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Galerie „PoKuSa“ – polnische Gegenwartskunst in Wiesbaden

Publikum bei der Eröffnung der Ausstellung von Ewa Stefanski, 2019. – Es spricht Dr. Michael Grus.

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  • Kunsthaus Wiesbaden, 2012 - Ausstellung „Der Raum zwischen uns“: Prof. Norman Smużniak und Prof. Katarzyna Koczyńska-Kielan
  • Kunsthaus Wiesbaden, 2012 - Ausstellung „Der Raum zwischen uns“, Wiesbadens Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller und der Stadtpräsident von Breslau Rafał Dutkiewicz
  • Kunsthaus Wiesbaden, 2012 - Ausstellung „Der Raum zwischen uns“: Janusz Maria Stefanski, Ewa Stefanski, Prof. Przemysław Tyszkiewicz
  • Kunsthaus Wiesbaden, 2012 - Ausstellung „Der Raum zwischen uns“: Organisatorin der Ausstellung Ewa Hartmann von der Galerie „PoKuSa“
  • Vor dem Wiesbadener Rathaus, 2012 - Ewa Hartmann, Prof. Norman Smuzniak, Sibylle von Oppeln-Bronikowski, Prof. Katarzyna Koczyńska-Kielan
  • Eröffnung der Ausstellung von Ewa Stefanski (gleichzeitig die 100. Ausstellung in der Galerie „PoKuSa“), 2019 - Ewa Stefanski, Dr. Isolde Schmidt (Kulturamt Wiesbaden), Ewa Hartmann, Dr. Michael Grus
  • Publikum bei der Eröffnung der Ausstellung von Ewa Stefanski, 2019 - Es spricht Dr. Michael Grus
  • Publikum bei der Eröffnung der Ausstellung von Ewa Stefanski - Wiesbaden 2019
  • Publikum bei der Eröffnung der Ausstellung von Ewa Stefanski - Wiesbaden, 2019. (vor der Galerie „PoKuSa“)
  • Ein Poesieabend von Marek Plec, Galerie „PoKuSa“, Wiesbaden, 2017 - Tuya Jambaldoori, Ewa Hartmann, Marek Pelc, Joanna Manc
  • Eröffnung der Ausstellung von Prof. Chris Nowicki und Marta Kubiak, Galerie „PoKuSa“, Wiesbaden 2012 - Ewa Hartmann, Prof. Chris Nowicki, Marta Kubiak
  • Anna Gawlikowska, 2014 - Gabriele II, Linolschnitt, 74 x 72 cm
  • Anna Gawlikowska, 2013 - Jungle Girl, Linolschnitt, 73 x 73 cm
  • Małgorzata Warlikowska, 2013 - „Marilyn jako Trophies”, Siebdruck auf Porzellan
  • Katarzyna Kukuła, „Buszujący w zbożu” (Fänger im Roggen) - Aus der Serie „Kamasutra”, Zeichnung, Mischtechnik
  • Prof. Chris Nowicki - Meister der Schabtechnik
  • Ol Skoczylas, „Nietoperz“ (Fledermaus) - Publikumspreis „Wiesbadener Fototage“ 2011
  • Przemysław Tyszkiewicz - Meister der Aquatinta
  • Eröffnung der Ausstellung „Breslau Expansion“, Wiesbaden 2020 - Sibylle von Oppeln-Bronikowski, Lidia Zajdzińska, Ioannis Anastasiou, Prof. Małgorzata Warlikowska, Ewa Hartmann
  • Besuch in der Akademie der Bildenden Künste in Breslau, 2020 - Prof. Piotr Kielan (damaliger Rektor der Akademie der Bildenden Künste), Ewa Hartmann, Prof. Przemysław Tyszkiewicz
  • Installation von Ioannis Anastasiou und Majka Dokudowicz „Contain Yourself, sir” - Ausstellung „Breslau Expansion“, Wiesbaden 2020
  • Fotoausstellung von Jarek Lukaszewiczs „Berlin-Jeruzalem-Łódź”, Wiesbaden 2014 - von rechts: Andrzej Klamt (Halbtotal Filmproduktion), Barbara Ahlfeldt (Künstlerin und Galerieberaterin), Elisabeth Springer-Heinze, unbek., Elik Plichta (Radio Darmstadt), unbek.
  • Fotoausstellung von Jarek Lukaszewiczs „Berlin-Jeruzalem-Łódź”, Wiesbaden 2014 - von rechts: Agata Przyborowska-Stolz, Elik Plichta (Radio Darmstadt), unbek.
  • Fotoausstellung von Jarek Lukaszewiczs „Berlin-Jeruzalem-Łódź”, Wiesbaden 2014 - Publikum bei der Ausstellungeröffnung
Publikum bei der Eröffnung der Ausstellung von Ewa Stefanski, 2019. – Es spricht Dr. Michael Grus.
Publikum bei der Eröffnung der Ausstellung von Ewa Stefanski, 2019. – Es spricht Dr. Michael Grus.

