Menu toggle
Navigation

Stanisław Toegel

Stanisław Toegel (1905-1953): Hitleriada Furiosa, Verlag Antoni Markiewicz, Celle 1946

Mediathek Sorted

Mediathek
  • Abb. 1: Karikatur auf Piłsudski 1932 - aus: Album karykatur politycznych, 1932.
  • Abb. 2: Volkssturm in Weende 1944/45 - Zeichnung im Nachlass.
  • Abb. 3: Lagerzeitung 1945 - Słowo Polskie (dt. Polnisches Wort), DP Camp Osnabrück.
  • Abb. 4: Hitler-Karikatur 1945 - Lagerzeitung Słowo Polskie (dt. Polnisches Wort), DP Camp Osnabrück.
  • Abb. 5: Karikatur Fabian Zajdel 1945 - Lagerzeitung Słowo Polskie (dt. Polnisches Wort), DP Camp Osnabrück.
  • Abb. 6: Karikatur Halina Zaniewska, 1945 - Lagerzeitung Słowo Polskie (dt. Polnisches Wort), DP Camp Osnabrück.
  • Abb. 7: Selbstkarikatur, 1945 - Lagerzeitung Słowo Polskie (dt. Polnisches Wort), DP Camp Osnabrück.
  • Abb. 8: Lagerzeitung 1946 - Nasze Życie (dt. Unser Leben) - Polish Weekly, DP Camp Lippstadt.
  • Abb. 9/1: Hitleriada furiosa - Verlag Antoni Markiewicz, Celle 1946.
  • Abb. 9/2: Germania furiosa - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/3: Heute Deutschland, morgen die Welt - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/4: Die Stimme seines Herrn - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/5: Der Tag der Abrechnung - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/6: Die alte Herrlichkeit - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/7: Der Traum von der Macht - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/8: Ich will Meier heißen - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/9: Der Dummkopf des 1. Mai - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/10: Deutschland kapituliert nie - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/11: Die drei germanischen Götter - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/12: Deutschland über alles - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/13: Der kleine Unschuldige - aus der Folge Hitleriada furiosa, 1946.
  • Abb. 9/14: Vergleich: Karl Holtz - Hitler als Schlachter, 1932
  • Abb. 9/15: Vergleich: Jacobus Belsen - „Legal“, 1932
  • Abb. 9/16 Vergleich: Waak! - De Compagnons / Die Verbündeten, 1933
  • Abb. 9/17: Vergleich: Vaughn Shoemaker - Hitler als Friedensengel, 1937
  • Abb. 9/18: Vergleich: Bruce Russell - The End of the Trail, 1945.
  • Abb. 9/19: Vergleich: Herbert Marxen - Adolf Tausendjahr, nach 1945
  • Abb. 10/1: Hitleriada macabra - Verlag Antoni Markiewicz, Celle 1946.
  • Abb. 10/2: Der Schlachter - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/3: Vorläufige Untersuchungen - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/4 Kraft durch Freude - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/5: Ein Scharfschütze - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/6: SS-Sadist - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/7: An der Ghettomauer - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/8: Untersuchungen - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/9: SS-Bestie - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/10: Die Wissenschaft als Folterknecht - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 10/11: Die Eroberer - aus der Folge Hitleriada macabra, 1946.
  • Abb. 11/1: Polski wojak - Verlag Antoni Markiewicz, Celle 1946.
  • Abb. 11/2: Uns gehört die Welt - aus der Folge Polski wojak, 1946.
  • Abb. 11/3: Kerle wie Rasiermesser - aus der Folge Polski wojak, 1946.
  • Abb. 11/4: Zwinkern zwecklos - aus der Folge Polski wojak, 1946.
  • Abb. 11/5: Ich fraternisiere nicht - aus der Folge Polski wojak, 1946.
  • Abb. 12/1 Olymp of Today - Verlag Strażnica, Celle 1947.
  • Abb. 12/2: Atlas - aus der Folge Olymp of Today, 1947
  • Abb. 12/3: Merkur - aus der Folge Olymp of Today, 1947.
  • Abb. 12/4 Hefaistos - aus der Folge Olymp of Today, 1947.
  • Abb. 13: Vergleich Else Wenz-Viëtor - Brettspiel „Die Biene Maja“, 1920er Jahre, mit Illustrationen von Else Wenz-Viëtor.
  • Abb. 14: Ausstellungs-Plakat 2015 - Ausstellung im Oberschlesischen Museum in Bytom.
  • Przygoda Kosmatki

    Text: Rozmaryna Łozińska, Bilder: Stanisław Toegel. Verlag Strażnica, Celle 1947. Biblioteka Narodowa, Warschau: 1.980.926 A Cim.
  • Ein Märchen von dem Bienchen „Meja“

    Text: Anonym, Bilder: Stanisław Toegel. Verlag Strażnica, Celle 1947. Privatbesitz
  • Stanisław Toegel - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch - In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.

