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Maczków. Polnische Enklave in Norddeutschland

Die zuerst in Lwów, dann in Maczków unbenannte Stadt Haren, 1945.

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Die zuerst in Lwów, dann in Maczków unbenannte Stadt Haren, 1945.
Die zuerst in Lwów, dann in Maczków unbenannte Stadt Haren, 1945.

Polnische Verwaltung

Der Aufbau einer Verwaltung war für die Organisation des Lebens der polnischen Gemeinschaft elementarer Bedeutung. Daher wurden ein Bürgermeister und ein zwölfköpfiger Stadtrat gewählt. Der erste Amtsinhaber hieß Zygmunt Gałecki. Sein Nachfolger war Mieczysław Futa. Außerdem gab es ein neues Amtssiegel mit einem neuen Wappen, das die Feldzeichen I. Panzerdivision zeigte: eine Mohnblume, einen Stahlhelm und einen Husarenflügel. 

Eine der Hauptaufgaben der Stadtverwaltung bestand in der die Zuteilung von Lebensmitteln, Sachleistungen und Unterkünften. Es gab auch wieder eine Polizei und eine Feuerwehr. Desweitern wurde eine Gemeinschaftsverpflegung eingerichtet, was angesichts der vielen allein auf sich gestellten Menschen und der Ressourcenprobleme wichtig war. Die Lebensmittelversorgung lag zunächst in den Händen der Militärbehörden und ging dann auf die Hilfsorganisationen wie die UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Agency) und die IRO (International Refugee Organisation) über.

 

Kultur

 

Das kulturelle Leben Maczkóws blühte auf. Es gab das Wojciech-Bogusławski-Volkstheater (Teatr Ludowy im. Wojciecha Bogusławskiego) und das Puppentheater „Kukiełki Maczkowskie“ (Maczkower Marionetten). Im Januar 1946 brachten beide Theater vier Stücke auf die Bühne. Großer Beliebtheit erfreute sich die satirische Aufführung „Big Laundry“ (Große Wäsche), die den Alltag in der nun polnischen Stadt thematisierte. Die Einwohner besuchten diese Vorstellungen gern. Das Theater mit seinen 300 Plätzen war jedes Mal bis auf den letzten Platz ausverkauft. 

Ebenso sehr wurde die Presse gelesen, die von den DPs und von der polnischen Division herausgegeben wurde. In Maczków erschien die Zeitung „Biuletyn“ (Das Bulletin), man las aber auch das „Dziennik Żołnierza 1. Dywizji Pancernej“ (Soldatentageblatt der Ersten Panzerdivision) und die „Defilada. Tygodnik Polskich Sił Zbrojnych w Niemczech“ (Die Parade. Wochenzeitschrift der Polnischen Streitkräfte in Deutschland). Die beiden letztgenannten Publikationen erschienen bis zur Verlegung der Division nach Großbritannien im Mai 1947 in einer Gesamtauflage von 90.000 Exemplaren. Zudem gab es die Warschauer Zeitschrift „Repatriant“ (Der Heimkehrer) in der Stadt, die aber keine Resonanz in Maczków fand, da Propaganda, mit der zur Rückkehr in die Heimat aufgerufen wurde, zu offen war und die Informationen über die Lebensbedingungen in Polen zu spärlich und ungewiss.

In der Stadt gab es auch ein Kino, eine Bibliothek mit einem Lesesaal und einige Kulturräume. Großer Beliebtheit erfreuten sich die Tanzlokale, in denen sich die Menschen drei Mal in der Woche zu den Klängen eines eigens zu diesem Zweck eingerichteten Orchesters amüsieren konnten.

Maczków wurde auch regelmäßig von Künstlern aufgesucht, die von der polnischen Abteilung der YMCA und der I. Panzerdivision vermittelt wurden. Das Repertoire bot eine vielfältige Abwechslung, vom Musical über Ballettabende bis zum Kabarett. Die Bürger der Stadt hatten auch die Gelegenheit, den Rezitationen des Dichters Konstanty Ildefons Gałczyński zu lauschen. Den Bau des Theaters hat der bedeutende Regisseur Leon Schiller unterstützt. Sogar ein Zirkus gastierte in der Stadt an der Ems. Zudem hielten sich in Maczków junge Kunsteleven auf, die nach ihrer Rückkehr nach Polen beziehungsweise nach der Ausreise in andere Länder großen Ruhm erlangten, beispielsweise Józef Szajna, der führende Vertreter der polnischen Kunst und des polnischen Theaters, und der berühmte Architekt Norbert Gawroński, der später in Amsterdam gearbeitet hat.