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Daniel Chodowiecki - Die Polonica

Chodowiecki porträtiert den Fürstprimas, Danzig 1773. Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig. Eine Künstlerfahrt im Jahre 1773 von Daniel Chodowiecki, Berlin 1895

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  • Abb. 1: Chodowieckis Grab - Ehrengrab auf dem Französischen Friedhof, Berlin
  • Abb. 2: Mit Familie - Das Familienblatt des Künstlers, 1771
  • Abb. 3: Kaschubisches Dorf - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 4: Stall bei Donnemörse - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 5: Landhaus bei Oliva - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 6: Vorstädtischer Graben - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 7: Geistlicher - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 8: Mönche - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 9: Stall eines Polen - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 10: Englisches Haus - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 11: Kaufmann Gerdes - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 12: Mönch - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 13: Polnische Flößer - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  •  Abb. 14: Kniende Frau - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 15: Betende - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 16: Betende Frau - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 17: Die Wojewodin - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 18: Der Fürstprimas - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  •  Abb. 19: Der Wojewode - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 20: Der Fürstprimas - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 21: Fräulein Ledóchowska - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 22: Gräfin Chapska - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 23: Brustbilder - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 24: Fräulein Chrzaszczewska - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 25: Der Fürstprimas - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 26: Madame Öhmchen - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 27: Gräfin Podoska - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 28: Mittagstafel - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 29: Starost und Gräfin - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 30: Betende Frau - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 31: Betende Frau - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 32: Kniende Frau - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 33: Stehende Frau - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 34: Dominikanerpater - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 35: Fräulein Ledóchowska - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 36: Madame Öhmchen - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 37: Strażnik Czapski - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 38: In der Dominikanerkirche - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 39: Drei polnische Figuren - aus: Reise von Berlin nach Danzig, 1773
  • Abb. 40: Polnischer Flößer - aus: Heiratsanträge, 1782
  • Abb. 41: Verjüngter Greis - Titelbild zu einer Geschichte von Ignacy Krasicki, 1785
  • Abb. 42: Auge der Vorsehung - Vignette für ein Gebet, 1787
  • Abb. 43: Entführung - aus: Darstellungen aus der neuen Geschichte, 1790
  • Abb. 44: Im Sejm - aus: Darstellungen aus der neuen Geschichte, 1790
  • Abb. 45: Die Verfassung - aus: Begebenheiten aus der neueren Zeitgeschichte, 1793
  • Abb. 46: Revolution Polens - aus: Sechs Blätter zur neueren Geschichte, 1793
  • Abb. 47: Eine Konferenz - aus: Zwölf Blätter zur Brandenburgischen Geschichte, 1794
  • Abb. 48: Der Piast - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1795
  • Abb. 49: Bolesław II. - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1795
  • Abb. 50: Deutschordens-Ritter - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1795
  • Abb. 51: Rafał Leszczyński - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1795
  • Abb. 52: Sobieski - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1795
  • Abb. 53: Sobieski - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1795
  • Abb. 54: Kasimir der Große - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen (Schluß), 1796
  • Abb. 55: Konrad von Masowien - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen (Schluß), 1796
  • Abb. 56: Der Hochmeister - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen (Schluß), 1796
  • Abb. 57: Schlägerei - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen (Schluß), 1796
  • Abb. 58: Religionsgespräch - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen (Schluß), 1796
  • Abb. 59: Stanisław Leszczyński - aus: 6 Blätter zur Geschichte von Polen (Schluß), 1796
  • Abb. 60: Vor Praga - aus: 8 Blätter zur Geschichte Katharina’s II., 1797
  • Zwischen Bach und Goethe - Daniel Chodowiecki auf einem Wandrelief am Aufgang der Alten Nationalgalerie in Berlin (Ausschnitt).
  • Zwischen Bach und Goethe - Daniel Chodowiecki auf einem Wandrelief am Aufgang der Alten Nationalgalerie in Berlin (Ausschnitt).
  • Daniel Chodowiecki - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch - In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.

    Daniel Chodowiecki - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.
Chodowiecki porträtiert den Fürstprimas, Danzig 1773. Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig. Eine Künstlerfahrt im Jahre 1773 von Daniel Chodowiecki. 108 Lichtdrucke nach den Originalen in der Akademie der Künste in Berlin mit erläuterndem Text und einer Einführung von Professor Dr. W. von Oettingen, Berlin: Amsler & Ruthardt, Kunsthändler, 1895 (Originalzeichnung in der Akademie der Künste, Berlin, Inv. Nr. Chodowiecki 62)
Chodowiecki porträtiert den Fürstprimas, Danzig 1773. Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig. Eine Künstlerfahrt im Jahre 1773 von Daniel Chodowiecki, Berlin 1895

Als Chodowiecki am 3. Juni 1773 zu Pferd von Berlin nach Danzig aufbrach, hatte er seine Heimatstadt und seine Mutter dreißig Jahre lang nicht mehr gesehen. Zwei Tage zuvor hatte er beim Stadtkommandanten von Berlin, dann beim Gouverneur, schließlich beim Berliner Polizeidirektor und letztlich beim Stadtsekretär einen Reisepass beantragen müssen. Die Reise würde, wie man ihm sagte, zehn bis zwölf Tage dauern. Probleme bei der Einreise in Danzig sollte es keine geben, denn die Stadt habe ihre Freiheit behalten und der preußische König zum Ausgleich dafür zwei Wojewodschaften bekommen.[16] Im Jahr zuvor war Danzig, das seit dem 15. Jahrhundert als selbständige Stadtrepublik zur polnischen Krone gehört hatte, bei der ersten Teilung Polens zur freien Enklave geworden, während Westpreußen vom Königreich Preußen vereinnahmt worden war. Erst bei der zweiten Teilung Polens 1793 kam auch Danzig zu Preußen. 