Der Weg zu „PoKuSa“ begann mit der Leidenschaft und dem Engagement von Sibylle von Oppeln-Bronikowski, die 1996 in Wiesbaden in der Albrechtstraße 40 die Kunstgalerie „Privatgalerie” gründete. Die ersten fünf schwierigen Jahre bewältigte sie allein. Die Leitung der Galerie ließ sich mit der Zeit allerdings immer weniger mit ihrer fordernden hauptberuflichen Tätigkeit im Statistischen Bundesamt vereinbaren. Sibylle von Oppeln-Bronikowski hatte ursprünglich keine Bezüge zu Polen. Erst der Erfolg der von ihr organisierten Ausstellung des Breslauer Künstlers Eugeniusz Józefowski, inzwischen Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Breslau/Wrocław, löste ein verstärktes Engagement Richtung Polen aus. Der Standort für die künftige Galerie war rasch gefunden. Kleine, hohe Räume im Erdgeschoss eines Gebäudes mit großen Fensterfronten, in Bahnhofsnähe, waren ein idealer Ausgangspunkt. Die Vernissagen und Ausstellungen zogen immer mehr Besucher:innen in die Galerie.

 

Gründer:innen 
 

2001 übergab Sibylle von Oppeln-Bronikowski die Galerie in die Hände des neu gegründeten Vereins „Polnischer Kultursalon“, kurz „PoKuSa“. Sie wurde zur ersten Vorsitzenden des Vereins. Die Vereinsgründer:innen kommen aus Polen und Deutschland, die beruflich und privat Verbindungen zum Kunstbereich haben und für die Tätigkeit der Galerie wichtige Kontakte zur polnischen Kunstszene vermitteln konnten. Als erste Kurator:innen der Galerie fungierten Ewa Hartmann, Gerhard Fehrer und Barbara Ahlfeldt. Ewa Hartmann, Kunstpädagogin aus Breslau, lebt seit 1987 in Wiesbaden, wo sie in einer Bildungseinrichtung tätig ist, und stieß durch den Besuch einer Vernissage von Eugeniusz Józefowski, eines ihrer Professoren aus Breslau, zur Galerie.[1] Barbara Ahlfeldt aus Warschau hat sich nach ihrem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Paris und Rio de Janeiro in Wiesbaden niedergelassen. Der Bezug zu Polen des 2013 verstorbenen Gerhard Fehrer, ein großer Musik-, Opern- und Kunstliebhaber, war seine polnische Ehefrau. Im Laufe der Jahre war die Aktivität der einzelnen Mitglieder der Vereinigung, je nach ihrer Lebenssituation, mehr oder weniger intensiv. „Die Menschen, die im Polnischen Kultursalon aktiv sind, haben ein eigenes Berufsleben und widmen einen großen Teil ihrer Freizeit der Förderung polnischer Kunst“, sagte Barbara Cöllen, Redakteurin der Deutschen Welle 2009, nach einem Besuch in Wiesbaden.[2]

Seit vielen Jahren wird Ewa Hartmann in ihrer kuratorischen und organisatorischen Arbeit von Elisabeth Springer-Heinze, Ärztin und Künstlerin aus Wiesbaden, unterstützt, die mittlerweile auch Einzelausstellungen veranstaltet. Dr. Michael Grus, renommierter Wissenschaftler vom Frankfurter Goethe-Haus, ist Schatzmeister der Galerie und des Vereins und für Sponsoring verantwortlich. 