    Stanisław Toegel - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.
Stanisław Toegel (1905-1953): Hitleriada Furiosa, Verlag Antoni Markiewicz, Celle 1946
Stanisław Toegel (1905-1953): Hitleriada Furiosa, Verlag Antoni Markiewicz, Celle 1946

Nach dem Ende des Krieges kam Toegel nach Osnabrück in eines der von der britischen Besatzungsmacht eingerichteten Auffanglager für Displaced Persons, also für Zivilpersonen, die sich aufgrund des Krieges und der NS-Gewaltherrschaft außerhalb ihres Heimatlandes aufhielten, ohne Hilfe nicht dorthin zurückkehren oder sich in einem anderen Land ansiedeln konnten. Hierzu gehörten in der Mehrzahl ehemalige Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Häftlinge von Konzentrationslagern. In Osnabrück gab es drei DP Camps, die man im September/Oktober 1945 eingerichtet hatte und in denen Polen untergebracht waren: das DP-Assembly Center, das DP-Camp „Fernblick“ und der Polish Collection and Repatriation Point.[7] In einem dieser Lager arbeitete Toegel an der Lagerzeitung Słowo Polskie (dt. Polnisches Wort) mit, für die er (erkennbar an der Signatur „S“) das Titelsignet (Abb. 3), eine Hitler-Karikatur (Abb. 4) sowie Karikaturen auf den Vize-Kommandanten des Lagers, Fabian Zajdel (Abb. 5), die Malerin Halina Zaniewska (Abb. 6) und auf sich selbst (Abb. 7) zeichnete. Für die Titelseite der Lagerzeitung Nasze Życie (dt. Unser Leben) - Polish Weekly, die im Februar 1946 im DP Camp in Lippstadt erschien, entwarf er eine Karikatur, die vermutlich den britischen Lagerkommandanten zeigt und die er jetzt selbstbewusster mit „SToegel“ signierte (Abb. 8).

Vor allem aber komplettierte er in Osnabrück die Folge „Hitleriada furiosa“, in der jene Blätter, die nicht im Zwangsarbeitslager in Göttingen entstanden waren, die Datierung „Osnabrück 1945“ tragen (Abb. 9/4, 9/6, 9/7, 9/13). In der Folge „Hitleriada macabra“ ist nur das erste Blatt nach „Göttingen“ datiert (Abb. 10/2), während bei allen anderen Blättern die Ortsbezeichnung fehlt. Es ist kaum anzunehmen, dass es sich bei den mit „Göttingen“ datierten Karikaturen tatsächlich um die „geheim und in Eile“ gezeichneten und dann erst später aquarellierten originalen Vorlagen handelt. Den gedruckten Karikaturen beider Folgen liegen vielmehr sorgfältig mit Feder und Aquarell ausgeführte Reinzeichnungen zugrunde, in denen die Datierung „Göttingen 1945“ nur den Ort der Idee und der ersten schnellen Skizze bezeichnet.

Beide Folgen wurden in Auflagen von 1.450 Stück als Offset-Lithographien in der Graphischen Kunstanstalt und Offsetdruckerei Emil Falke[8] in Hamburg gedruckt und von dem alteingesessenen Drucksachen-Handel F. W. Döbereiner[9] in Hamburg-Groß Flottbek vertrieben. Als Verleger und Inhaber des Copyrights fungierte Antoni Markiewicz in Celle (Abb. 9/1, 10/1).[10] Vermutlich war Markiewicz ebenfalls ehemaliger Insasse eines der DP-Lager in Osnabrück. Sein Verlag in Celle war offenbar einer jener zahlreichen polnischen Verlage und Buchhandlungen, die ab Mai 1945 aus dem Kreis der polnischen DPs heraus gegründet wurden, um bei den etwa 1.200.000 Polen, die sich nach Kriegsende in Deutschland aufhielten, das Bedürfnis nach Büchern zu stillen.[11] Markiewicz verlegte neben drei Karikatur-Werken von Toegel nur noch eine englische Sprachlehre und das Buch „Rzeczpospolita“ von Julian Suski (1896-1978) und trat nach 1946 nicht mehr in Erscheinung.[12]