Schon nach acht Tagen, am 11. Juni, erreichte Chodowiecki Danzig und reiste zwei Monate später, am 18. August wieder nach Berlin zurück. Nicht nur die 108 Zeichnungen, sondern auch das umfangreiche in französischer Sprache geschriebene Tagebuch berichten von der Reise. Es existiert heute nur noch in einer sorgfältigen Abschrift, die 1976 aus dem Besitz der Nachfahren des Künstlers in die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin gelangte. Schon die erste Buchveröffentlichung der Zeichnungen 1895 von Wolfgang von Oettingen (1859-1943), Professor für Kunst- und Literaturgeschichte an der Düsseldorfer Kunstakademie, später Sekretär der Berliner Akademie der Künste, dann Direktor des Goethe-Nationalmuseums in Weimar, enthält zu jeder Zeichnung einen Kommentar, der die die zugehörigen Stellen aus dem Tagebuch referiert. 1994 veröffentlichte der Kunsthistoriker Willi Geismeier (1934-2007) die Zeichnungen und das von Claude Keisch übersetzte Tagebuch in zwei Bänden, wobei wiederum die Zeichnungen mit Kommentaren nach dem Tagebuch versehen sind und das Tagebuch auf die zugehörigen Zeichnungen verweist. 

Nach seinem Ritt durch Brandenburg und Pommern über Freienwalde, Plathe, Köslin und Stolp erreichte Chodowiecki am 10. Juni einige kaschubische Dörfer und bei Donnemörse/Donimierz Gebiet, das im Jahr zuvor noch zu Polen gehört hatte. In seiner vierzehnten Reisezeichnung (Abb. 3) ebenso wie in seinem Tagebuch schilderte er, wie eine Frau ihm in einem kaschubischen Dorf ein zwei- oder dreijähriges Kind als Geschenk anbot, das sie angeblich gefunden hätte. Ein schlesischer Kaufmann, den Chodowiecki einige Dörfer zuvor in einem Wirtshaus getroffen hatte, bot an, es auf seiner Rückreise mitzunehmen, um es einem kinderlosen Mann zu geben. Im Stall der Posthalterei von Donnemörse (Abb. 4) versuchten der Postmeister und sein Postillion, Chodowiecki sein Pferd abzukaufen oder es gegen einen „polnischen Fuchs“ zu tauschen, während der schlesische Kaufmann interessiert zuhörte. Chodowiecki lehnte jedoch ab. Über Oliva, wo er zwei Männer in polnischer Tracht und eine Dame mit modischer Kleidung vor einem zum Kloster gehörenden Landhaus zeichnete (Abb. 5), erreichte er am preußischen Schlagbaum die Stadtgrenze von Danzig, während in der Ferne schon der Stadtteil Langfuhr zu sehen war.  

In Danzig standen für Chodowiecki natürlich die Ankunft in seinem Elternhaus, die Begegnung mit der Mutter, den beiden Schwestern und den beiden alten Tanten Justine Ayrer, einer unverheirateten Schwester seiner Mutter, und Concordia Chodowiecka, der Witwe seines Onkels Samuel, im Vordergrund. Als der Alltag wieder einkehrte, verließ er das Haus, um Besuche zu machen. Noch hatte er keinen Kontakt zur polnischen Gemeinde. Auf seinen Wegen durch Danzig begegnete er aber natürlich zahlreichen Polen, die er beiläufig oder absichtlich in seinen Zeichnungen festhielt. Sein Pferd hatte er gegen ein Entgelt in einer Kaserne am Vorstädtischen Graben untergebracht. Am rechten Rand der Szene zeichnete er einen Mann in polnischer Adelstracht (Abb. 6). Am selben Tag begegnete ihm auf der Grünen Brücke, die über die Mottlau auf die Speicherinsel führt, ein katholischer Geistlicher, den er zeichnete (Abb. 7). Einige Tage später besuchte er die Karmeliterkirche St. Joseph, auch Weißmönchenkirche genannt, wo er zwei der mit weißen Kutten gekleideten Mönche festhielt (Abb. 8). „Ohnweit Weiss Mönchen“ besuchte er den Pferdestall eines vornehmen Polen, in dem ein Stallknecht mit polnischer Frisur gerade ein Pferd striegelte (Abb. 9). Einem weiteren Mönch begegnete er drei Tage später auf dem Damm und zeichnete ihn in Rückansicht (Abb. 12). 

 

[16] Daniel Chodowiecki … Das Tagebuch 1994, Seite 7