Die Galerie wird zudem von engagierten Mitgliedern des Vorstands unterstützt. So z.B. von Barbara Buss im Bereich der Zusammenarbeit mit dem Filmfestival „GoEast“ in Wiesbaden sowie von der Künstlerin Barbara Ahlfeldt, die in der Galerie als künstlerische Beraterin fungiert. Ein schwerer Schlag für die Gründer:innen war der plötzliche Tod von Gerhard Fehrer im Jahr 2013. Gerhard Fehrer war Kurator diverser Ausstellungen in der „PoKuSa“, engagierte sich stark für die Städtepartnerschaft zwischen Wiesbaden und Breslau und war Kunstaktivist aus Leidenschaft und enger Freund. Die Galerie „PoKuSa“ ist zum einen die kuratorische Arbeit, zum anderen die ehrenamtliche Tätigkeit ihrer Mitglieder. „Ich bin die Kuratorin, sozusagen die Botschafterin für polnische Künstler und Kunst in der Stadt und in der Region, aber die Galerie ist das ganze Team! Ohne den gemeinsamen Einsatz aller wäre die Galerie nicht möglich“, betont Ewa Hartmann in einem Interview mit „Porta Polonica“. Seit mehr als 20 Jahren entwickelt sich die „PoKuSa“ nicht nur stetig weiter, sondern hat auch ihre Unabhängigkeit bewahrt. Heute zählt der Verein 30 Mitglieder – die Gemeinschaft jedoch, die sich daraus gebildet hat, ist um ein Vielfaches größer.

 

Kunstschaffende
 

Die Galerie „PoKuSa“ legte die Messlatte von Anfang an sehr hoch. Sie unterstützt junge Talente und begleitet die ausgestellten Künstler:innen auf ihrem schöpferischen Weg. Einige von ihnen, wie Eugeniusz Józefowski, Norman Smużniak oder Zdzisław Nitka, kehren regelmäßig mit neuen Werkserien nach Wiesbaden zurück. Seit der Eröffnung der Galerie vor 20 Jahren hat Norman Smużniak seine Werke bereits sieben Mal ausgestellt. Es ist bezeichnend, dass diese Künstler:innen heute zu den Professor:innen der Akademie der Bildenden Künste in Breslau gehören und der Galerie ihre besten Absolvent:innen vermitteln. Für den Erfolg der „PoKuSa“ spricht, dass mittlerweile ein Werk von Zdzisław Nitka Teil der Dauerausstellung des Nationalmuseums in Breslau ist.

Kuratorin Ewa Hartmann ist stolz darauf, mit den talentiertesten jungen Künstler:innen aus wichtigen Kunstzentren Polens zusammenzuarbeiten. Die wichtigsten Achsen des künstlerischen Austauschs sind für die Galerie die Akademie der Bildenden Künste in Breslau und die Akademie der Bildenden Künste in Posen/Poznań. Hinzu kommen zahlreiche, unabhängige Künstler:innen aus ganz Polen. Es ist kein Zufall, dass junge, aufstrebende Kunstschaffende mit internationalen Auszeichnungen in der „PoKuSa“ ausstellen.

 

[1]   Mirjam Ulrich: Zeitgenössische Kunst aus Polen, in: Frankfurter Rundschau vom 22.05.2022.

[2]   Pressedienst der polnischen Redaktion der Deutschen Welle vom 09.06.2009 – Barbara Cöllen: Polnischer Kultursalon PoKuSa in Wiesbaden.