In der Folge „Hitleriada furiosa“ feiert Toegel den Sieg über die Nazidiktatur, indem er mit den Mitteln von Karikatur und Satire den Größenwahn der deutschen Führung aufs Korn nimmt. So tanzt die Personifizierung Deutschlands, „Germania furiosa“ (also die unsinnig rasende Germania), als leicht bekleidetes, fettes Revuegirl mit Stahlhelm und blutigem Dolch auf einem „V“ für „Victory“, während Granaten einschlagen und „Volksverräter“ oder „Deserteure“ der eigenen Truppen an Galgen vor einer zerstörten Stadt hängen (Abb. 9/2). Hitler übt als gealtertes und abgemagertes Männchen den Stechschritt (Abb. 9/3) und ein zwergenhafter Goebbels deklamiert als „großer Josef“ Durchhalteparolen, während ein Vogel seine Notdurft auf dem Hakenkreuz verrichtet (Abb. 9/4). Geifernd und mit schlotternden Knien verkündet Goebbels schließlich: „Deutschland kapituliert nie!“ (Abb. 9/10). Hitler erhält zweifelnd und zaudernd auf dem Schoß von Gevatter Tod die Nachricht vom „Tag der Abrechnung“ (Abb. 9/5), während er und Himmler auf einem Fass mit der Aufschrift „Deutsches Reich“ in stürmischer See und mit zerfetzter Reichskriegsflagge dem Untergang entgegen segeln (Abb. 9/6). Als vermeintlicher Friedensengel schwebt Hitler über der mit Konzentrationslagern übersäten Weltkugel (Abb. 9/7) und hält, geschmückt mit einer Narrenkappe, eine Mai-Ansprache vor den als Schweinsköpfe charakterisierten Braunhemden der NSDAP (Abb. 9/9). Hitler, Himmler und Göring verteidigen mit Schwert, Keule und Streitaxt als „germanische Götter“ Berlin vor der Kulisse der eigenen kapitulierenden Truppen, während die skelettierte „Germania“ im Blut zerfließt (Abb. 9/11). Schließlich sitzt Hitler weinend auf den Trümmern der Berliner Reichskanzlei (Abb. 9/12). Göring, von den Deutschen als „Hermann Meier“ verspottet, wird mit der für ihn typischen weißen Uniform und dem ihm zugeschriebenen Ausspruch aufs Korn genommen: „Ich will Meier heißen, wenn auch nur ein feindliches Flugzeug über Deutschland erscheint.“ (Abb. 9/8) Als „Unschuldslamm“ ist er schließlich vor dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu sehen, weil „ein anderer“, nämlich Hitler, die alleinige Schuld trage (Abb. 9/13).

 

[7] ITS International Tracing Service / Internationaler Suchdienst, Arolsen, Britische Zone, DP Camps, http://dpcampinventory.its-arolsen.org

[8] Adressbuch Hamburg 1947: Falke, Emil, gegründet 1892, Graphische Kunstanstalt, Offsetdruckerei, Große Reichenstraße 47. – Dieser Betrieb war über Jahrzehnte durch den Druck der Hamburger Stadtpläne bekannt.

[9] Adressbuch Hamburg 1947: Döbereiner, F.W., Druckereifachmann, Drucksachen-Großhandel u. Bürobedarf, Dahlmannstr. 1 (heute: Hammerichstraße). F.W. Döbereiner existierte als Verlag bereits am Beginn des 19. Jahrhunderts und verlegte in den 1890er-Jahren das Altonaer Adressbuch.

[10] Die Folge „Hitleriada furiosa“ trägt auf dem hinteren Vorsatzpapier den Druckvermerk „Wszelkie prawa autorskie zastrzeżone / All rights reserved / Copyright 1946 by Antoni Markiewicz / Printed in Germany by Emil Falke, Hamburg II / for F.W. Döbereiner, Hamburg-Groß Flottbek“.

[11] Agnieszka Łakomy: Der Buchhandels- und Verlagsmarkt für polnische Displaced Persons nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland und die Verbreitung polnischer Literatur durch Bibliotheken, in: Bibliotheksdienst, 48. Jahrgang, Heft 11, 2014, Seite 881-894. Vergleiche die Dissertation von Agnieszka Łakomy: Polska książka na obczyźnie. Niemcy Zachodnie (1945–1950) (Nauka - Dydaktyka - Praktyka, 129), Warschau 2011. – Jeweils ein Exemplar von Toegels „Hitleriada furiosa“ und „Hitleriada macabra“, die 2009 im Auktionshaus Dreweatts & Bloomsbury in London angeboten wurden (https://www.liveauctioneers.com/item/6173361_toegel-s-hitleriada-furios…), tragen den Stempel „Polski Związek“, der auf den Polnischen Verband der Zwangsausgesiedelten (Polski Związek Wychodźstwa Przymusowego) hinweist. Diese Organisation, so Łakomy (2014), betrieb „den am besten funktionierenden polnischen Verlag im Nachkriegsdeutschland“.

[12] T.W. Mac Callum: Nauka angielskiego szybko, łatwo i przyjemnie, Celle: Antoni Markiewicz 1946 (Biblioteka Polska POSK w Londynie); Jerzy Pomian (= Julian Suski): Rzeczpospolita, Celle: Antoni Markiewicz 1946 (Polnische Nationalbibliothek / Biblioteka Narodowa, Warschau: 307.266) – Über den weiteren Verbleib von Antoni Markiewicz ist trotz intensiver Suche nichts bekannt (freundliche Mitteilung von Dr. Agnieszka Łakomy vom 5.3.2016).