Johannes a Lasco
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In Paris trennen sich die Wege der Łaski-Brüder. Hieronymus reist im September erneut über Basel zurück nach Polen und nimmt Briefe an den polnischen König mit, in denen Erasmus sich kritisch über den deutschen Reformator Martin Luther (1483-1546) äußert. Johannes macht sich erst im Frühjahr 1525 auf den Weg zurück nach Polen, sucht erneut Erasmus in Basel auf, quartiert sich zur Miete in dessen umfangreichem Gebäudekomplex ein und bleibt für ein halbes Jahr. Briefe belegen, dass Erasmus und Johannes a Lasco viel Zeit miteinander verbracht haben, a Lasco wohl die gemeinsame Haushaltsführung bezahlt hat, sie die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen und dabei Gespräche über theologische und politische Fragen geführt haben.[5]
Die Themen, die zwischen Erasmus und a Lasco erörtert worden sind, haben sicherlich den Dissens über die Abendmahlstheologie zwischen den Schweizer Reformatoren und Luther beinhaltet, das Verhältnis von Obrigkeit und Kirche, den Bauernkrieg ebenso wie die Verhältnisse in Polen. 1524 hat Erasmus in seiner Schrift „De libero arbitrio“ (Über den freien Willen) Stellung gegen Luther bezogen. Noch während a Lascos Aufenthalt in Basel erscheinen Reaktionen darauf, bald nach seiner Abreise kommt Luthers Gegenschrift „De servo arbitrio“ (Über den unfreien Willen) heraus, über deren Wirkung sich a Lasco, zurück in Polen, weiterhin auf dem Laufenden halten wird. Persönlich berichtet er Erasmus über die humanistischen Kreise in Polen und empfiehlt ihm erfolgreich, hohen polnischen Beamten, Klerikern und dem polnischen König Schriften und Briefe zukommen zu lassen. Auch zu anderen Humanisten wie dem Juristen Bonifacius Amerbach (1495-1562), dem Universalgelehrten Heinrich Glarean (1488-1563) und dem Philologen Beatus Rhenanus (1485-1547) pflegt a Lasco freundschaftlichen Kontakt, unterstützt sie mäzenatisch und widmet ihnen später Schriften.[6]
Gegenüber Erasmus entschließt sich a Lasco zu einer weiteren, vertraglich vereinbarten mäzenatischen Großtat: Er erwirbt dessen Bibliothek einschließlich aller noch hinzukommenden Bücher zu einem Gegenwert von 400 Goldgulden, überlässt Erasmus aber die Bücher bis zu dessen Lebensende zur vollen Nutzung. Die Hälfte dieses Betrags, der drei bis vier Jahresgehältern eines Professors entspricht, zahlt a Lasco sofort. Ausgeschlossen bleibt ein Konvolut von griechischen Handschriften. Die verbleibende Summe wird a Lasco erst 1536 nach dem Ableben von Erasmus an die Nachlassverwalter zahlen, woraufhin ihm die Bibliothek nach Krakau geliefert werden wird. Zwei Jahre später wird er auch die noch verbliebenen Handschriften erwerben.[7]
Auf Wunsch seines Onkels oder auf Anordnung des polnischen Königs kehrt a Lasco im Frühjahr 1526 nach einem zwischenzeitlichen Aufenthalt in Italien nach Polen zurück. In Krakau nimmt er seine Tätigkeit als königlicher Sekretär wieder auf und wird noch im selben Jahr zum Propst von Gnesen ernannt. Im Dienst des Königs nimmt er an den Parlamentssitzungen von Senat und Sejm teil. Zu seinen Aufgaben als Dompropst gehört die Organisation von Bischofssynoden, von denen sich jene von 1527 unter der Leitung des Primas unter anderem mit der Bekämpfung der lutherischen Einflüsse aus Deutschland beschäftigt. Daneben befasst sich a Lasco mit humanistischen Studien, fördert diese an der Krakauer Universität, unterstützt Professoren und Studenten finanziell und beschäftigt Buchhändler und Kuriere, die für ihn Bücher und Handschriften bis aus Russland besorgen. Im Kreis der polnischen Humanisten besitzt er durch seine enge Verbindung zu Erasmus hohes Ansehen und steht mit Gelehrten, durch seine offiziellen Aufgaben natürlich auch mit Politikern und Kirchenleuten in engem Kontakt.[8] Ein Buch aus seinem Besitz, eine Bibelkonkordanz von 1526 in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden, belegt mit ihrem prächtigen, mit Monogramm und Familienwappen geschmückten Einband[9] nicht nur sein ausgeprägtes bibliophiles Interesse, sondern strahlt, so Henning P. Jürgens, „das Selbstbewusstsein aus, das a Lasco damals hatte: Er war ein reicher, begabter, gebildeter junger Mann in aussichtsreicher Position, mit besten Kontakten und der Perspektive auf eine Karriere bis hinein in die höchsten Ämter der polnischen Gesellschaft.“[10]
[5] Ebenda, Seite 46-53
[6] Ebenda, Seite 53-61
[7] Ebenda, Seite 61-71
[8] Henning P. Jürgens 1999 (siehe Literaturliste 1.), Seite 12 f.
[9] Concordantiae maiores sacrae Bibliae, Straßburg 1526; Jürgens 1999 (siehe Literaturliste 2.), Seite 138 f.
[10] Jürgens 1999 (siehe Literaturliste 1.), Seite 14