Auch die lokalen Kunstsammler:innen schätzen die Galerie „PoKuSa“ und ihre Möglichkeiten, insbesondere wegen der Werke polnischer Grafiker:innen, die im Ausland traditionell große Anerkennung genießen. „Menschen aus der ganzen Welt kommen nach Breslau, um Verfahren der Grafik zu studieren, die an dieser Kunstakademie besonders weit entwickelt sind“, betont Ewa Hartmann. Es kann daher vorkommen, dass bisweilen Ausländer:innen, die kein Polnisch sprechen, die größten Talente eines Jahrgangs sind und die besten Diplome haben. Ein Beispiel dafür ist Christoph Nowicki, ein Amerikaner polnischer Herkunft. Er begann als Student an der Breslauer Akademie, wo er heute als Professor tätig ist. Die Galerie „PoKuSa“ stellte seine Werke in der heute seltenen Schabtechnik, einem Tiefdruckverfahren, aus. „Grafische Verfahren unterliegen der ständigen Entwicklung. Der Siebdruck beschränkt sich heute nicht mehr auf Papier“, betont Ewa Hartmann und erinnert an Arbeiten auf Porzellan von Małgorzata Warlikowska, wie beispielsweise die Serie „Marilyn jako Trophies“, die vor einigen Jahren in Wiesbaden zu sehen war. 2020 präsentierten Majka Dokudowicz und Joannis Anastasiou im Rahmen der Ausstellung „Breslau-Expansion“, mit Werken der besten Studierenden aus dem Atelier von Prof. M. Warlikowska von der Akademie der Bildenden Künste Breslau, eine Metallbox mit grafischem Siebdruck, auf Metall gedruckt und mit Emaille fixiert. Die Siebdrucke ihrer Arbeit mit dem Namen „Contain Yourself, Sir“ basierten auf fotografischen Dokumenten von Polizeigewalt in verschiedenen Ländern der Welt. Das Werk entwickelte sich während der Vernissage zu einer Performance. Am Anfang stand die Box verschlossen, als der Künstler sie anhob, fielen daraus Patronenhülsen, sehr viele Patronenhülsen und die Box nahm die Form eines Kreuzes an. An den Außenseiten auf schwarzem Hintergrund waren eingravierte Namen von Opfern der Polizeigewalt zu sehen.

Polnische Grafiker:innen zeichnen sich durch Experimentierfreude aus. In der Galerie „PoKuSa“ hat Prof. Przemysław Tyszkiewicz, Gewinner des deutschen Daniel-Chodowiecki-Preises, seine ungewöhnlich großformatigen Aquatinta-Radierungen ausgestellt. Die Linolschnitte von Anna Gawlikowska, große Porträts im Format 100 x 100 cm, die mit interessanten Mustern durchsetzt waren, lösten ebenso Begeisterung aus. Große Beachtung wurde Małgorzata Malwina Niespodziewana, die an der Kunstfakultät der Pädagogischen Hochschule in Krakau/Kraków lehrt, für ihre konsequenten Konzeptionen zuteil. Neben einer Einzelausstellung, in der die Künstlerin zwei Serien ihres Schaffens präsentierte, wurden ihre Grafiken, die sich mit feministischen Strömungen in der Kunst befassen, bei mehreren Gruppenausstellungen in der „PoKuSa“ gezeigt. 

