, was dem Künstler, dessen Karriere sich rasch entfaltete, durchaus kritisch vorgehalten wurde. Die Eheleute ließen sich in München nieder. Kinder kamen auf die Welt (Abb. 18), wobei die Familie mit jedem neuen Spross eine größere Wohnung bezog.[24] Das immer größere Atelier, gut möbliert und gefüllt mit Bildern und Malutensilien, war Ort der Arbeit und der Präsentation der eigenen Werke sowie der Besuche von Sammlern, Kunsthändlern und Käufern. Das Paar Wierusz-Kowalski führte ein offenes Haus, das regelmäßig von jungen Leuten aufgesucht wurde, denen der Künstler gerne half. 1885 kam Olga Boznańska mit den an ihn gerichteten Empfehlungsschreiben nach München. Als Dank für seine Hilfe porträtierte sie an ihrem zweiten Wohnsitz Paris Czesław, den dort studierenden Sohn Wierusz-Kowalskis.

 

[16] Über dreißig Polen haben bei ihm studiert; der von den Studenten meist gewählter Professor der Akademie.

[17] Józef Brandt (1841–1915), polnischer Schlachten- und Kriegsmaler. Schüler von Franz Adam, der in München große Erfolge feierte.

[18] Zaloty, 1875–1877, Öl auf Leinwand, 50 x 42 cm. Privatsammlung.

[19] Na zwiadach, 1877, Aquarelle, Gouache auf Papier, 23,7 x 21,7 cm. Privatsammlung.

[20] Maksymilian Gierymski (1846–1874), Maler, Autor realistischer Szenen aus den polnischen Aufständen sowie Jagdszenen und Kompositionen vor dem Hintergrund polnischer Kleinstadtszenerien.

[21] Wypadek w podróży, 1873, Öl auf Leinwand, 56,5 x 101 cm. Muzeum Narodowe, Warszawa [Nationalmuseum Warschau]

[22] Besonderes Augenmerk auf diesen Krieg hatten die Polen, bei denen der ungleiche Kampf der Tscherkessen gegen die russische Übermacht die Sehnsucht nach der verlorenen Freiheit weckte.

[23] Der Aufstand gegen die russische Besatzungsmacht brach im Januar 1863 aus.

[24] Das Paar hatte fünf Kinder: Janina (*1879), Michalina (*1880), Czesław (*1882), Józef (*1885) und Jerzy (*1892).