Johannes a Lasco
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A Lascos Bruch mit der katholischen Kirche und mit seinen geistlichen Ämtern in Polen ist noch radikaler: Im Kreis der Löwener Reformierten lernt er eine Frau Barbara kennen, „pauperculam sine ulla dote uxorem“ (eine ärmliche Frau ohne irgendeine Mitgift), und heiratet sie zu Beginn des Jahres 1540. Bereits im April trifft die Nachricht darüber bei König Sigismund in Polen ein, der umgehend die Meinung des Papstes über einen möglichen Entzug aller Ämter und Pfründen des „Lutheraners“ Johannes Łaski einholt. Zur Jahresmitte ist a Lascos Heirat in Polen allgemein bekannt, am Jahresende die Neuverteilung seiner Posten und Einkünfte bereits abgeschlossen. In Löwen hat nun auch er die Verfolgung durch die Inquisition zu befürchten. Gleichzeitig mit Hardenberg verlassen a Lasco und seine Frau die Stadt und gehen nach Emden, 3000 Einwohner zählender Hauptort der Grafschaft Ostfriesland, der außerhalb des Herrschaftsbereichs der Habsburger liegt. Der amtierende Regent, Enno II. (1505-1540), ist für seine liberale Religionspolitik und verschiedene, teilweise gescheiterte kirchliche Reformen bekannt. Er bietet a Lasco bald nach dessen Eintreffen die Position eines Superintendenten von Ostfriesland an. Dieser lehnt jedoch zunächst ab.[12]
Als Hieronymus auf einer Rückreise von Konstantinopel erkrankt und auf dem Sterbebett liegt, reist a Lasco noch einmal nach Polen. Nach dem Tod des Bruders im Dezember 1541 unternimmt er einen Versuch, wieder in seine verlorenen Ämter eingesetzt zu werden. Vor dem Domkapitel in Krakau legt er einen Eid ab, dass er, so Jürgens, „nicht wesentlich von den Lehren der katholischen Kirche abgewichen“[13] sei, wobei er seine Heirat verschweigt. Als Folge dieser „Confessio“ wird er im März 1542 wieder in seine Ämter eingesetzt und erhält die entzogenen Einkünfte erstattet. Die Motivation für diese Prozedur vermutet Jürgens neben dem konkreten finanziellen Interesse darin, mithilfe der zurückgewonnenen Ämter „seine reformhumanistischen Ideale in der polnischen Kirche umsetzen zu können“.[14] Als a Lasco jedoch wieder kein Bischofsamt in Aussicht gestellt wird, kehrt er Anfang Mai nach Emden zurück.[15]
Um die Jahreswende 1542/43 beruft ihn Anna von Oldenburg (1501-1575), Witwe Ennos II. und Regentin für ihre minderjährigen Söhne, zum Superintendenten der ostfriesischen Kirche, die zu dieser Zeit weitgehend ungeordnet ist. Dieses Mal nimmt a Lasco an. Trotz einer bestehenden Kirchenordnung werden bei den Protestanten unterschiedliche liturgische Formen und Abendmahlsriten, entweder nach Luther oder nach Zwingli, praktiziert, wechselt die Lehre unter den Predigern und von Dorf zu Dorf. In den Klöstern wird die katholische Messe gelesen. Immer neue protestantische Gemeinschaften und Täufer kommen als Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden nach Ostfriesland.[16]