Künstler:innen, deren Arbeiten einst in der Galerie ausgestellt wurden, erfreuen sich eines wachsenden Erfolgs. Die Arbeiten von Anna Mierzejwska werden inzwischen in der Warschauer Galerie „Zachęta“ ausgestellt, während Małgorzata ET BER Warlikowska international gefeiert wird und ihre Werke u.a. auf der Biennale von Ljubljana präsentiert. Warlikowska beschäftigt sich häufig mit feministischen Themen. An der Akademie der Bildenden Künste in Breslau ist sie Professorin für Siebdruck, eines Verfahrens bei dem Text, Zeichnung und Fotografie schichtweise kombiniert werden. Ihre Serie „Brudne sny“ (Schmutzige Träume), die den Sexappeal von Marilyn Monroe thematisiert, wurde in Wiesbaden breit diskutiert. Regelmäßige Ausstellungsbesucher:innen der „PoKuSa“ erinnern sich auch an Katarzyna Kukułas humorvolle erotische Werke, ihre kunstvollen Akte und ihre Zeichnungen „Na węglu“ (Auf Kohle) oder „W malinach“ (In Himbeeren) aus der Serie „Kamasutra po polsku“ (Kamasutra auf Polnisch).

Barbara Ahlfeldt brachte ebenso wichtige kuratorische Akzente in die Tätigkeit der „PoKuSa“ ein. Unter ihrer Schirmherrschaft präsentierte Monika Krajewska im Jahr 2005 jüdisch inspirierte Misrach-Scherenschnitte, während Hanna Rojkowska Gemälde mit Motiven aus der jüdischen Kultur ausstellte. Die Stadt Posen wurde in Wiesbaden von Jarosław Łukasik vertreten, der Jahre später auch eine weitere Serie seiner Werke in der „PoKuSa“ präsentierte, sowie von Małgorzata Andrzejewska mit einer farbenfrohen, bezaubernden Serie, den Hügeln von Weinbergen gewidmet. 

Polnische Künstler:innen aus Deutschland
 

Die Räumlichkeiten der Galerie werden auch von in Deutschland ansässigen Künstler:innen polnischer Herkunft genutzt. Bereits in den ersten Jahren des Bestehens der Galerie stellte Magda Klemm aus Warschau, die heute in Berlin lebt, hier ihre Arbeiten aus. Kuratiert wurde die Ausstellung damals von der Malerin Barbara Ahlfeldt, die 2003 auch ihre eigenen, an Surrealismus grenzenden Werke präsentierte. Karl-Karol Chrobok, Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in Krakau, der seit 30 Jahren in Köln tätig ist, zeigte Gemälde, die sich durch eine satte Farbschicht bei gleichzeitig scharf herausgearbeiteten Linien und Konturen auszeichnen. Die Künstlerin Ewa Stefanski, Absolventin der Akademie der Bildenden Künste in Posen, die seit 1981 in Frankfurt lebt, gehört zu den Kunstschaffenden, die am häufigsten ihre Werke in der „PoKuSa“ ausstellen. Die erste Ausstellung der Galerie im Jahr 2001 war bereits ihr gewidmet. 17 Jahre später waren ihre Arbeiten Thema der 100. Ausstellung der „PoKuSa“.[3] Auch der Fotograf Maciej Rusinek aus Frankfurt am Main, der immer größere, internationale Anerkennung genießt, ist in der „PoKuSa“ vertreten. Er widmet sich vor allem der Fotografie des Tanztheaters, insbesondere des japanischen Theaters Butoh. Ebenso waren dort Werke von Alicja Horbowa, die in der Nähe von Frankfurt lebt und des Malers und Bildhauers Artur Bart (Bartosik), Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in Danzig, der seit Ende der 1980er Jahre in der Region Rhein-Main lebt, zu sehen.

 

Kunstmarkt
 

Die Ausstellungen werden von den lokalen Medien wahrgenommen, die sowohl das künstlerische Niveau der Werke als auch das Konzept der Ausstellungen selbst betonen. Die Werke eines Warschauer Künstlerpaars, der Malerin Joanna Krzysztoń und des Fotografen Grzegorz Rogala, bezeichnete der Wiesbadener Kurier als „eine äußerst interessante Ausstellung, eine Galeriekooperation, die ein voller Erfolg war“.[4] Joanna Krzysztoń präsentierte damals 40 kleinformatige Arbeiten, die auf die Geschichte des Kreuzweges Bezug nahmen und stellvertretend für das Leiden und Fühlen eines jeden Menschen standen, während Grzegorz Rogala authentische Episoden aus dem Leben der dargestellten Personen in großformatigen, digital bearbeiteten Fotografien zeigte.

Seit über 20 Jahren haben Ewa Hartmann und ihr sechsköpfiges „PoKuSa“-Team ihr Netzwerk an Kontakten ausgebaut und sich zu einer wichtigen deutschen Partnerinstitution für Künstler:innen aus Polen entwickelt. Die Projekte der Galerie werden von verschiedenen Einrichtungen gefördert, die im Rahmen der Partnerschaft der Städte Wiesbaden und Breslau oder der Regionen Hessen und Großpolen (Wielkopolska) zusammenarbeiten. Wesentlich ist, dass sich die „PoKuSa“, wie jede andere Galerie in der Stadt, selbständig finanzieren kann. Das ist eine große Herausforderung und eine große Leistung zugleich. Bei der Auswahl der Künstler:innen möchte die Galerie einerseits Einblick in außergewöhnliches Kunstschaffen geben, andererseits Käufer:innen für die ausgestellten Werke finden. Der Andrang bei den Vernissagen ist groß, sodass nicht selten mehr Menschen kommen, als in der Galerie Platz finden. 

Nach nun über 100 Ausstellungen der „PoKuSa“ haben mehrere hundert Werke ihren Weg in Privatsammlungen in Wiesbaden und Umgebung gefunden. Allein die Kuratorin Ewa Hartmann besitzt zusammen mit ihrem Mann Michael Grus inzwischen mehr als 100 polnische Kunstwerke. 

Besonders beliebt ist die alljährliche Adventsausstellung Winterart, während der die Galerie viele kleinformatige Werke zu erschwinglichen Preisen ausstellt, als Kontrapunkt zum Massenkonsum in der Vorweihnachtszeit. Pro Jahr werden fünf bis sechs Ausstellungen organisiert. Bei den Vernissagen kommt man mit den Künstler:innen in Gespräch, trifft Freunde und knüpft neue Kontakte. Und natürlich kann man auch ein Stück der Ausstellung in Form eines neu erworbenen Kunstwerks mit nach Hause nehmen.

 

[3]   Online-Pressedienst der polnischen Redaktion der Deutschen Welle vom 27.02.2019 – Joanna de Vincenz: Setna wystawa w Pokusie, wiesbadeńskim przyczółku sztuki z Polski (Hundertste Ausstellung in Pokusa, dem Wiesbadener Brückenkopf für Kunst aus Polen).

[4]   „Wiesbadener Kurier” vom 04.11.2008: Polnische Kunst in Doppelschau. 

Synergien
 

Seit Jahren ist die Galerie „PoKuSa“ eine geschätzte Partnerin und Akteurin bei den Kunstaktivitäten in Wiesbaden. 2002 schuf die Kuratorin Ewa Hartmann zusammen mit dem Galeristen Reinhard Berg die „Wiesbadener Fototage“, bei denen diverse Galerien in der Stadt gleichzeitig Arbeiten zeitgenössischer Fotokünstler:innen ausstellen, und die zunächst jährlich und nun alle drei Jahre stattfinden. Bis 2015 war Ewa Hartmann Jurorin der Wiesbadener Fototage. Daran teilgenommen haben renommierte Fotojournalisten und -künstler wie Chris Niedenthal, Tadeusz Rolke, Ryszard Kapuściński, Maciej Osika und Studierende der Hochschulen für Fotografie aus Polen. Zweimal haben die Arbeiten polnischer Künstler:innen den Publikumspreis gewonnen: Agata Wieczorek (2007) und Ol Skoczylas (2011).

Im Jahr 2007, anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Zusammenarbeit zwischen den Partnerstädten Breslau und Wiesbaden, präsentierte das Projektbüro Stadtmuseum im Rahmen der Wiesbadener Fototage Arbeiten von Studierenden der Hochschule für Fotografie aus Breslau.

Auch 2012 war die „PoKuSa“ eine der Hauptakteurinnen der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft von Wiesbaden und Breslau. Initiatorin und Organisatorin der Schau „Der Raum zwischen uns“ im Kunsthaus Wiesbaden war Ewa Hartmann, als Kurator:innen fungierten Prof. Norman Smużniak und Prof. Katarzyna Koczyńska-Kielan. Die Schau wurde von den damaligen Stadtoberhäuptern der befreundeten Städte eröffnet, vom Wiesbadener Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller sowie dem Breslauer Stadtpräsidenten Rafał Dutkiewicz.

Die Galerie „PoKuSa“ versammelt Menschen, die am kulturellen Austausch zwischen Polen und Deutschland interessiert sind. In der Region war bis zum Jahr 2022 fast 30 Jahre lang die Deutsch-Polnische Gesellschaft Mainz-Wiesbaden aktiv, ebenso ist hier der Deutsch-Polnische Verein Wiesbaden-Wrocław e.V. tätig, und das Mainzer Polonicum, das für seine Universitätsveranstaltungen bekannt ist. Die Wege vieler Menschen aus diesen Kreisen kreuzen sich in der Galerie oder bei Gastkonzerten im Rahmen der Städtepartnerschaft im Stadttheater, bei Begegnungen mit polnischen Schriftsteller:innen und Autor:innen im Wiesbadener Literaturhaus oder bei Gastvorträgen im Polonicum. Auch in der „PoKuSa“ fanden Poesieabende statt, unter anderem mit Rosemarie Bronikowski, Mark Pelc und Joanna Manc aus Frankfurt.

 

Botschafterin der Kunst
 

„PoKuSa“ ist ein Ort, an dem die Künstler:innen immer im Vordergrund stehen. Ewa Hartmann und die Mitglieder des Vereins arbeiten ehrenamtlich. Neben den kuratorischen Aufgaben umfasst ihr Tätigkeitsbereich auch den selbständigen Transport von Kunstwerken, den Galeriedienst während Ausstellungen, Vorbereitungen von Vernissagen oder die Reinigung der Galerie. Ihre Arbeit bedeutet auch, Künstler:innen bei sich zu Hause aufzunehmen und, neben dem gemeinsamen Vorbereiten der Ausstellungsräume, auch Sightseeing in der Stadt und Umgebung. Reisen nach Polen für Zwecke der Galerie oder Besuche dortiger Kunstakademien und Ateliers sind seit Jahren gleichzeitig Besuche bei Freunden, mit denen man eine gemeinsame Leidenschaft teilt. Seit Jahren arbeitet die Galerie „PoKuSa“ u.a. mit der renommierten Galerie „Galeria M“ aus Breslau zusammen. Ihre Leiterin Maria Dziedziniewicz inspiriert regelmäßig die Künstler:innen, die in der Galerie ihre Werke ausstellen, und kuratierte selbst einmal eine der Ausstellungen. 

Die Galerie ist in Wiesbaden für ihre Gastfreundschaft und Offenheit bekannt. Die Kuratorin Ewa Hartmann weiß, dass es sich lohnt, den Gästen der Galerie in einem direkten Gespräch Einblick in die Welt polnischer Kunst zu geben, auch außerhalb von Vernissagen. Während der Öffnungszeiten können alle Interessierten auf einen fachlichen Austausch mit Ewa Hartmann und dem „PoKuSa“-Team zählen. Viele nehmen regelmäßig an den Kunstveranstaltungen in der Galerie teil. Im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten ist die „PoKuSa“ zur Botschafterin für die polnische Gegenwartskunst in der Region geworden, mit der Kuratorin Ewa Hartmann und dem „PoKuSa“-Team an vorderster Stelle.

 

Joanna de Vincenz, Oktober 2022

 

Mit Dank an Ewa Hartmann und Barbara Ahlfeldt für die Bereitstellung der ausführlichen Informationen. 

 

Anm. d. Red.:

„Pokusa“ bedeutet wörtlich übersetzt auch „Versuchung/Verlockung“.